Aus der jüdischen Welt

Thora-Wimpel

Bemalte Leinwandrolle aus 4 Stücken. – 1796.

Signatur: Mscr.Dresd.Eb.443.b

Digitalisat

Provenienz: Bisher unbekannt. Der Wimpel muss vor 1887 in die Bibliothek gekommen sein, da er im durchschossenen Exemplar des Katalogs von Fleischer (1831) handschriftlich vom Bibliotheksdirektor Ernst Wilhelm Förstemann (im Amt 1865–1887) nachgetragen wurde.

Im aschkenasischen Judentum gab es bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts den Brauch, die Beschneidungswindel in Streifen zu schneiden, zu einem Band zusammenzunähen und zu besticken oder zu bemalen mit dem Namen des Knaben (hier: David) und seines Vaters (hier: Elija Lichtenstädter), dem Geburtsdatum (hier 24. Tišri 5557 [= 1796]), dem Segensspruch „Er möge heranwachsen zur Thora, zum Traubaldachin und zu guten Taten. Amen. Sela“ in hebräischer Sprache sowie mit bildlichen Darstellungen des Jugendlichen als mündiger Thora- oder Haftara-Leser und des Erwachsenen als Bräutigam. Mit diesem Wimpel (Mappa) wurde beim ersten Synagogenbesuch, bei der Bar Mizwa (der Feier der religiösen Mündigkeit) und an der Hochzeit die Thora-Rolle umwickelt, um sie zu schützen und den Vorleseabschnitt zu fixieren.

Haftara-Rolle

Hebräische Handschrift auf Pergament. – Deutschland, 18. Jahrhundert (?).

Signatur: Mscr.Dresd.Eb.384.c

Digitalisat

Provenienz: Bisher unbekannt. Vielleicht handelt es sich um eine von den „mehre[n] auf ausgewählten Pergamenthäuten geschriebene[n] Thorah’s, welche ehedem das jüdische Museum im Mittelpavillon des Zwinger, wo der Salomonische Tempel stand [ein Holzmodell, heute im Museum für Hamburgische Geschichte], geschmückt haben“ (Falkenstein 1839); Nachtrag von der Hand Franz Schnorr von Carolsfelds im durchschossenen Exemplar des Katalogs von Fleischer (1831) zwischen 1866 und 1907.

 An Sabbaten und Festtagen folgt auf die öffentliche Lesung aus der Thora (den fünf Büchern Mose) in der Synagoge eine als Haftara bezeichnete Lesung aus den Prophetenbüchern. Das ausgestellte Exemplar besteht aus 15 zusammengenähten Pergamentstücken an zwei Holzstäben. Die mit der Feder gezeichneten Anfangsworte der Textabschnitte in hebräischer Quadratschrift sind mit amöbenförmigen Blättern verziert.