Press release

50 Jahre Dresdner Musikgeschichte: SLUB Dresden präsentiert neu erworbenen Nachlass des Kreuzorganisten Herbert Collum (1914-1982)

Kaum sind die Feierlichkeiten zum 800-jährigen Jubiläum des Dresdner Kreuzchores vorbei, präsentiert die SLUB Dresden nun den neu erworbenen Nachlass der Kreuzorganisten Herbert Collum. In 27 Kisten findet sich äußerst dichtes und weitgehend unbekanntes Quellenmaterial zur Dresdner Musikgeschichte des mittleren 20. Jahrhunderts, das vielschichtiges Zeugnis ablegt von den Rahmenbedingungen, Gefährdungen und Herausforderungen des städtischen Musiklebens zur Zeit des Nationalsozialismus und der DDR.

 


Foto: SLUB/ Ramona Ahlers-Bergner CC-BY-SA

 

Im Nachlass finden sich Autographe seines umfassenden kompositorischen Schaffens, das fast alle Besetzungen und Gattungen einschließt. Über 250 Tonbänder bieten Mitschnitte zahlreicher Uraufführungen. Programme und Kritiken dokumentieren fast lückenlos seine Konzerttätigkeit und geben Einblick in ihre zeitgenössische Rezeption und Einordnung. Schließlich erlaubt die dienstliche und private Korrespondenz zahlreiche Beobachtungen zum Musikleben unter wechselnden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und vermittelt Collums kompositorische Ansichten und die ästhetischen Positionen seiner Zeitgenossen.

 

Dr. Wolfang Mende, Musikwissenschaftler an der TU Dresden: „Ich war beeindruckt, wie vielfältig das Material ist. Damit lässt sich Herbert Collums Biografie in einer Tiefe erforschen, die bei keinem anderen Komponisten dieser Zeit möglich wäre.“

 

Im Jahr 1935 wurde Herbert Collum (1914-1982) gerade 20-jährig vom renommierten Leipziger kirchenmusikalischen Institut kommend, als Organist an die Dresdner Kreuzkirche verpflichtet. Er erwarb sich nicht nur schnell einen Ruf als ausgezeichneter Orgelvirtuose, sondern erweiterte schon bald sein Wirkungsfeld durch die von ihm gegründeten Collum-Konzerte, in denen er auch als Cembalist, Pianist und Dirigent mit Musikern der großen Dresdner Orchester zusammenwirkte. Nach der Zerstörung Dresdens und dem Verlust seines Instruments in der Kreuzkirche gründete er 1946 den Collum-Chor, der über Jahre für ihn zum zentralen musikalischen Sprachrohr wurde.

 

Foto: SLUB/ Ramona Ahlers-Bergner CC-BY-SA

 

Der Nachlass Collum wird in der SLUB Dresden durch bereits vorhandene Nachlässe des Kreuzkantors Rudolf Mauersberger (1889-1971), des Frauenkirchenorganisten Hanns Ander-Donath (1898-1964) und des Musikkritikers Karl Laux (1896-1978) optimal kontextualisiert. Die Materialien zusammen erlauben es, Collums Zeit und ihre Herausforderungen multiperspektivisch zu betrachten.

 

Dr. Barbara Wiermann, Leiterin der Musikabteilung der SLUB: „Wir beginnen gerade erst, den Wert dieses Schatzes zu ermessen. Unser nächstes Ziel ist es, das Material im Detail zu erschließen und, wo möglich, zu digitalisieren. So wollen wir den Nachlass insbesondere Wissenschaftlern und Musikern zugänglich machen – nicht zuletzt, um neue Anregungen für die Musikpraxis zu geben.“

 

Erste Einblicke für die interessierte Öffentlichkeit bietet die Veranstaltung „Herbert Collum im Zentrum“, zugleich Finissage zur Kreuzchor-Ausstellung in der SLUB. Am Dienstag, den 7. März, 19.00 Uhr, wird der  der neu erworbene Nachlass mit Quellenpräsentation und Klangbeispielen im Vortragssaal der SLUB vorgestellt. Der Eintritt ist frei.

 

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