Sammlung Ernst Birsner
Mit dem Nachlass des angesehenen Kochs Ernst Birsner (1935–2015) finden Sie an der SLUB Dresden eine der umfangreichsten und wertvollsten privaten Kulinaria-Sammlungen im deutschsprachigen Raum. Sie umfasst insgesamt geschätzte 50.000 Objekte, darunter etwa 40.000 Menü- und Speisekarten aus mehreren Jahrhunderten, circa 11.000 Bücher sowie gastrosophische Handschriften.
Der 1935 geborene Ernst Birsner war Maître de cuisine im Kochstudio des Burda-Verlages und kochte außerdem für das Verlegerehepaar Aenne und Franz Burda und dessen zum Teil prominente Gäste. Durch die Publikationen des Burda-Verlages beeinflusste er die bürgerliche Kochkultur in Westdeutschland der 1960er- bis 1980er-Jahre und wurde durch seine Sammelleidenschaft zum Kenner der Koch- und Gastronomieliteratur.
Eine Sammlung mit hohem Wert für die Wissenschaft
Die SLUB konnte Ernst Birsners umfangreiche und kulturgeschichtlich bedeutende Kulinaria-Sammlung 2020 mit finanzieller Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und der Rudolf-August Oetker-Stiftung erwerben. Durch ihre Dichte und Vielgestaltigkeit bietet sie unterschiedlichsten Forschungsfeldern reiches Quellenmaterial.
Die enthaltenen Drucke dienten Ernst Birsner als Handapparat für die tägliche Arbeit. Neben französischen und englischen Fachbüchern zur Kochkunst finden sich vor allem deutschsprachige Publikationen zur gehobenen, aber auch zur bürgerlichen Küche. Die Sammlung beinhaltet zudem bibliophile Stücke, die Birsners Sammel- und Kochleidenschaft widerspiegeln. Besonders erwähnenswert ist unter anderem Bartolomeo Platinas De Honesta Voluptate, das als erstes gedrucktes Kochbuch gilt, in einer Ausgabe von 1517.
Hoch interessant sind auch die Handschriften und Manuskripte, die von einfachen Rezeptsammlungen bis hin zu einem Menübuch Kaiser Wilhelms II. aus seinem Exil in Doorn reichen. Zu den Pretiosen des Bestandes gehört die Haushaltsaufstellung aus dem Schloss Marly-le-Roi, das schon vor dem Bau des Schlosses Versailles von Ludwig XIV. als Sommer- und Jagdresidenz genutzt wurde. Die Aufstellung gibt einen Einblick in die Tafelkultur des französischen Königs.
Die umfangreiche Menükartensammlung mit einem Schwerpunkt auf Karten von deutschen und europäischen Höfen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts bildet zum Teil die täglichen Mahlzeiten der Fürsten- und Königshäuser fast lückenlos ab. Balleinladungen, Tafelmusikprogramme, Sitzpläne und ähnliches runden die Kollektion ab. Als ebenso interessant sind die Menü- und Speisekarten der Luxusschifffahrt oder von europäischen Sternerestaurants einzuschätzen.