Ausstellungen 2005

CHARMSIZDAT und das russische Künstlerbuch seit 1988

Die Ausstellung in der SLUB-Dresden zeigt vom 25. Oktober 2005 bis zum 28. Januar 2006 eine Auswahl von 70 russischen Werken, die als Teil einer Sammlung von 170 Büchern von 1988 bis 2004 im Eigenauftrag entstanden. Es ist die wohl größte Sammlung postsowjetischer Künstlerbücher in Deutschland, die teilweise mit Unterstützung der DFG erworben werden konnte. Charmsizdat ist ein Kunstwort, das sich aus dem Namen des bekannten russischen Dichters Daniil Charms und der Bezeichnungen Samizdat zusammensetzt. Es ist der Name eines Kunstprojektes, das zur Jahrtausendwende von dem Sankt Petersburger Künstler Michail Karasik begonnen wurde mit dem Ziel, die aktive Auseinandersetzung mit den Kunst- und Literaturströmungen der russischen Avantgarde zu fördern, die in den zwanziger und dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, zusammen mit parallelen Kunstbewegungen in Frankreich, Deutschland und der Schweiz, die gesamte Kunstwelt in Europa und Amerika revolutionierte.

Brüder reicht die Hand zum Bunde - Freimaurerlogen in Dresden

Die den Dresdner Freimaurerlogen gewidmete Ausstellung setzt sich mit einem bisher von der Öffentlichkeit wenig beachteten Kapitel der Stadtgeschichte auseinander: Die Bauhütten, die vor allem im 18. und 19. Jahrhundert eine rege, von den freimaurerischen Idealen der Toleranz und Menschenliebe, der Geistes- und Gewissensfreiheit geprägte Tätigkeit entfalteten, wurden im Dritten Reich verboten und mussten sich im August 1935 auflösen. Nach 1945 verhinderte die DDR eine Wiederbelebung des Logenlebens. Erst im November 1991 nahm die 1738 gegründete Loge "Zu den drei Schwertern und Asträa zur grünenden Raute" ihre Arbeit erneut auf und 1998 dann die Loge "Zum goldenen Apfel", die 1776 in Wildenfels gestiftet worden war und ihren Sitz 1781 nach Dresden verlegt hatte.

Das von dem Freimaurer Wolfgang Amadeus Mozart vertonte Weihelied "Brüder reicht die Hand zum Bunde" wurde zum Motto der Ausstellung. Sie beleuchtet in 14 Kapiteln die Entwicklungsgeschichte dieser Logen von ihren Anfängen bis zu den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts und würdigt deren Verdienste um die Wohlfahrtspflege. Sie dokumentiert aber insbesondere auch das künstlerische Schaffen zahlreicher Logenbrüder, die als Kapellmeister, Musikdirektoren, Kammermusiker, Sänger, Musiklehrer, Hoforganisten und Kreuzkantoren im Musikleben der sächsischen Residenz eine wichtige Rolle spielten und sich daneben in ihren Werkstätten um die künstlerische Ausgestaltung der rituellen Arbeiten und Jubelfeste, der Brudermahle, Tafel- und Trauer-Logen verdient machten. Die Exposition gilt des Weiteren solchen Dresdner Freimaurern, die als Dichter und Dramaturgen, Maler und Kupferstecher, als Ärzte und Rechtsanwälte, Geographen, Ingenieure und Universitätslehrer zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des geistig-kulturellen Lebens gehörten.

Gezeigt werden Druckschriften und Kupferstiche, die einen Einblick in das Logenleben und die Rituale der Freimaurer gewähren. Daneben sind Liederbücher, Gedichte und zahlreiche Fotografien von Logenbeamten zu sehen, aber auch Notendrucke und -handschriften von den Kantaten und Gesängen, welche die musikalischen Brüder für die Musikaufführungen anlässlich der Feste und Jubiläen ihrer Bauhütten komponierten. Außerdem können mehrere Exponate besichtigt werden, die die SLUB als Leihgaben von den Dresdner Freimaurerlogen erhalten hat, wie beispielsweise die Bijous der Logen "Zum goldenen Apfel" und "Zu den drei Schwertern und Asträa zur grünenden Raute", einen Logenhammer und Maurerschurze.

