Petrographie

Petrographie

Die Petrographie (Gesteinskunde; griech. πέτρος [petros] = Stein, γράφω [grapho] = schreiben) ist die Wissenschaft, die sich mit der chemischen und mineralogischen Zusammensetzung der Gesteine, ihren natürlichen Vorkommen sowie ihrer Entstehung beschäftigt. Grundsätzlich werden die Gesteine systematisch klassifiziert, man unterscheidet Magmatite, Sedimentite und Metamorphite.

Dünnschliffe

Eine wesentliche Methode zur Analyse und Bestimmung von Gesteinen ist die Dünnschliffmikroskopie. Hergestellt werden die Dünnschliffe aus Gesteinsklötzchen, die aus Gesteinsproben herausgesägt wurden. Nach dem Aufkleben auf einen Glasobjektträger werden durch Schleifen und Polieren hauchdünne Gesteinsplättchen von etwa 20–30 µm angefertigt (Vergleich: Kopfhaar eines Menschen = 0,05–0,07 mm). Dünnschliffpräparate können im Durchlichtmikroskop untersucht werden, meist unter Anwendung von polarisiertem – in einer Ebene schwingendem – Licht. Als Begründer der mikroskopischen Petrographie gilt der englische Naturwissenschaftler Henry Clifton Sorby (1826–1908), der diese Disziplin mit seiner ersten 1851 erschienen Beschreibung der mineralischen Zusammensetzung eines Gesteins anhand von Dünnschliffen entwickelte. Prägend für diese Untersuchungsmethode war weiterhin der Leipziger Geologe und Mineraloge Ferdinand Zirkel (1838–1912) und der Heidelberger Petrograph Harry Rosenbusch (1836–1914). Letzterer entwickelte im Jahr 1888 zusammen mit dem Feinmechaniker Rudolf Fuess (1838–1917) das erste petrographische Mikroskop deutscher Produktion.

Möhl, Heinrich: Die Basalte und Phonolithe Sachsens.

Dresden, 1873.
(= Nova Acta Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher, Band 36. Nr. 4)
SLUB: Acta.acad.127-36

Digital unter

Heinrich Möhl (1832–1903) studierte Mathematik und Geologie. Von 1853 bis 1856 war er als kurhessischer Landesgeologe tätig. Später lehrte er unter anderem mechanische Technologie und Geognosie an der Gewerbe- und höheren Handelsschule in Kassel. Von besonderer Bedeutung für die Wissenschaft waren seine ausgedehnten Studien über den Basalt und seine mikroskopischen Gesteinsuntersuchungen. Zahlreiche Arbeiten Möhls beschäftigen sich auch mit der Meteorologie. In dem hier ausgestellten Werk beschrieb Möhl die Basalte und Phonolithe von Sachsen und ihre wichtigsten Vorkommen. Bei diesen Gesteinen handelt sich um meist feinkörnige Vulkanite. Der Begriff „Basalt“ wurde erstmals von Georgius Agricola (1494–1555) verwendet und an der Typuslokalität Stolpen definiert. Die Bezeichnung „Phonolith“ (griech. φωνή [phōnē] = Klang, λίθος [lithos] = Stein) rührt von der Eigenschaft dieses Gesteins her, beim Anschlagen hell zu klingen. Auf den Farbtafeln sind detaillierte Zeichnungen von Dünnschliffen dieser Gesteine abgebildet. Sie zeigen Form, Struktur und Anordnung der Minerale.


Tafel I mit Erklärung

Ausgewählte Exponate, Handstücke und Dünnschliffe, geben einen Eindruck von den auf Tafel I (Fig. 2: Hauynbasalt, Neudorf; Fig. 4: Basalt, Heulenberg; Fig. 8, 9: Nephelinit, Löbauer Berg) und Tafel II (Fig. 1, 2: Basalt, Stolpen) als Dünnschliffzeichnungen dargestellten Gesteinen aus dem Erzgebirge und der Oberlausitz.

Tafel II mit Erklärung

Tafel II zeigt ausgewählte mikroskopische Phänomene, wie besondere Einsprenglinge oder typische Gefügemerkmale, von Basalten und Doleriten aus dem Vogtland, Erzgebirge, Elbsandsteingebirge und der Oberlausitz.

Ausgestellt ist je ein Handstück und ein Dünnschliff von Gesteinsproben aus Stolpen (Fig. 1, 2: Basalt, Stolpen).

Tafel III mit Erklärung

Auf Tafel III sind überwiegend Zeichnungen von Phonolithvarietäten aus dem Erzgebirge und der Oberlausitz zu sehen.

Wirsing, Adam Ludwig: Afbeelding der Marmor Soorten / volgens hunne natuurlyke koleuren.

Amsterdam, 1776.

SLUB: Geolog.245

Dieses Buch beschreibt in mehreren Sprachen die unterschiedlichsten Mamorarten mit detaillierten, handkolorierten Kupferstichen, die von Adam Ludwig Wirsing (1734–1797) stammen, einem Kupferstecher, Illuminist und Verleger. Der Text wurde vermutlich von dem Naturforscher, Botaniker und Arzt Casimir Christoph Schmiedel (1718–1792) verfasst. Abweichend von der petrographischen Klassifikation, die Marmor als metamorphes Gestein definiert, wird der Begriff im steinbearbeitenden Gewerbe auch auf schleif- und polierfähige Kalksteine ausgedehnt. In Wirsings Werk finden sich „echte“ Marmore nur selten, überwiegend sind sedimentär gebildete Kalksteine europäischer Vorkommen dargestellt. Die ausgestellten Mustertafeln der helvetischen „Marmore“, allesamt Gesteinsproben aus der Schweiz, stammen aus einer Musterkollektion des 18. Jahrhunderts und entsprechen den auf Tafel III abgebildeten Stücken.

Marmor

Tafel III, S. 52 mit Erklärungen: Fig. 7 und 8 („Dendritentafeln von Baden im Argau in Helvetien.“ Baden, Kanton Aargau, Schweiz)

 

Auf den beiden Abbildungen sind Kalksteine mit Strukturen dargestellt, die an Pflanzen erinnern und fälschlich als Pflanzenfossilien gedeutet werden können. In Wirklichkeit handelt es sich um Ausfällungen von Eisen- und Manganoxiden, die vorwiegend auf Schichtflächen auftreten.

Tafel VII, S. 7 mit Erklärungen: Fig. 37 bis 42 („Bayreuthische Marmor.“ Bayern, Deutschland)

Die hellen „Marmore“ von Fig. 37 und 40 zeigen dunkle, verzweigte Adern. In Fig. 38 und 41 sind rötliche Varietäten mit dunklen, welligen Strukturen zu erkennen. Schwarzgraue Kalksteine sind in Fig. 39 und 42 abgebildet und zeigen dunkle, fleckenartige Struktur. Letztere stammen aus der Umgebung von Hof/Saale.

Tafel IV, S. 64: Fig. 19 und 24, S. 64 („Marmor aus dem südlichen Frankreich.“)

Die obere Reihe (Fig. 19, 20) zeigt breccierte Kalksteine von grauer Farbe. In den übrigen Abbildungen (Fig. 21–24) sind rötliche bis rosafarbene „Marmore“ mit grauen, teilweise an Fossilien erinnernden Strukturen zu erkennen.