Kristallographie

Die äußere Form von Kristallen regte schon frühzeitig zu Messungen und wissenschaftlichen Untersuchungen der geometrischen Eigenschaften an. Fast alle Minerale bilden Kristalle, die besonders im Fokus dieser Untersuchungen standen. Einer der führenden Vertreter der Vermessung der Kristallformen an Mineralen war Victor Mordechai Goldschmidt (1853-1933). Er publizierte zwischen 1913 und 1923 sein neunbändiges Werk „Atlas der Krystallformen“ mit je einem Tafel- und einem Textband. Historisch gesehen ist die Kristallographie aus der Mineralogie hervorgegangen. Heute ist die Kristallographie eine moderne Materialwissenschaft, die sowohl anorganische, natürliche Minerale und synthetische Produkte als auch organische Stoffe untersucht. Im Rahmen des Internationalen Programms zur Grundlagenforschung wurde das Jahr 2014 von der UNESCO zum Jahr der Kristallographie ausgerufen.

Goldschmidt, Victor: Atlas der Krystallformen, Tafeln. Band II: Calaverit – Cyanochroit.

Heidelberg: Winter, 1913. 
SLUB: 7.4.39-2

Victor Mordechai Goldschmidt (1853–1933) hat sich als Mineraloge, Kristallograph, Naturphilosoph, Mineraliensammler und Mäzen verdient gemacht. Er studierte an der Bergakademie Freiberg und gründete Ende des Jahrhunderts das private mineralogisch-kristallographische Institut in Heidelberg. 1893 zum außerordentlichen Honorarprofessor und 1917 zum geheimen Hofrat ernannt, verfasste er 1913–1923 den „Atlas der Krystallformen“ in neun Bänden. Viele Stücke seiner Sammlung sind im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen.

Tafel 7 und 65: Calcit (Kalkspat)

Das Kalziumkarbonat Calcit oder Kalkspat ist ein häufig vorkommendes Mineral. Es kristallisiert im trigonalen Kristallsystem. Als eines der vielgestaltigsten Minerale inspirierte es zahlreiche Kristallographen, neue Formen und Kombinationen zu entdecken. Goldschmidt widmet diesem Mineral in seinem Werk allein 153 Tafeln. Zu den einfachen Kristallformen zählen Rhomboeder, Skalenoeder und hexagonale Prismen. Auf Tafel 7 sind Calcite mit rhomboedrischem und prismatischem Habitus zu sehen. Tafel 65 zeigt skalenoedrische Kristalle.

Goldschmidt, Victor: Atlas der Krystallformen, Tafeln. Band IV: Fergusonit–Ixionolith.

Heidelberg: Winter, 1918.
SLUB: 7.4.39–4
Digital unter

 

Tafel 8 und 9: Flußspat

Das Calciumfluorid Fluorit oder Flussspat kristallisiert im kubischen Kristallsystem. Es ist sehr formenreich. Zu den einfachen Kristallformen gehören Hexaeder (Würfel), Oktaeder, Rhombendodekaeder und Hexakisoktaeder. In Kombination dieser Grundformen kann es sehr flächenreich ausgebildet sein.

Goldschmidt, Victor: Atlas der Krystallformen, Tafeln, Band IX. Trechmannit – Zoisit.

Heidelberg: Winter, 1923. 

SLUB: 7.4.39–9
Digital unter

 

Tafel 18 und 19: Turmalin

Die borhaltigen Silikate der Turmalingruppe sind chemisch sehr komplex zusammengesetzt. Die einzelnen Minerale haben heute eigenständige Namen wie Schörl, Dravit oder Elbait. Turmalin kristallisiert im trigonalen Kristallsystem. Grundformen sind trigonale und hexagonale Prismen, trigonale Pyramiden und Pedien. Kombinationen dieser Formen können sehr flächenreich sein, wie die Kopfbilder zeigen.

Eine interessante Teilkollektion der Mineraliensammlung von Richard Baldauf (1848-1931) ist die Sammlung von über 2650 Kristallen. An ausgewählten Beispielen werden die Minerale in ihren typischen, natürlich gebildeten Kristallformen gezeigt.

Kristallmodelle, Mineralienhaus Droop, Dresden-Plauen

um 1905 bis 1930
MMG
Digital unter