Die SLUB besitzt einen vielfältigen und umfangreichen Bestand an dresdenspezifischen Freimaurer-Schriften, aus dem jedoch aus Platzgründen nur eine kleine Auswahl präsentiert werden konnte. Ganz verzichtet werden musste auf die Darstellung der 1893 gegründeten "Loge zum goldenen Kreuz", der seit 1906 arbeitenden Loge "Zu den drei Adlern" und der 1911 ins Leben gerufenen Loge "Zum flammenden Stern."

LeseZeichen - Künstlerbücher und Papierarbeiten von Veit Hofmann

Veit Hofmann zählt zu den produktivsten und kreativsten Dresdner Gegenwartskünstlern. In seinem Atelier im Künstlerhaus an der Pillnitzer Landstraße ist der Besucher immer neu von der Vielfalt seiner Schöpfungen fasziniert. An der Decke schweben die zarten Anemophile, an den Wänden hängen oder sind angelehnt farbfeurige Collagen, Serigraphien oder schwarz-weiße Holzschnitte. Auf den Tischen liegen phantasievolle Lese-Zeichen, auf der langen Fensterbank reihen sich vom Licht durchflutete Objekte. Schachteln und Schuber in Regalen verlocken zu neugierigen Einblicken. Die Wände auf dem Wege zum Atelier sind bemalt wie die Tische und Stühle mitten im Raum.

Überwältigt von diesem Gesamtkunstwerk wird erkennbar, dass jedes Bild, jedes Objekt seine eigene Schönheit ausstrahlt, seine eigene Autonomie behauptet. Und beim nächsten Blick wird wiederum deutlich, wie die Werke durch "kreatives Fließen" (Wolfgang Holler) miteinander korrespondieren, sich zu einem Werkganzen fügen.

Begonnen hat Veit Hofmann, Sohn eines Dresdner Malers und Vater zweier begabter Söhne, als Buchdrucker, und die Verbindung zum Buch prägt seine Arbeiten bis heute. So liegt es nahe, eine Auswahl seiner Künstlerbücher und Papierarbeiten in der Nachbarschaft der Bücher, in der Bibliothek zu zeigen.

Literatur - Landschaft - Musik. Das künstlerische Werk Ernst Lewingers

In der bislang umfangreichsten Ausstellung zum Oeuvre des 1931 in Dresden geborenen Künstlers Ernst Lewinger werden mehr als 160 Pastelle, Zeichnungen, Grafiken und illustrierte Bücher gezeigt.

Lewinger war Schüler Josef Hegenbarths und Hans Theo Richters. Seit 1972 ist er insbesondere als Buchillustrator hervorgetreten. Er schuf Zeichnungen zu Werken von E.T.A. Hoffmann, Eduard Mörike, Theodor Fontane oder Hermann Hesse. Einige der illustrierten Bücher wurden als "Schönste Bücher" ausgezeichnet.

Er hatte Personalausstellungen u.a. in Altenburg, Bautzen, Berlin, Chemnitz, Dresden, Eisenach, Erfurt, Flensburg, Glauchau, Görlitz, Gotha, Greifswald, Jena, Leipzig, Magdeburg, Neubrandenburg, Rostock, Schwerin, Weimar, Wettingen (Schweiz), Wittenberg.

Die Hintergründigkeit insbesondere des zeichnerischen Werkes, "eine Traumhaftigkeit und die filigranhafte Zartheit einer Irrealität, einer Stille der Melancholie" ist schon von Fritz Löffler bewundert worden.

Lesen lernen - ABC-Bücher aus fünf Jahrhunderten

Die Ergebnisse der sogenannten PISA-Studien haben zu verstärkten Diskussionen darüber geführt, auf welche Weise grundlegende Kulturkompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen angemessen vermittelt werden können.

Die kaum weniger kontroverse Geschichte des Lesen- und Schreibenlernens, die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Methoden spiegelt sich in den jeweils verwendeten Lehrmaterialien - den Fibeln.

