Hubert Maximilian Ermisch

Lebenslauf

Der durch seine Tätigkeit im Hauptstaatsarchiv profilierte Ermisch verstärkte die regionalkundliche Ausrichtung der Bibliothek. Ihm ist die erste Einstellung von Frauen in der Einrichtung zu verdanken sowie die Einführung von Neuerwerbungsverzeichnissen. 45 Jahre lang gab er das „Neue Archiv für Sächsischen Geschichte“ heraus. Unter seiner Leitung erschien der erste gedruckte Band der „Bibliographie der sächsischen Geschichte“. Ermisch veranlasste 1917 die Umbenennung in „Königliche Sächsische Landesbibliothek“.

1850 am 23. Juni in Torgau geboren
1866–1872 Geschichtsstudium in Heidelberg und Göttingen
1872–1874 Erzieher der Prinzen von Schaumburg-Lippe in Bückeburg
1874 Anstellung im Breslauer Staatsarchiv
1875–1907 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Dresdner Hauptstaatsarchiv
1876–1941 Mitherausgeber des „Codex diplomaticus Saxoniae regiae“ (Sammlung von Urkunden zur mittelalterlichen sächsischen Geschichte)
1880–1925 Herausgeber des „Neuen Archivs für Sächsische Geschichte und Alterthumskunde“
1907–1920 Direktor der Königlichen Öffentlichen Bibliothek, der späteren Königlichen und ab 1918 Sächsischen Landesbibliothek
1932 am 6. April 1932 in Dresden verstorben

„Ermischs umfassende, in mehr als dreissigjähriger ernster wissenschaftlicher Arbeit erworbene Kenntnis der sächsischen Geschichte, seine rastlose Schaffenskraft, sein scharfer, stets auf das Wesentliche gerichteter Verstand und seine glänzend bewiesene, den Erfordernissen der Praxis Rechnung tragende Gabe zu organisieren, befähigten ihn in hohem Maße, an die Spitze eines Instituts zu treten, das die Pflege sächsischer Geschichte und Landeskunde zu einer seiner Hauptaufgaben zählt.“

Otto Fiebiger (1869–1946), von dem dieses Zitat stammt (1933), arbeitete von 1895 bis 1933 in der SLB. Dort kuratierte er unter Mithilfe von Ilse Schunke 1925 die Kleistausstellung im Japanischen Palais, die damals im Direktionszimmer gezeigt wurde.

Über die Herkunft des Gemäldes ist bisher nichts bekannt. Die Lederbände auf dem Tisch hinter ihm und der Band, den Ermisch in den Händen hält, sind Hinweise auf sein reiches publizistisches Schaffen. Seine wissenschaftliche Biographie prägen zahlreiche Schriften auf dem Gebiet der sächsischen Landesgeschichte bzw. seine Tätigkeit als Herausgeber, z. B. für das »Neue Archiv für Sächsische Geschichte«. Sterl (1867–1932) studierte an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste in Dresden u.a. bei Julius Scholtz und Ferdinand Pauwels. Der zu den Vertretern des Impressionismus zählende Maler und Graphiker war ab 1904 zunächst als Lehrer, zwei Jahre später als Professor bis 1931 an der Akademie in Dresden tätig.

Hubert Maximilian Ermisch: Die Wettiner und die Landesgeschichte: Festrede zur 75jährigen Stiftungsfeier
des Königlich Sächsischen Altertumsvereins, gehalten auf der Albrechtsburg zu Meißen am 26. September 1900
Leipzig: Teubner, 1900.
Signatur: 1830 22b 0107 000 001
Provenienz: Der Band kam wahrscheinlich aus dem Nachlass seines zweiten Sohnes Hubert Georg Ermisch in die Bibliothek der Technischen Hochschule Dresden.

Das Exlibris (lat.: aus den Büchern, Bucheignerzeichen) von Hubert Ermisch könnte von seinem Sohn Hubert Georg Ermisch stammen, dem späteren Leiter der Zwingerbauhütte. Darauf deutet das Monogramm »HE« am unteren rechten Bildrand hin. Auf der rechten Seite hat sein Vater eigenhändig das Inhaltsverzeichnis des Bandes eingetragen.

1880 bis 1925 fungierte Ermisch als Herausgeber der Zeitschrift, die 1862/63 vom Leipziger Geschichtsprofessor Wilhelm Wachsmuth und dem Dresdner Staatsarchivar Karl von Weber begründet worden war und bis 1879 den Titel »Archiv für die Sächsische Geschichte« trug. Diese Zeitschrift zählte zu den herausragenden Periodika ihres Fachgebietes und trug mit Ihren Artikeln dazu bei, dass die regionalkundlichen Forschungen die deutsche Geschichtswissenschaft bereicherten.

Ermisch steht vorn rechts neben dem sitzenden Kronprinzen. Das Foto wurde inmitten des Ersten Weltkrieges anlässlich der Tagung des Landesausschusses für die Versorgung der sächsischen Truppen mit Lesestoff aufgenommen. Darauf weisen die Pakete hin, die für die Literaturversorgung der Frontsoldaten gedacht sind.

Ermisch promovierte an der Georg-August-Universität in Göttingen bei dem Exegeten und Orientalisten Ernst Bertheau (1812–1888) sowie bei Georg Waitz (1813–1866), Mediävist und Rechtshistoriker, über das Thema »Die Chronik des Regino bis 813«. Dabei handelt es sich um eine Weltchronik, die der Abt Regino von Prüm (um 840–914) verfasst hatte.