Wilhelm Ostwalds Ordnung für die Welt der Farben

Vitrine 6

Farbmesstafel
Ähnlich wie Goethe und seiner auf Anschauung und Experiment basierenden Farbenlehre gebührt dem Sachsen Wilhelm Ostwald (1853–1932) ein vergleichbarer Rang im »Farbenhimmel«.

Auf ihn geht das erste wissenschaftlich begründete und berechnete Farbsystem zurück, Gestalt geworden in dem sogenannten Ostwald´schen Doppelkegel (ausgestellt im ersten Teil der Ausstellung in der Altana Galerie der TU Dresden).

Farbkreiselversuche auf der Basis der additiven Farbmischung und den drei Komponenten Schwarz, Weiß und Vollfarbe dienten dazu, die jeweiligen Farbtonschritte in entsprechende Farbmuster umzusetzen. So entstand ein System verbindlicher Farbtöne in gleichabständiger Stufung für Industrie, Wissenschaft, Produktion und, wenn auch umstritten, in der Kunst.

Der Schweizer Künstler Hans Hinterreiter (1902–1989) hat die Ostwald´sche Systematik konsequent angewandt. Sein Werk wird von Medienkünstlern und -wissenschaftlern der Schweiz erforscht und in die digitale Welt fortgedacht.

Die zentralen Schriften Ostwalds zu Farbe und Farbenlehre, zur Geschichte der Farbenlehren (Goethe und Schopenhauer) sowie seine Autobiographie. Die Farbtondreiecke fokussieren auf den Kern von Ostwald farbtheoretischem Werk.

Die Zeitschrift Die Farbe, Farbenkataloge, Druckvorlagen des Atlas sowie eigene künstlerische Harmonieübungen verdeutlichen das Spektrum seiner schöpferischen Tätigkeit.

Im Zentrum steht Ostwalds beeindruckende Farbenorgel, dann seine Schriften zu Harmonie und Verbindung von Form und Farbe. Der Künstler Hans Hinterreiter repräsentiert die künstlerische Rezeption des Ostwald´schen Werks, die anderen Publikationen stehen für neuere – auch Dresdner – Forschungen zu Oswalds Leistungen und Wirkung.

Exponate

6.1
Wilhelm Ostwald: Goethe, Schopenhauer und die Farbenlehre. - Leipzig: Unesma, 1918.
SLUB, 0252 08229 001

Ostwald will belegen, dass Goethes glühender Verehrer Schopenhauer »wirkliche Fortschritte ... an den Stellen« erzielte, »wo die Abweichung [von Goethes Farbenlehre] am größten war«.

Ex. mit Stempel des Laboratoriums für Farbenchemie und Färbertechnik der Königl. Technischen Hochschule Dresden.


6.2
Wilhelm Ostwald: Die Farblehre. - Buch 1: Mathetische Farbenlehre. - Leipzig: Unesma, 1918.
TU Dresden, Sammlung Farbenlehre, Nachlass Manfred Richter


6.3
Wilhelm Ostwald: Die Farblehre. - Buch 2: Physikalische Farbenlehre. - Leipzig: Unesma, 1919.

TU Dresden, Sammlung Farbenlehre, Nachlass Manfred Richter

6.4
Wilhelm Ostwald: Einführung in die Farbenlehre. - Leipzig: Reclam, 1919.
TU Dresden, Sammlung Farbenlehre, Nachlass Manfred Richter

1914 beauftragte der Deutsche Werkbund Ostwald mit der Herstellung einer Farbkarte. Im Ersten Weltkrieg wissenschaftlich isoliert, will er 1919 seine Studien und Erkenntnisse endlich in »weiten Kreisen« bekannt machen und diskutieren. Erstausgabe in Reclams Taschenbuch-Reihe »Bücher der Naturwissenschaft«.


6.5
Wilhelm Ostwald: Farborgel. Fladenorgel von 1920.
Wilhelm-Ostwald Park, Großbothen / Gerda und Klaus Tschira Stiftung, Heidelberg


6.6
Wilhelm Ostwald: Die Harmonie der Farben. – Leipzig: Unesma, 1921.
TU Dresden, Sammlung Farbenlehre, Nachlass Manfred Richter


6.7
Wilhelm Ostwald: Die Farbenfibel (nebst »Der kleine Farbharmonie-Sucher«). - 8. Auflage. - Leipzig: Unesma, 1922.
Privatsammlung Samuel Wittwer, Potsdam


6.8
Wilhelm Ostwald: Die Farblehre. - Buch 4: Physiologische Farbenlehre von H. Podestà. - Leipzig: Unesma, 1922.
TU Dresden, Sammlung Farbenlehre, Nachlass Manfred Richter


6.9
Wilhelm Ostwald: Die Harmonie der Formen. - Leipzig: Unesma, 1922.
Wilhelm-Ostwald Park, Großbothen / Gerda und Klaus Tschira Stiftung, Heidelberg

Neben der Farbenlehre befasste sich Oswald auch mit der Lehre der Formen.