Die hier gezeigte Auswahl aus dem Bestand der SLUB führt in zehn Kapiteln von den Fibeln der sächsischen Prinzen aus dem 16. Jahrhundert - darunter das "Schwarze Register" mit Bildern von Strafen, die dem Kurprinzen Johann Georg angedroht wurden, wenn er "nicht lernen wolle" - bis in die Gegenwart. Der Gang durch 500 Jahre Geschichte des Lesenlernens wird von Blicken in die Schul- und Alltagsgeschichte seit 1875 begleitet: Dreißig Aufnahmen aus der Deutschen Fotothek sowie Zuckertüte, Schieferkasten, Schulranzen und viele andere Leihgaben aus dem Schulmuseum Dresden geben unserem bunten Ausstellungsbaum einen anschaulichen Rahmen.

Meisterhafte Aquarelle geschützter Pflanzen – Sammlung Hermann Walther

Schönheit und Reichtum unserer Natur waren zu allen Zeiten eine unerschöpfliche Quelle. Auch für Hermann Walther waren sie eine Faszination. Aus reiner Freude hat er Pflanzen und Blüten als kleine Wunder mit Pinsel und Farbe festgehalten. Dies galt insbesondere für gefährdete und unter Schutz stehende einheimische Pflanzen. Seine Studien führte er in der Natur aus, direkt vor den Pflanzen an ihren natürlichen Standorten. Als man später eine Veröffentlichung unter dem Thema "Orchideen mitteleuropäischer Arten, Formen und Bastarde" in Betracht zog, suchte Hermann Walther bislang nicht erfasste Arten gezielt, wobei Standortangaben von Orchideenfreunden äußerst hilfreich waren. Die Naturstudien hat Hermann Walther später mit den vergrößerten, detailgetreuen Einzelblüten auf einem weiteren Blatt zusammengestellt. Allmählich entstand auf diese Weise eine umfangreiche Sammlung, auf die er bei der Erarbeitung einer Druckvorlage zurückgreifen konnte.

Hermann Walthers Darstellungen erfreuen nicht nur das Auge, sondern die wissenschaftlichen Zeichnungen, die er mit hervorragender Beobachtungsgabe, viel Geduld und unermüdlichem Fleiß schuf, können dem Pflanzenfreund botanische Kenntnisse und Einsichten vermitteln. Dies war auch Ziel und Anliegen beim Erscheinen der beiden Orchideen-Mappen.

Die Ausstellung gibt einen Einblick in die Vielfalt der Arbeiten von Hermann Walther, die in den Jahren seit 1969 entstanden. Zunächst widmete er sich dem reichen Spektrum geschützter einheimischer Pflanzen und später dann ausschließlich der äußerst vielgestaltigen und hochinteressanten Pflanzenfamilie der einheimischen Orchideen, die ihn in besonderem Maße in Bann zog. Da seine Naturstudien die Arbeitsunterlagen für die weiteren Ausführungen und Bearbeitungen waren, sind die Blätter daher teilweise mit einem feinen Liniennetz versehen, das ihm die präzisen Maßverhältnisse bei Übertragung oder Vergrößerung sicherte. Die ausgestellten handgezeichneten Vorlagen für den Druck weisen Spuren der Bearbeitung in der Druckerei auf.

Die Texte zur Ausstellung verfasste Elfriede Walther. Die botanischen Erläuterungstexte hat Dr. rer. nat. Frank Müller, Institut für Botanik der TU Dresden, durchgesehen, die Nomenklatur auf den neuesten Stand gebracht und den Bezug zu den Vorkommen in Sachsen hergestellt.

Hermann Walthers Gesamtwerk von wissenschaftlichen Zeichnungen in seiner künstlerischen Ausführung und Gestaltung sowie die Dokumentation der jeweiligen Standorte und Daten der Anfertigung der Naturstudien sollte als ein Ganzes zusammenbleiben. Es wird daher der Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden als Schenkung übereignet, die es kompetent betreuen und der Öffentlichkeit, insbesondere für Forschung und Lehre, zugänglich machen wird. Elfriede Walther