Vorführraum – Bilder und Bewegung

Bewegung zwischen den Bildern (I)

Das Dresdner Exemplar des Fecht-, Ring- und Turnierbuches des Augsburger Ratsdieners und Fechtmeisters Paulus Hector Mair ist eine 2-bändige Papierhandschrift, die auf die Mitte des 16. Jahrhunderts datiert wird. Die Illustrationen aus der Werkstatt des Malers Jörg Breu d. J. zeigen auf 570 Blättern verschiedene Formen des Zweikampfes. Die stilisierte, analytische Darstellung der Kämpfer erinnert an die fotografischen Bewegungsstudien des 19. Jahrhunderts, die oftmals dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn dienten. Mit ihren aufgeschlüsselten Bewegungsphasen können sie als mediale Vorläufer des Kinos gelten. Auch die im Rahmen von SAVE digitalisierten ethnografischen Aufnahmen sorbischer Tänze, die Schrittfolgen und Bewegungsformen dokumentieren, lassen sich in dieser Tradition verorten.

Fecht-, Ring- und Turnierbuch
SLUB Dresden, Mscr.Dresd.C.93/94 Digitale Publikation

 

Bewegtbilder

Von der gezeichneten Bewegungsstudie zur aufgezeichneten Bewegung. Im Grunde ist ein Filmstreifen nichts anderes als eine Abfolge von Einzelbildern mit sehr kurz hintereinander aufgenommenen Bewegungsmomenten. Filme für das „große“ Kino sind in der Regel mit 24 Bildern pro Sekunde aufgenommen, damit Bewegungen in der Vorführung flüssig wiedergegeben werden. Um weniger Filmmaterial zu verbrauchen, werden Amateurfilme oft nur mit 18 Bilder pro Sekunde gedreht. Dies reicht aus, um einen Bewegungseindruck zu erzeugen.

Privataufnahmen der Familie Gamnitzer aus dem Jahr 1961 (Reproduktion)
Format des analogen Originals Rolle Normal 8mm-Film, 1961, Erich Gamnitzer
SLUB Dresden, Bestand Familie Gamnitzer

Zum Film(Szene ab 10:46 min)

 

 

 

Bilder in Bewegung

Eine Papierhandschrift mit Malereien in Deckfarben aus dem 17. Jahrhundert präsentiert das Ringrennen, das Kurfürst Christian II. aus Anlass der Fastnacht 1607 im Stallhof des Dresdener Schlosses veranstaltete. Diese Form des ritterlichen Übungs- und Wettkampfsports war mit Umzügen der Beteiligten in wechselnden Verkleidungen verbunden. Die Motivik der dargestellten Reitergruppen ruft die Filmaufnahmen von Festumzügen hervor, die in sächsischen Archiven so zahlreich überliefert sind. Die breitformatigen, ausklappbaren Bilder des gemalten Umzugs erinnern zudem an einen Filmstreifen mit seinen nacheinander angeordneten Kadern. Der ästhetische Effekt ist in beiden Fällen derselbe: die Teilnehmer*innen des Umzugs ziehen an einer imaginären Betrachterin vorbei, die von einem fixen Standpunkt aus das Geschehen aus der Distanz verfolgt.

Ringrennen Christian II. ("Eigengliche abkondrafagttur des Rinckrennen ... auff den Nauen stal renbanen an fastnacht Anno 1607. den 24. 25. und 26. Februarius").
Dresden: SLUB Mscr.Dresd.J.10  Digitale PublikatioN

 

Bewegung zwischen den Bildern (II)

„Drawn-on-Film“ ist eine Animationstechnik, die ohne Kamera arbeitet und bei der keine reale Bewegung festgehalten wird. Die Künstlerin Christine Schlegel ritzt lange Linien in die Filmemulsion, die erst bei der Projektion in Bewegung geraten und einen Tanz von Lichtlinien erzeugen (siehe Filmpräsentation „Strukturen II“).

Reproduktion aus „Strukturen II“ (1983–1986)
Format des analogen Originals Rolle Super 8mm-Film mit Materialbearbeitung
SLUB Dresden, Bestand Christine Schlegel

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