Aufgeschlagen S. 92-93: Beispiele zur Mannigfaltigkeit und Schönheit geometrischer Muster.


6.10.
Die Farbe: Sammelschrift für alle Zweige der Farbkunde / Herausgeber Wilhelm Ostwald. - Leipzig (1923) 150. Nr.37.

SLUB, Optica.192c

Schriftserie mit Neudrucken historischer Werke aus dem 18. und 19. Jahrhundert (Lambert, Runge) und Studien Ostwalds u.a. zur Farbenstenographie.


6.11
Wilhelm Ostwald: Farbkunde. - Leipzig: Hirzel, 1923.
TU Dresden, Sammlung Farbenlehre, Nachlass Manfred Richter


6.12
Friedrich Bohnenberger: Die Bedeutung der Ostwaldschen Farbenlehre. - Tübingen: Mohr, 1924.
TU Dresden, Sammlung Farbenlehre, Nachlass Manfred Richter

Die Meßkunde der Farbe und die Farbenharmonie als Eckpfeiler von Ostwalds Studien bezeichnet der Mediziner als »Mathetik (!) der Farbe«.


6.13
Wilhelm Ostwald: Die Farbtonleitern. - 2. Aufl. - Leipzig: Unesma, ca. 1925.
Wilhelm-Ostwald Park, Großbothen / Gerda und Klaus Tschira Stiftung, Heidelberg

28 Karten mit Farbnormen nach Ostwald.


6.14
Wilhelm Ostwald: Die Welt der Formen. - 4. Mappe. - Leipzig: Unesma, 1925.
Wilhelm-Ostwald Park, Großbothen / Gerda und Klaus Tschira Stiftung, Heidelberg

Enthält Mustertafeln 191-240 zur »Entwicklung und Ordnung der gesetzlich-schönen Gebilde«.


6.15
Wilhelm Ostwald: Unesma 24 Farbtafeln. - Leipzig: Unesma, um 1925.
Wilhelm-Ostwald Park, Großbothen / Gerda und Klaus Tschira Stiftung, Heidelberg


6.16
Eugen Ristenpart: Die Ostwald'sche Farbenlehre und ihr Nutzen für die Textilindustrie. - Leipzig: Martin, 1926.
Privatsammlung Andreas Schwarz, Essen


6.17
Wilhelm Ostwald: Lebenslinien : Eine Selbstbiographie. - Teil 2 : Leipzig 1887-1905. - Teil 3 : Gross-Bothen und die Welt 1905 -1927. - 2 Bde. Berlin: Klasing, 1927.
TU Dresden, Sammlung Farbenlehre, Nachlass Manfred Richter

In seiner dreibändigen Autobiographie bezeichnet Ostwald – wie zuvor Goethe – seine Farbenstudien als den Höhepunkt seiner wissenschaftlichen Leistungen (III, 403). Wichtig ist ihm sowohl die natur- und technikwissenschaftliche wie auch die ästhetisch-kulturelle Perspektive, das Miteinander von Kunst und Technik.


6.18
Wilhelm Ostwald: Er und Ich. - Leipzig: Martin, 1936.
TU Dresden, Sammlung Farbenlehre, Nachlass Manfred Richter


6.19
Gerhard Streller und Grete Ostwald: Die kleine Farbmesstafel nach Wilhelm Ostwald (sog. »Londoner Farbmesstafel«). – Göttingen: Muster-Schmidt, 1939.
Privatsammlung Eckhard Bendin, Dresden


6.20
Wilhelm Ostwald: Die Farbfibel. Mit 10 Zeichnungen und 252 Farben.  16. Aufl. - Berlin: Unesma, 1944.
TU Dresden, Sammlung Farbenlehre, Nachlass Manfred Richter

Kriegsausgabe des 1916 erstmals erschienenen Werkes. Aufgeschlagen S. 2-3: Die unbunten Farben.


