Historische Mineralogie
Durch den Bergbau im Erzgebirge wurden schon frühzeitig Erkenntnisse auf dem Gebiet der Mineralogie gesammelt. Der sächsische Gelehrte Georgius Agricola (1494-1555) fasste im 16. Jahrhundert in seinem Werk „De natura fossilium libri X“ das mineralogische Wissen seiner Zeit zusammen. Er gilt deshalb als Begründer der modernen Mineralogie. Zahlreiche Naturforscher folgten ihm im 18. Jahrhundert mit regionalen Beschreibungen. Grundlage bildeten oft naturkundliche Sammlungen. Ab 1560 entstand am Dresdner Hof die kurfürstliche Kunstkammer, aus der nach 1728 auch das Mineralienkabinett und später das Museum für Mineralogie und Geologie hervorgingen. Zeugnisse des Silberbergbaus aber auch andere Bodenschätze und Minerale aus Sachsen fanden Eingang in diese Sammlungen. Reisebeschreibungen zeugen von besonderen Schaustücken in der Kunstkammer.
Mylius, Gottlieb Friedrich: Memorabilia Saxoniae subterraneae i. e. Des Unterirrdischen Sachsens Seltsame Wunder der Natur.
Leipzig: Weidmann, 1720.
SLUB: Hist.Sax.M.165
Digital unter
Gottlieb Friedrich Mylius (1675–1726) gehörte zu den wissenschaftlich interessierten Laien der Aufklärung und trug zur Erforschung seiner Heimatregion Sachsen bei. Er war einer der Ersten, die fossile Pflanzen aus Mitteldeutschland naturgetreu wiedergaben. Sein Werk umfasst eine bedeutende Sammlung von ca. 5197 Gesteinen, Mineralien und Fossilien. Der Band stammt aus der Privatbibliothek Heinrich von Bünaus.
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Die Darstellung zeigt eine Rhyolithkugel mit Quarzkristallen im Inneren, den sogenannten Mutzschener Diamanten. Heute werden solche mit Achat und Quarz gefüllten oder ausgekleideten Porphyrkugeln als Lithophysen bezeichnet.
Kern, Johann Gottlieb: Vom Schneckensteine oder dem sächsischen Topasfelsen.
Neue Auflage. – Dresden: Walther, 1792.
SLUB: Hist.Sax.H.624
„Herr Johann Gottlieb Kern ware churfürstlichsächsischer Edelsteininspector, und Vorsteher des halsbrückner vereinigten Feldes bey Freyberg in Sachsen; nachher aber Salzfactor zu Athern.“ (Zitat aus dem Vorwort). In diesem Werk ist eine vollständige Beschreibung des sächsischen Topasfelsens zu finden, welcher heute nur noch als Schneckenstein bekannt ist. Die erste Nachricht von dem Topasvorkommen stammt aus dem Jahr 1723 vom Edelsteininspektor Christian Richter. Um 1727 begann die systematische Gewinnung dieses Edelsteins.
Tafel I und II: „Prospect des Topasfelsens, von der Morgenseite“ und „Prospect des Topasfelsens von der Abendseite“
Hier wird der Topasfelsen Schneckenstein im Vogtland von Osten und von Westen gezeigt. Die Abbauspuren am Felsen sind deutlich zu erkennen.
Tafel III: „Prospect des Topasfelsens von der Mitternachtsseite“ und Fig.1–11: Topaskristalle
Auf Tafel III ist die Ansicht des Schneckensteins von Norden dargestellt.
Auf der Tafel mit den Figuren 1 bis 11 sind typische Mineralstufen und Einzelkristalle abgebildet. Der Topas, der im rhombischen System kristallisiert, weist einen prismatischen Habitus auf. Die Einzelkristalle sind typisch für den Topas. Er ist aber aufgrund seiner Morphologie auch auf den Stufen gut zu erkennen. Hier zeigen die trigonalen Quarze einen spitznadeligen, pseudohexagonalen Habitus.
Tafel IV: „Prospect des Topasfelsens, von der Mittagsseite“
Topas mit Quarz
Tannenbergsthal, Schneckenstein, Vogtland, Sachsen
MMG: Min 9601 Sa
Monconys, Balthasar de: […] ungemeine und sehr curieuse Beschreibung Seiner Jn Asien und das gelobte Land, nach Portugall, Spanien, Italien, in Engelland, die Niederlande und Teutschland gethanen Reisen.
Leipzig, Augspurg: Kroniger und Göbel, 1697.
SLUB: Geogr.C.391
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Der französische Reisende Balthasar de Monconys (1611–1665), der das ausgestellte Reisetagebuch hinterließ, war zugleich Diplomat und Physiker. Bekannt ist er als einer der wenigen, die Gemälde des Künstlers Vermeer zu seinen Lebzeiten zu sehen bekamen. Er ist auch der Erste, der neben der Beschreibung des Silbernen Kreuzes eine Abbildung dieser außergewöhnlichen Silberstufe aus Schneeberg in Sachsen zeigt (publiziert in Französisch 1677, in Deutsch 1697).
Seite 715 zusammen mit dem Detail einer Tafel, die das „Silberne Kreuz“ zeigt
Die erste Beschreibung dieser außergewöhnlichen Silberstufe stammt von Philipp Hainhofer, der am 16. September 1629 die Kunstkammer in Dresden besuchte. Diese Silberstufe (gegenüberliegende Vitrine) gehört seit dieser Zeit zu den vielbewunderten Stücken der Dresdner Sammlung, wie aus Reisebeschreibungen und Berichten im 17. Jahrhundert hervorgeht. Das Verdienst Balthasar de Monconys ist es, 1677 in der französischen Ausgabe die erste Abbildung des „Silbernen Kreuzes“ geliefert zu haben.
Silber (Silbernes Kreuz)
Schneeberg-Neustädtel, Bergkappe Fundgrube am Widdersberg, Erzgebirge, Sachsen
1623 aus dem Nachlass von Kurfürstin Sophie in die Kunstkammer überwiesen
MMG: Min 7657 Sa