Medizin

Vivae Imagines Partivm Corpris Hvmani

Juan Valverde: Vivae Imagines Partivm Corpris Hvmani aereis formis expressaeJuan Valverde
Vivae Imagines Partivm Corpris Hvmani aereis formis expressae
Kupferstiche von Pieter und Frans Huys
Antwerpen,
Christopher Plantin, 1566 
SLUB: Anat.A.138.bbd, aufgeschlagen: S. 10/11
Katalog 1574, fol. 123r, Nr. 103


Bis zur ersten Veröffentlichung von Andreas Vesalius‘ (1514–1564) De humani corporis fabrica libri septem 1543 war das frühneuzeitliche Wissen um den Aufbau des menschlichen Körpers auf äußerliche Betrachtungen und die wohlmeinende Rezeption historischer Autoritäten wie den griechischen Arzt Galen (ca. 129–216) beschränkt. Erst Vesalius (1514–1564) wies durch Obduktionen an menschlichen Körpern nach, dass Galen bei der Sektion von Tieren falsche Schlüsse in Bezug auf die menschliche Anatomie gezogen hatte.

Zuerst in Italien (1559/1560) und schließlich 1566 in Antwerpen veröffentlichte der spanische Anatom Juan Valverde (um 1525–um 1588) sein Buch Vivae Imagines Partivm Corpris Hvmani, für das er Vesalius‘ Holzschnitte als Vorlage verwendete. Die anatomischen Tafeln wurden auf Kupferplatten übertragen und mit Ergänzungen und anatomischen Korrekturen versehen. Der Druck erfolgte in der traditionsreichen Offizin Christopher Plantins (1500–1589) in Antwerpen.

Johan Neefe : Arzneibuch

Johan Neefe: ArzneibuchHandschrift auf Pergament. 165
SLUB: Mscr.Dresd.App.2975, aufgeschlagen: fol. 190v/191r
Katalog 1574, fol. 70r, Nr. 392


Johann Neefe (1499–1574) trat nach dem Studium der Medizin und einigen Jahren als praktischer Arzt und Apotheker in Annaberg und Joachimsthal ab 1544 als Leibarzt in die Dienste der Kurfürsten Moritz (1521–1553) und August. Neben der ärztlichen Betreuung der kurfürstlichen Familie wurde er bei ernsthaften Erkrankungen auch an andere europäische Höfe geschickt. Das im 16. Jahrhundert noch sehr elitäre Wissen um die Wirkung und Zusammensetzung von Arzneimitteln beruhte zum großen Teil auf praktischen Erfahrungen des Arztes, auf Erfolgen und Misserfolgen und wurde zumeist nur handschriftlich fixiert.

Die SLUB verwahrt heute mehrere Arzneihandschriften Johann Neefes, von denen die hier gezeigte wohl die schönste ist. Auf 165 Blättern trug Neefe unzählige Rezepturen für die unterschiedlichsten Beschwerden zusammen, so zum Beispiel gegen die Pest, gegen Hautkrankheiten oder Zahnleiden. Dabei schrieb er nicht nur seine eigenen Rezepte nieder, sondern auch ihm bekannte Remedien anderer Ärzte und Apotheker, beispielsweise Johannes Kentmanns oder der Kurfürstin Anna.