Aus dem Morgenland

Dschāmi: Tuhfat al-ahrar (Das Geschenk der Freien)

Persische Handschrift auf Papier.

Signatur: Mscr.Dresd.Ea.62

Digitalisat

Provenienz: Bisher unbekannt, erstmals verzeichnet im handschriftlichen Katalog von Scheureck (um 1750).

Das "Geschenk der Freien" ist eine Sammlung von 20 kurzen Abhandlungen über religiöse und moralische Themen, vermischt mit Anekdoten, und gehört zu dem siebenteiligen Epenzyklus „Haft Aurang“ (Sieben Throne), dem zwischen 1468 und 1485 verfassten Hauptwerk des persischen Mystikers und Dichters Dschāmi (1414–1492).

Eine der 14 Deckfarbenminiaturen in der Dresdner Handschrift zeigt Mohammeds Himmelfahrt. Einer Legende zufolge soll dem Propheten eines Nachts in Mekka der Erzengel Gabriel in Begleitung eines menschenköpfigen Reittieres namens Buraq erschienen sein, auf dessen Rücken Mohammed nach Jerusalem geritten sei. Von dort aus habe ihn Gabriel durch die sieben Himmelssphären bis zum Paradies geleitet, wo er von Allah die Weisung zum fünfmaligen Tagesgebet empfangen habe. Schließlich habe ihn Buraq wieder nach Mekka zurückgebracht. In der Miniatur ist Muhammed wie üblich mit verschleiertem Gesicht und Flammennimbus dargestellt. Der vorausfliegende Erzengel Gabriel hält eine übergroße Standarte, die über den Rahmen hinausragt.

Seyyid Lokman: Kıyafet’ül’insaniyye fi şemail-i Osmaniyye (Buch der Eigenschaften der Osmanen)

Osmanisch-türkische Handschrift auf Papier. – Um 1590.

Signatur: Mscr.Dresd.Eb.373

Digitalisat

Provenienz: Aus dem Besitz des kaiserlich-österreichischen Sekretärs und Übersetzers Johann Christoph Raymbacky (Wien, 1714); erstmals verzeichnet in Johann Christian Götzes „Merckwürdigkeiten der Königlichen Bibliotheck zu Dreßden“ (1744).

 

Seyyid Lokman, Geschichtsschreiber am Hof der osmanischen Sultane Selim II. (reg. 1566–1574) und Murad III. (reg. 1574–1595) in Istanbul, arbeitete eng mit Schreibern und Buchmalern zusammen. So schuf der Miniaturenmaler Nakkaş Osman für Lokmans 1579 vollendetes Werk über die zwölf Sultane Osman I. (reg. 1288–1326) bis Murad III. meisterhafte Porträts, die von seinen Werkstattgehilfen und Schülern in vielen Handschriften wiederholt wurden. Aufgeschlagen ist das Porträt Mehmets II., der 1453 Konstantinopel eroberte und damit das Ende des Byzantinischen Reiches herbeiführte.

Kemal-Paşa-zâde (Ibn-i Kemal): Tevârîh-i Âl-i Osmân (Geschichte der Osmanen)

Osmanisch-türkische Handschrift auf Papier. – 16. Jahrhundert.

Signatur: Mscr.Dresd.Eb.391,2

Digitalisat

Provenienz: Bisher unbekannt, erstmals verzeichnet im handschriftlichen Katalog von Scheureck (um 1750).

 

Die zweibändige Handschrift enthält einen Teil der Chronik des osmanischen Herrscherhauses, die der Gelehrte und Geschichtsschreiber Ibn-i Kemal (1468–1534) im Auftrag des Sultans Bāyezīd II. (reg. 1481–1512) verfasste. Sie zeichnet sich durch 25 Illustrationen von Städten, Festungen und Hafenanlagen aus. Die Ansichten in Vogelperspektive stehen dem Stil des Miniaturmalers Matrakçı Nasuh (um 1480–ca. 1564) nahe. Aufgeschlagen ist eine doppelseitige Ansicht der Hafenstadt Lepanto (heute Naupaktos) am Golf von Korinth, die 1499 von Bāyezīd II. erobert wurde und 1571 Schauplatz der berühmten Seeschlacht zwischen der Heiligen Liga und den Osmanen war.

Gälawedewos: Gädlä Wälättä Petros (Leben, Wunder und Bildnis der heiligen Walatta Petros)

Äthiopische Handschrift auf Pergament. – 1672/73 (oder frühes 19. Jh.).

Signatur: Mscr.Dresd.Eb.415.e, Bd. 2

Digitalisat

Provenienz: Geschrieben für Arka Kiros und seine Frau Walatta Yohannes; im Katharinenkloster auf dem Sinai aufgefunden und 1845 vom Leipziger Theologieprofessor und Philologen Konstantin von Tischendorf (1815–1874) der Königlichen Bibliothek zu Dresden geschenkt.

 

Als die Jesuiten Äthiopien missionieren wollten, setzte sich Walatta Petros (1592–1642) mutig für die Beibehaltung des koptischen Glaubens ein. Nach erfolgreichem Kampf gegen den römischen Katholizismus führte sie ein asketisches Leben und gründete einen Nonnenorden. Den Erzählungen über das Leben und die Wundertaten Walattas, überliefert in 24 Handschriften weltweit, folgen im Dresdner Exemplar Hymnen auf die Heilige und auf die Märtyrer Cyrus und Johannes, die Namensheiligen der Auftraggeber. Der heute getrennt gebundene Bildteil der Handschrift besteht aus 60 buntfarbigen Illustrationen mit großen, gedrungenen und stilisierten Figuren. Die aufgeschlagenen Szenen zeigen, wie Walatta auf dem Weg in die Einöde von Waldeba die Entstehung einer Quelle für ihre durstigen Anhänger erwirkt, wie sie einem ihrer Schüler die Furcht vor einer Schlange nimmt, während sie von Antilopen bewacht wird, und wie Christus die Heilige an der Hand nimmt und ihr seinen Beistand verspricht.