Dokumentationen

Provenienzforschung widmet sich der Biographie einzelner Werke. Informationen über die Herkunft und die Schicksale von Kulturgut sind unabdingbar, um unrechtmäßig in den Bestand gelangte Objekte zu identifizieren. Spuren in den Büchern, wie zum Beispiel Stempel und Widmungen, liefern dafür die wichtigsten Indizien. Die Provenienzforschung an der SLUB fußt deshalb auf der systematischen Recherche in den Bibliotheksbeständen.

Für die Forschung ist es von großer Bedeutung, diese Recherchen, insbesondere die Provenienzmerkmale, ebenso wie die Restitutionen kontinuierlich zu dokumentieren. Das dient nicht nur der Bestandsbewertung innerhalb der SLUB, sondern unterstützt in gleichem Maße die externe Forschung. Denn: Provenienzmerkmale sind kulturgeschichtliche „Wissenstanker“.

Erfassung und Verwaltung

Die Dokumentation von ausrecherchierten Provenienzen und Provenienzmerkmalen, die seit 2009 in den Forschungsprojekten der SLUB erfasst wurden, erfolgt auf mehreren Ebenen und Datenbanken:

Für Personen und Körperschaften wurden GND-Sätze vergeben: GND steht für „Gemeinsame Normdatei“ – ein Dienst, um Normdaten im Verbund mit anderen nutzen und verwalten zu können. Personen, Körperschaften etc. erhalten eine eindeutige und nicht veränderliche ID und können dadurch sowohl untereinander als auch mit externen Datensätzen und Webressourcen, beispielsweise Wikipedia, verknüpft werden. Die SLUB verknüpft die GND-Datensätze mit den Provenienzmerkmalen in der Deutschen Fotothek.

Zudem melden wir Funde verdächtiger oder zweifelsfreier NS-Raubgut-Bücher an die Datenbank LostArt.

Kriegsverluste

Bei der Recherche und Bewertung der historischen SLUB-Bestände gilt es auch, die Kriegsverluste mit zu betrachten. Dabei geht es nicht nur um jene, die auf das schwere Bombardement Dresdens vom 13. Februar 1945 zurückgehen. Ein großer Teil der Bestände wurde während des Zweiten Weltkrieges in Bergungsorte gebracht und überstand den Krieg größtenteils schadlos. Jedoch transportierten die sowjetischen Trophäenkommissionen nach dem Krieg ca. 258.000 Bände aus den Auslagerungsorten ab. Der Großteil dieser Kriegsverluste ist bereits dokumentiert und kann anhand von Eigentumsstempeln und dem Nachweiskatalog der Kriegsverluste einfach und schnell – zum Beispiel vom Antiquariatshandel – identifiziert werden.

Kulturgeschichtliche Wissenstanker

Mehrere Tausend Provenienzmerkmale aus dem SLUB-Bestand sind bereits in der Deutschen Fotothek dokumentiert: Exlibris, Siegel und Stempel sowie handschriftliche Eintragungen wie Autogramme, Widmungen und persönliche Notizen liefern nicht nur wichtige Hinweise auf die Herkunft eines Werkes. Sie ermöglichen auch aufschlussreiche Einblicke in die Kulturgeschichte, indem sie Rückschlüsse auf Bekanntschaften und Netzwerke, historische Ereignisse oder auch auf Lesermeinungen zulassen. Im SLUBlog erzählen wir Ihnen von einigen eindrücklichen Beispielen.

Besitzmerkmale entlarven Raubgut

Für die Provenienzforschung unabdingbar sind Bildmaterialien mit Besitzmerkmalen von Bibliotheken oder ähnlichen Einrichtungen sowie sammelnden Privatpersonen. Heute noch tauchen in Antiquariaten oder auf Versteigerungen Exemplare auf, die während der NS-Diktatur oder in der Nachkriegszeit unrechtmäßig in fremden Besitz übergingen. Als Anschauungsmaterial entstand 2010 im Rahmen eines Provenienzprojektes eine Dokumentation mit Besitzmerkmalen der heutigen SLUB sowie ihrer Vorgängereinrichtungen, der Sächsischen Landesbibliothek Dresden und der Bibliothek der Technischen Hochschule sowie später der Technischen Universität.

Kontaktieren Sie uns gern!

Ihre Ansprechpartner:innen
Jana Kocourek, Abteilungsleiterin Handschriften, Alte Drucke und Landeskunde
Elisabeth Geldmacher; Nadine Kulbe; Robin Reschke, Projektmitarbeiter:innen
E-Mail: raubgut@slub-dresden.de