6.21
Wilhelm Ostwald: Der Farbenatlas : Gebrauchsanweisung und wissenschaftliche Beschreibung. - Leipzig: Unesma, vor 1945.
TU Dresden, Sammlung Farbenlehre, Nachlass Manfred Richter


6.22
Original-Wilhelm-Ostwald-Pastellstifte von höchster Lichtechtheit : Die Graustufen a c e g i l n p. - Leipzig: Unesma, vor 1945.
Privatsammlung Eckhard Bendin, Dresden

8 Pastellstifte in kleinem Kasten für 80 Pfennige.


6.23
Eugen Ristenpart: Die Ostwaldsche Farblehre und ihr Nutzen. - Berlin: Cram, 1948.
TU Dresden, Sammlung Farbenlehre, Nachlass Manfred Richter

Die erste Fassung der Schrift des Professors an der Staatlichen Akademie für Technik und Färbereischule und Leiters der Werkstelle für Farbkunde in Chemnitz wurde 1942 mit den Bomben auf Leipzig zerstört, der Verfasser selbst in Wiesbaden verschüttet (Vorwort). Gewürdigt werden die mathematischen, physikalischen, chemischen, physiologischen und psychologischen Nutzanwendungen der Erkenntnisse Ostwalds.


6.24
Wilhelm Ostwald: Die Farblehre. - Buch 3: Die chemische Farblehre. - 2. Auflage. - Berlin, Camburg/Saale: Blau-Verlag, 1951.
TU Dresden, Sammlung Farbenlehre, Nachlass Manfred Richter


6.25
Hans Hinterreiter: Geometrische Schönheit. Mappe mit 30 Tafeln und Begleitheft zur Entstehung und Technik. - Celle, 1958.
Wilhelm-Ostwald Park, Großbothen / Gerda und Klaus Tschira Stiftung, Heidelberg

Im Vorwort zum Begleitheft von 1957 bezeichnet Grete Ostwald drucktechnisch hoch entwickelte Farbkompositionen als »Augenmusik«. Sie zeigt sich durch die Schenkungen des Autors und Künstlers an das Ostwald-Archiv eng verbunden.


6.26
Manfred Adam: Farbenkatalog Meßleitern (Neues Ostwald-System L/T/K nach TGL 21579). - 1971.
TU Dresden, Sammlung Farbenlehre

18 Farbtontafeln mit jeweils 24 farbtongleichen Flächen.


6.27
Manfred Adam: Original-Ostwald-Atlas, Farbkreiselmessungen 1979.
Privatsammlung Hartmut Adam, Nachlass Manfred Adam, Allerstedt


6.28
Eckhard Bendin: Über Anliegen und Schicksal der unveröffentlichten »Phychologischen Farbenlehre« Wilhelm Ostwalds.
In: Die Farbe : Zeitschrift für alle Zweige der Farbenlehre und ihre Anwendung. - Göttingen, Zürich 44 (1999) Heft 4-6. - S.107ff.
Privatsammlung Eckhard Bendin, Dresden


6.29
Phänomen Farbe: Magazin für die Farbe: Zu Bedeutung und Wirkung der Farbenlehre. – Dresden, Großbothen, 2003.
Privatsammlung Eckhard Bendin, Dresden.


6.30
Wilhelm Ostwald: Lebenslinien : Eine Selbstbiographie / überarbeitet und kommentiert von Karl Hansel. Berlin: Verlag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, 2003.
TU Dresden, Sammlung Farbenlehre, Nachlass Richter


6.31
Rolf Sachsse: Wilhelm Ostwald - Farbsysteme : Das Gehirn der Welt. Mit einem Beitrag von Albrecht Pohlmann. - Ostfildern: Cantz, 2004.
Privatsammlung

Aufgeschlagen S. 26-27: Projektionen als Basis der Farblehre


6.32
Manfred Adam: 20-teilige original Ostwald-Graureihe.
Privatsammlung Hartmut Adam, Nachlass Manfred Adam, Allerstedt

2 Tafeln mit je 10 Graureihen.


6.33
Wilhelm Ostwald: Harmonieübungen. Graureihenversuche. Gegenfarbenübung.
Privatsammlung Hartmut Adam, Nachlass Manfred Adam, Allerstedt

Konvolut aus 36 Pflanzenaquarellen auf hellem und dunklem Grund, 4 Baumzeichnungen (teilw. signiert) und der Farbübung »Der Pfiff«.


6.34
Farbton-Harmonie nach Ostwald. - Göttingen, Zürich: Musterschmidt, o.J.
Privatsammlung Eckhard Bendin, Dresden

Die drehbaren dreieckigen und viereckigen Sterne verweisen auf jeweils miteinander harmonierende Farben.