Aus dem Alten Orient

Sumerischer Ton-Nagel

Girsu, um 2100 v. Chr.

Signatur: Mscr.Dresd.Eb.466

Digitalisat

Provenienz: Bisher unbekannt, erstmals verzeichnet in einer Liste der Exponate im 1935 eröffneten Buchmuseum der Sächsischen Landesbibliothek im Japanischen Palais mit Angabe des Fundortes „Duraihim [= Drehem] am Tigris“, wo seit 1909 Tausende von Keilschriftdokumenten ausgegraben und in alle Welt verkauft wurden.

Kegelförmige Nägel aus gebranntem Ton mit eingedrückten Keilschriftzeichen wurden von sumerischen Fürsten im 3. Jahrtausend v. Chr. in die Fundamente und Mauern der von ihnen erbauten Tempel eingelassen. Die neusumerische Inschrift des Dresdner Exemplars lautet übersetzt: „Dem Ningešzida / seinem Schutzgott / hat Gudea / Herrscher / von Lagaš / der Diener der Göttin Gatumdug / seinen Tempel in Girsu / erbaut.“

Gudea, von dem zahlreiche Inschriften und Bildnisstatuen überliefert sind, gehörte zur 2. Dynastie der Stadtfürsten von Lagaš in Südmesopotamien. Während seiner 20-jährigen Herrschaft erbaute er nicht nur in Girsu (heute Tello im südlichen Irak), sondern auch in anderen Städten Tempel.

Demotisches Ostrakon

Tonscherbe, mit Tinte beschrieben. – Theben, um 100 v. Chr.

Signatur: Mscr.Dresd.Eb.467

Provenienz: Laut Zugangsbuch am 21. April 1933 gekauft vom Kunsthändler Dr. Ernst Junkelmann (1890–1964) in München.

Digitalisat (Zustand vor 1945)

Ostraka dienten im Altertum zur Aufzeichnung von kleinen Urkunden (z. B. Quittungen) oder kurzen Mitteilungen. Auf dem Ostrakon der SLUB, das von einem größeren Gefäß stammt und vermutlich 1945 bei der Zerstörung des Japanischen Palais, dem damaligen Sitz der Sächsischen Landesbibliothek, in fünf Stücke zerbrochen ist, steht in Demotisch, der Sprache und Schrift der spätägyptischen Zeit, ein Tempeleid: Eine Frau soll bei Month, dem Lokalgott von Hermonthis (heute Armant) nahe Theben in Oberägypten, schwören, dass sie nicht im Besitz eines vermissten Dokuments über vier Grundstücke, Zinsen etc. ist und auch nichts über dessen Verbleib weiß. Auf der Rückseite wird bestätigt, dass die Beschuldigte den Eid geleistet hat.

Fragment eines griechischen Papyrus

Memphis, 162 v. Chr.

Signatur: Mscr.Dresd.R.306

Digitalisat

Provenienz: Laut Falkenstein (1839) Geschenk von Bernardino Drovetti (1776–1852), dem französischen Generalkonsul in Ägypten, 1832.

Der einst mehrfach gefaltete, 1945 zerfallene und 2004 wieder zusammengesetzte Papyrus gehört zu einer Gruppe von Papyri aus dem Serapeum (Tempel des Gottes Osiris-Apis) im unterägyptischen Memphis. Er trägt drei griechische Texte: Auf der ausgestellten Vorderseite eine mit vielen Korrekturen versehene Eingabe des Tempelaufsehers an einen königlichen Beamten, den im Tempel dienenden Zwillingsschwestern den notwendigen Lebensunterhalt zu gewähren, auf der Rückseite um 90° gedreht eine begonnene Reinschrift dieses Textes und eine weitere Eingabe, in der für die Lieferung gedankt und um ausreichende Versorgung im Folgejahr ersucht wird.

Constantin Karl Falkenstein: Beschreibung der königlichen öffentlichen Bibliothek zu Dresden

Dresden: Walther, 1839.

Signatur: Bibl.publ.259:1

Digitalisat (Exemplar 23.8.2386)

Zu Beginn der Beschreibung des Handschriftenzimmers im Japanischen Palais, wo die Bibliothek seit 1786 untergebracht war, nennt der damalige Oberbibliothekar Falkenstein (1801–1855) an erster Stelle als damals ältestes Stück eine „Papyrusrolle“, womit er ohne Zweifel das ausgestellte und einzige in der SLUB vorhandene Papyrusfragment meint. Jedenfalls treffen darauf sowohl die von Falkenstein anschließend zitierte Beschreibung des „gelehrten Alterthumsfreundes“ (gemeint ist der Dresdner Altphilologe und Lehrer Karl Julius Sillig), als auch die Abbildungen und Editionen von Ernst Haaser (1885) und Ulrich Wilcken (1927) zu. 

Bernardino Drovetti (1776–1852) brachte während seiner Amtszeit als französischer Generalkonsul in Ägypten eine Sammlung von über 5 000 Objekten, darunter 170 Papyri zusammen, die er teils an das Ägyptische Museum in Turin, teils an das Vorgängermuseum des Louvre in Paris verkaufte.