Moderne Mineralogie
Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Mineralogie zu einer selbständigen Wissenschaft. Bergbau, Hüttenwesen und chemische Industrie benötigten die Erkenntnisse dieser Wissenschaftsdisziplin für ihren Fortschritt. Einzug hielten die Messung der kristallographischen Formen und physikalischen Eigenschaften sowie die Bestimmung des Chemismus für eine bessere Charakterisierung der einzelnen Mineralarten. Hinzu kam die genaue Kenntnis und Beschreibung von Vorkommen und Fundorten. Außerdem etablierten sich Spezialgebiete wie die Edelsteinkunde. Zur Verbreitung dieses Wissens wurden aufwändig illustrierte Nachschlagewerke publiziert.
Bauer, Max Hermann: Edelsteinkunde.
2., vollkommen durchgesehene und teilweise neugearbeitete Auflage. – Leipzig: Tauchnitz, 1909.
SLUB: Geolog.504
Digital unter
Der Mineraloge Max Herrmann Bauer (1844–1917) erlangte im Bereich der Petrographie mit seinen Forschungen über den hessischen Basalt sowie im Bereich der Bodenkunde mit den Untersuchungen über den Laterit große Bedeutung. Ab 1875 lehrte er als Professor für Mineralogie und Geologie in Königsberg. Ab 1884 hatte er einen Lehrstuhl für Mineralogie und Petrographie in Marburg inne. Bekannt wurde Bauer durch die „Edelsteinkunde“ und sein Lehrbuch für Mineralogie (1886).
Tafel I:
„1. Diamant im Gestein (Brasilien), 2. Diamant im Gestein (Südafrika), 3. Diamant (Bortkugel), 4. Diamant (Karbonat), 5. Rubin (Krystall), 6. Rubin (geschliffen), 7. Saphir (Krystall), 8. Saphir (geschliffen), 9. Spinell (Balasrubin, Krystall), 10. Spinell (Rubicell, Krystall), 11. Hyazinth (Krystall), 12. Hyazinth (im Basalt), 13. Zirkon (geschliffen)“
Tafel XIV:
„1. Epidot (Krystall, Knappenwand), 2. Epidot (geschliffen), 3. Almandin (Krystall), 4. Almandin (geschliffen), 5. Pyrop (böhmischer Granat, im Gestein), 6. Pyrop (Kaprubin, geschliffen), 7. Kaneelstein (Krystalle, Mussaalp in Piemont), 8. Kaneelstein (geschliffen), 9. Demantoid (roh), 10. Demantoid (geschliffen), 11. Chrysolith (Krystall), 12. Chrysolith (geschliffen)“
Epidot
Knappenwand im Untersulzbachtal, Pinzgau, Österreich
MMG: Min 12458 Sy
Granat (Almandin) in Gneis
Wrangell Island, Alaska, USA
MMG: Min 12398 Sy
Granat (Grossular, Varietät Hessonit) mit Diopsid
Testa Ciarva, Alatal, Piemont, Italien
MMG: Min 14281 Sy
Tafel XVIII mit Erklärung:
Tafel XVIII zeigt die Quarzvarietäten Amethyst, Bergkristall und Rauchquarz als Kristalle und in verarbeiteter, geschliffener Form. Katzenauge ist ein Quarz mit feinfaserigen Mineraleinschlüssen, die den Katzenaugeneffekt hervorrufen, auch Chatoyance genannt. Tigerauge ist eine braune, mikrokristalline Varietät von Quarz mit der Einlagerung von Hornblendefasern. Beim Heliotrop handelt es sich um die lauchgrüne Varietät von Chalcedon, welche durch die Einlagerung von roten Eisenoxidpunkten charakterisiert ist.
Tafel XX mit Erklärung:
Auf Tafel XX sind neben den Schmucksteinen Lapis lazuli (Lasurstein), Türkis, Malachit und Bernstein auch Verarbeitungsbeispiele der Chalcedonvarietäten Onyx, Achat, Karneol sowie Chrysopras abgebildet.
Brauns, Reinhard: Das Mineralreich.
Unveränderter Neudruck. – Eßlingen, München: Schreiber, 1912.
SLUB: Geolog.463.n
Band 1: Digital unter
Band 2 (Farbtafeln): Digital unter
Reinhard Brauns (1861–1937) arbeitete als Mineraloge, der sich auch mit Kristalloptik und Petrologie auseinandersetzte. Mit dem „Mineralreich“, das in vier Sprachen übersetzt wurde, schuf er einen populärwissenschaftlichen Klassiker der Mineralogie. Die Erstausgabe erschien 1903 und enthielt 900 Farbillustrationen auf 73 lithographischen Tafeln. Die Vorbilder der Abbildungen stammen aus den Museen der Universitäten Giessen, Bonn, Göttingen und Marburg sowie aus der Sammlung von Gustav Seligmann (1849-1920). Diese Sammlung wurde vom Chemiker Carl Bosch (1874-1940) gekauft. Sie befindet sich heute im U. S. National Museum (Smithsonian Institution) in Washington. Das Buch gibt Aufschluss über historische Mineralfundstellen.
Reproduktion: Frontispiz (Rauchtopas)
Die Rauchquarzstufe mit mehreren verwachsenen Kristallen wurde im St. Gotthardmassiv in der Schweiz gefunden. Unter Rauchtopas verstand man früher den braunen bis rauchgrauen durchsichtigen Quarz. Der Name ist heute nicht mehr gebräuchlich, weil er Verwechselungen mit dem echten Topas einschließt.
Tafel 8 mit Erläuterungen:
Tafel 20 mit Erklärung:
Die Tafeln zeigen Gold- und Silberminerale sowie Zinkerze in typischer Ausbildung von berühmten Fundstellen in aller Welt. Die Vorlagen der Abbildungen stammen aus den Universitätssammlungen in Marburg, Bonn, Giessen, Göttingen und Clausthal, dem Senckenberg Museum in Frankfurt sowie aus der Privatsammlung von Gustav Seligmann in Koblenz.