Geinitz und die sächsische Kreide

Geinitz, Hanns Bruno: Das Elbthalgebirge in Sachsen. - 1. Theil (Text).

Cassel: Fischer, 1871.

SLUB: Geolog.106.m-1, Text
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Geinitz „wurde 1850 auf den neugegründeten Lehrstuhl für Geognosie, Mineralogie und Naturgeschichte berufen. Einer seiner Studenten […] berichtete, dass Geinitz seine Vorlesungen mit den berühmt gewordenen Worten begann: ‚Die Wissenschaft ist international, die Mineralogie aber ist sächsisch‘.“ (Zit.: Das Museum für Mineralogie und Geologie in den Staatlichen Naturhistorischen Sammlungen Dresden. Dresden 2006, S. 34.) In seiner ersten Monographie zur sächsischen Kreide illustrierte Hanns Bruno Geinitz einige wichtige Aufschlüsse aus der späten Cenoman-Zeit (etwa 95–94 Millionen Jahre vor heute).

Die Zeichnung auf Seite 10 zeigt den Quadersandsteinbruch an der Heidenschanze in Dresden-Coschütz. Hier sind in einem noch heute zugänglichem Profil Schichten des oberen Cenomaniums aufgeschlossen: a: Sandsteine der Oberhäslich-Formation; darüber folgt die Dölzschen-Formation mit einem Basalkonglomerat (b) und dem unteren Pläner (c); d bezeichnet den Bereich der Bodenbildung. Auf Seite 11 ist der Hohe Stein in Dresden-Plauen zu sehen. Dieser heute unter Geotop-Schutz stehende Aufschluss zeigt die fossilreiche Füllung (b) einer ehemaligen Brandungstasche, die das transgredierende Meer der späten Cenomanzeit vor etwa 94,3 Millionen Jahren in des Grundgebirge (a) gekolkt hatte. Diese Sedimentgesteine gehören heute zur Dölzschen-Formation. Die Zeichnung auf Seite 13 zeigt einen Aufschluss auf der rechten Weißeritzseite nahe dem Forsthaus bei Plauen. Hier lagern feinkörnige Pläner und Plänermergel (b, c) der Dölzschen-Formation des Obercenomaniums auf stark zerklüftetem Grundgebirge (a). Der Aufschluss war sehr fossilreich, insbesondere in basalen Taschen und Zwickelfüllungen (d). Verwitterungsbildungen sind durch e und f gekennzeichnet.

Geinitz, Hanns Bruno: Das Elbthalgebirge in Sachsen. – 1. Theil (Tafeln).

Cassel: Fischer, 1874.
SLUB: Geolog.106.m-1, Atlas

Tafel 1: „nach einer Photographie des Herrn Herrmann Krone in Dresden in 1/6 der natürlichen Grösse“.

Zu sehen sind auf der Tafel verschiedene Spurenfossilien, die durch die Anlage von Grabgängen im damals noch weichen Sand am Boden des sächsischen Kreidemeeres entstanden sind. Die verzweigten Röhrensysteme wurden von Geinitz als fossile Meeresschwämme angesehen („Spongia saxonica Geinitz“). Heute weiß man, dass diese Strukturen durch grabende Krebse entstanden sind. Diese werden als Thalassinoides saxonicus (Geinitz) bezeichnet.

Fossiler Krebsbau

Thalassinoides saxonicus (Geinitz 1842)

Welschhufe bei Bannewitz, Sachsen
Kreide (Obercenomanium, Oberhäslich-Formation, ca. 95 Mio. Jahre)
MMG: PZ SaK 7834
Original zu Geinitz (1874), Tafel 1, Figur 2

Tafel 47

In Teil 1 seiner Monographie zur sächsischen Kreide befasste sich Geinitz (1871–75) mit den Schichten und Fossilien des Cenomaniums (der untersten Stufe der Oberkreide). Die Schichten des Unterquaders (heute Oberhäslich-Formation) sind an zahlreichen Stellen als Baustein gebrochen worden. Dabei wurden immer wieder gut erhaltene, großwüchsige Muscheln gefunden, die ein lebensfreundliches Milieu am kreidezeitlichen Meeresboden widerspiegeln. Auf Tafel 47 sind Steckmuscheln der Gattung Pinna (im Vergleich zur Lebensstellung um 180° verdreht) und Liegeformen der Gattung Gervillaria abgebildet.

