Wissen ordnen. Die frühen Bücher der Kurfürsten August und Christian von Sachsen

Einleitung

Im Kontext seiner Sammlungen verstand der protestantische Kurfürst August die Bibliothek gleichermaßen als Wissensspeicher und Repräsentationsobjekt. Er ließ um das Jahr 1556 eine Auswahl moderner Literatur einheitlich in Leder binden und mit seinen Wappen und Initialen versehen. Diese Büchersammlung war die Keimzelle der kurfürstlichen Bibliothek, die in knapp zwei Jahrzehnten so stark angewachsen war, dass zu deren Gebrauch ein Katalog angelegt werden musste. Heute ist dieser Katalog aus dem Jahr 1574 mehr als nur das erste Nachweisinstrument über den Bestand der kurfürstlichen liberey. Das Ordnungssystem gibt uns Aufschluss über das Wissenschaftssystem der Zeit, und die Schwerpunkte im Bestand zeigen die Vorlieben sowie den Literaturbedarf des sächsischen Kurfürsten. Neben den deutlich dominierenden theologischen und historischen Büchern sind zahlreiche philosophische und juristische Werke, aber auch Bücher zu praktischen Wissenschaften, wie Mathematik und Perspektive, Architektur, Astronomie oder Medizin verzeichnet. Zusätzlich zur liberey befanden sich kleinere Büchersammlungen in den Privaträumen des Kurfürsten und seiner Gemahlin sowie in der Kunstkammer. Die Bibliothek wurde noch im 16. Jahrhundert in zwei weiteren Katalogen beschrieben, denn ihr Bestand hatte sich bis zum Jahr 1595 mehr als verdoppelt. Im Vergleich fallen der starke Anstieg der juristischen Literatur und die große Anzahl von Landkarten am Ende des 16. Jahrhunderts auf. Mit der Bestallung Jakob Krauses als Hofbuchbinder im Jahr 1566 sorgte Kurfürst August dafür, dass zahlreiche Bücher und Handschriften glanzvoll gebunden wurden. Krauses Bucheinbände zeigen den repräsentativen Charakter der Bibliothek. Sein Schaffen gilt heute als Höhepunkt der Buchbinderkunst zur Zeit der deutschen Renaissance.

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