Erschließung der Herrnhutischen Wissensarchive

Die Texte der Herrnhuter Brüdergemeine oder Mährischen Kirche (auf Englisch: Moravian Church) bergen in sich eine beeindruckende Fülle an Forschungsschätzen. Im Rahmen des Moravian Knowledge Network wurden die Schriftstücke digital geborgen und der Forschung sowie interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die SLUB Dresden war von Anfang an ein aktiver Partner dieses Netzwerks.

Die Herrnhuter Brüdergemeine wurde Anfang des 18. Jahrhunderts gegründet. Innerhalb weniger Jahrzehnte breitete sich die Glaubensgemeinschaft in der ganzen Welt aus. Dieser Prozess wurde von der Gemeinschaft minutiös in unzähligen Berichten, Briefen, Tagebüchern und Lebensläufen dokumentiert und veröffentlicht. Noch heute prägen diese Texte die europäische Sicht auf die Welt.

Das Moravian Knowledge Network hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Schriftstücke als Volltexte zu erschließen und digital zu erforschen. Die SLUB Dresden trägt kollaborativ mit eigenen, grundlegenden Beiträgen  hierzu bei. Drei Beispiele sind im Folgenden dargestellt.

Nachrichten aus der Brüder-Gemeine (1819–1894)

Vorläufer der Nachrichten aus der Brüder-Gemeine waren die Gmein-Nachrichten, die in handschriftlicher Form veröffentlicht wurden. Diese Publikation wird derzeit durch das Landesdigitalisierungsprogramm des Freistaats Sachsens und das Unitätsarchiv Herrnhut digitalisiert und über das Portal SACHSEN.digital der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Dazu kommen Bürger:innen, Studierende, Forschende und Computer in einer spannenden Kooperation zusammen. Gemeinsam digitalisieren sie das aus dem Untitätsarchiv stammende historische Quellenmaterial und werten es unter der fachlichen Anleitung von Expert:innen des SLUB TextLabs aus. Die Mittel hierfür stammen aus dem Landesdigitalisierungsprogramm des Freistaats Sachsens.

Doch wie verwandelt man Texte in deutscher Kurrentschrift – die allgemeine Verkehrsschrift der Neuzeit im deutschsprachigen Raum bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts – in digitale Volltexte? Regelmäßig treffen sich die Bürgerwissenschaftler:innen, um ihre zu Hause erstellten Transkriptionen der Gemein-Nachrichten zu besprechen und zu korrigieren. Zuvor galt es, die Kurrentschrift lesen zu lernen und sich im Detail darauf zu einigen, welche Beobachtungen am Text über das Tippen der Buchstaben hinaus erfasst werden sollten. Dabei konnten sie auch auf Transkriptionen zurückgreifen, die Studierende und Forschende an der Professur für germanistische Linguistik und Sprachgeschichte am Institut für Germanistik der TU Dresden zuvor erstellt hatten. Anhand dieser Texte werden nun ausgeklügelte Computerprogramme so trainiert, dass sie in der Lage sind, selbst derartige Transkriptionen zu erstellen. Auf diese Weise ist es jetzt möglich, den gesamten Volltext dieser Zeitschrift für die Forschung zu erschließen. 

Exkursionstagebuch Barby (1766)

Digitale Volltexterschließung kann auch richtig in die Tiefe gehen. So beschreibt das 1766 verfasste Exkursionstagebuch eines Mitglieds der Herrnhuter Brüdergemeine einen mehrtägigen Ausflug in der Gegend um Barby (heute eine Kleinstadt im Salzlandkreis in Sachsen-Anhalt) und die hier beobachteten Pflanzen. Den Text haben Forschende am Institut für Botanik an der TU Dresden und Thomas Ruhland (Universität Halle-Wittenberg) zunächst für eine Edition aufgearbeitet, um ihn nun digital (nach den Richtlinien der TEI) auszuzeichnen. Dabei erfassen sie nicht nur grafisch Auffallendes, wie zum Beispiel Korrekturen, sondern machen auch Pflanzen- und Ortsnamen als solche kenntlich und verlinken sie mit Wikidata. Auf diese Weise verwandelt sich der Text in eine Datenbank, die einen systematischen Einblick in die beschriebene historische Flora erlaubt.

So nutzen Sie unser Angebot

Buchen Sie einfach über die SLUB Wissensbar einen Termin, falls Sie Fragen rund um Digital Humanities haben. Unsere Mitarbeiter:innen setzen sich dann etwa 30 Minuten mit Ihnen zusammen.   

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Bei individuellen Anliegen und Anfragen wenden Sie sich gern an unseren Fachreferenten Dr. Juan Garcés.