Geinitz, Hanns Bruno: Das Quadersandsteingebirge oder Kreidegebirge in Deutschland.

Geinitz, Hanns Bruno: Das Quadersandsteingebirge oder Kreidegebirge in Deutschland.

Freiberg: Craz & Gerlach, 1849-1850.
SLUB: Geogr.Germ.219
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Tafel VIII mit Erläuterungen

In seiner Monographie zum Quadersandsteingebirge oder Kreidegebirge beschreibt Geinitz (1849) die Schichtenfolge und Fossilien aus verschiedenen Kreidegebieten in Deutschland und Europa. Dabei parallelisiert er die unterschiedlichen Vorkommen und stellt auch einige neue Arten auf. Diese fortschrittliche Arbeit wird auch heute noch vielfach zitiert. Tafel VIII zeigt heteromorphe Ammoniten aus dem unteren Maastrichtium von Lviv (Lemberg) in der heutigen Ukraine.

Heteromorpher Ammonit

Acanthoscaphites tridens (Kner 1848)

Nahoriany bei Lviv, Ukraine
Kreide (Untermaastrichtium, ca. 70 Mio. Jahre)
MMG: PZ UkK 84
Original zu Geinitz (1849), Tafel VIII, Figur 2. Das ausgestellte Exemplar ist durch den Zwingerbrand am 9. Mai 1849 eingeschwärzt worden.

Geinitz, Hanns Bruno: Das Elbthalgebirge in Sachsen. – 2. Theil (Tafelband).

Cassel: Fischer, 1875.
SLUB: Geolog.106.m-2, Kupfer
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Tafel 5 mit Erläuterungen

In Teil 2 seiner Monographie zur sächsischen Kreide befasste sich Geinitz (1872–75) mit den Schichten und Fossilien des Turoniums und Coniaciums. Die meisten Lithographien in diesem Band entstanden nach den Zeichnungen Geinitz‘ Tochter, Elise Geinitz (1847–1925). Die auf Tafel 5 gezeigten Seesterne gehören zu den absoluten Raritäten der Elbtalkreide. Da ihr Skelett aus vielen nicht miteinander verwachsen Elementen besteht, ist ihre Erhaltung an ganz besondere Fossilisationsbedingungen geknüpft (z.B. rasche Überdeckung mit Sediment bei einem Sturm).

Seestern

Stellaster schulzei (Römer, 1841)

Rietschgrund bei Bad Schandau, Sachsen
Kreide (Turonium, Postelwitz-Formation, ca. 92 Mio. Jahre)
MMG: PZ SaK 6713
Original zu Geinitz (1872), Tafel 5, Figur 3

Geinitz, Hanns Bruno: Charakteristik der Schichten und Petrefacten des sächsisch-böhmischen Kreidegebirges.

Dresden, Leipzig: Arnold, 1839-1842.

SLUB: Hist.Sax.A.42-3
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Titeltafel: "Geognostisches Profil eines Theils des Tunnels der Leipzig-Dresdner Eisenbahn zu Oberau"

Der Tunnel von Oberau war der erste Tunnel einer Vollbahn auf dem europäischen Festland. Bei seinem Bau 1837–1839 wurden fossilreiche Schichten der Dölzschen-Formation des oberen Cenomaniums aufgeschlossen, die hier dem Grundgebirge (Gneis) auflagern. 1933/1934 wurde der Tunnel nach oben geöffnet („aufgeschlitzt“) und bildet heute einen Einschnitt. In seiner Monographie von 1839 widmet sich Geinitz dem Tunnel in „geognostischer Hinsicht“.

Tafel 1: Kieslingswalda

1843 veröffentlichte Geinitz einen Aufsatz über die Fossilien aus Kieslingswalda in der Grafschaft Glatz in Schlesien (heute Idzików, Polen). Die dort aufgeschlossen Schichten des oberen Turoniums und Coniaciums entsprechen den höheren Schichtanteilen im Sächsisch-Böhmischen Kreidebecken. Auf Tafel 1 sind neben Krebsresten verschiedene Weichtiere (Muscheln, Schnecken, Ammoniten, Nautiliden) zu sehen.