Das Buch des Dede Korkut [2]

Carl August Scheureck: Codices Manuscripti Orientales

Handschrift auf Papier. – Um 1750.

Signatur: Bibl.Arch.I.Ba,Vol.131

Digitalisat

In diesem Katalog von der Hand des 1749 bis 1772 als Schreiber an der Kurfürstlichen Bibliothek tätigen Carl August Scheureck ist die Dede-Korkut-Handschrift erstmals verzeichnet als. Der lateinische Eintrag lautet übersetzt:

Leben und Taten des Dede Korkut in oghusischer Sprache

Die Handschrift befand sich im 5. Schrank als Nr. 86 von insgesamt 278 orientalischen Manuskripten. Scheureck griff vermutlich auf Angaben des 1707 bis 1746 als Bibliothekar in Dresden angestellten Orientalisten und Handschriftensammlers Johann Gottfried Seebisch (1669–1753) zurück.

Johann Jacob Reiske: Manuscriptorum CXXXV Orientalium Bibliothecae Electoralis Dresdensis Catalogus

Erschienen in: Memorabilien: eine philosophisch-theologische Zeitschrift der Geschichte und Philosophie der Religionen, dem Bibelstudium und der morgenländischen Literatur gewidmet. – Bd. 4 (1793), S. 13, Nr. 86.

Signatur: Exeg.A.659-3/4.1792/93

Digitalisat (ÖNB Wien)

Im ersten gedruckten Katalog von 135 ausgewählten orientalischen Handschriften der Kurfürstlichen Bibliothek, den der Leipziger Arabist Reiske (1716–1774) anfertigte, wird das Dede Korkut noch immer unter der Nummer 86 aufgeführt. Der lateinische Eintrag lautet übersetzt:

Leben des Korkut in oghusischem Dialekt, wie es auf dem Titelblatt heißt. Über Corcud, den Sohn Bayezids II. siehe D‘H[erbelot], [S.] 273. Der oghusische Dialekt ist derselbe wie der türkische der Familie der Osmanen.

Reiske identifizierte Dede Korkut demnach fälschlich mit dem osmanischen Prinzen und Gouverneur Korkud (1467–1513), den er aus dem Lexikon „Bibliothèque orientale“ von Barthélemy d’Herbelot (Paris 1697) kannte.

Heinrich Friedrich von Diez: Denkwürdigkeiten von Asien in Künsten und Wissenschaften, Sitten, Gebräuchen und Alterthümern, Religion und Regierungsverfassung

Bd. 2. – Berlin: Nicolai, 1815. –  S. 399–457.

Signatur: Hist.Asiae.899-2

Digitalisat

Heinrich Friedrich von Diez (1751–1817), preußischer Gesandter in Konstantinopel, autodidaktischer Orientalist und Büchersammler, wurde durch den Katalog von Johann Jacob Reiske auf die Dresdner Dede-Korkut-Handschrift aufmerksam und besorgte sich 1814 eine Abschrift (heute in der Staatsbibliothek Berlin). Er beschäftigte sich als Erster intensiv mit dem „Buch des Dede Korkut“. Er veröffentlichte unter der Überschrift „Depé Ghöz oder der oghuzische Cyklop“ den Originaltext und eine deutsche Übersetzung der Geschichte vom Riesen Depegös, den er als Vorbild für den Zyklopen Polyphemos in Homers Odyssee betrachtete.

Heinrich Leberecht Fleischer: Catalogus Codicum Manuscriptorum Orientalium Bibliothecae Regiae Dresdensis

Leipzig: Vogel, 1831.

Signatur: Bibl.publ.259:1 (durchschossenes Exemplar)

Digitalisat

Im Katalog des damaligen Gesamtbestandes von 454 orientalischen Manuskripten in der Königlichen Bibliothek beschreibt der nachmalige bedeutende Leipziger Professor für orientalische Sprachen Heinrich Leberecht Fleischer (1801–1888) die Dede-Korkut-Handschrift wiederum unter der Nummer 86 folgendermaßen (übersetzt aus dem Lateinischen):

Türkischer Codex von 152 Blättern in kleinem Quartformat, in Neschi-Schrift [Naschī: verbreitete arabische Buchschrift] geschrieben, Kithābi-Dedeh-Qorqud, in jener älteren osttürkischen oder oghusischen Mundart verfasst. Es ist eine Erzählung über die inneren Auseinandersetzungen zwischen den Innen- und Außen-Oghusen zur Zeit Mohammeds, die damit geendet haben sollen, dass Kasan Beg, Fürst der Innen-Oghusen, Arus Beg, den Fürsten der Außen-Oghusen, im Zweikampf tötete, woraufhin sich diese der Herrschaft jener unterwarfen. Der Titel des Buches wurde gewählt, weil in der ganzen Erzählung große Teile von einem gewissen Korkut handeln, der ein frommer und weiser Mann von großem Einfluss bei den oghusischen Stammesgenossen gewesen sein soll.