Entwicklung einer neuartigen Dekontaminierungsmethode

Die Abteilung Bestandserhaltung der Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden startete 2021 ein von der DBU gefördertes innovatives Projekt mit dem Titel „Entwicklung einer neuartigen enzymatisch basierten Dekontaminierung von stark mikrobiell geschädigtem Schriftgut am Beispiel historisch wertvoller Handschriften und Druckwerke“ in Zusammenarbeit mit dem Institut für Holztechnologie Dresden, dem Fraunhofer-Institut für Silicatforschung und dem Zentrum für Bucherhaltung. 

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Der sich vollziehende Klimawandel stellt den Kulturgutschutz vor neue Herausforderungen, die sich auch in der konservatorischen und restauratorischen Bearbeitung von Objekten bemerkbar machen. Für Schriftgut sind neben Brandschäden vor allem Wasser- bzw. Feuchtigkeitsschäden ein ernstes Problem. Auch infolge von anhaltend ungünstigen oder kurzzeitig extremen Raumklimas können sich gravierende Schimmelpilzschäden entwickeln, die in der Menge zu komplexen Schadensbildern führen können. Bereits in der Vergangenheit sind solche Schäden aufgetreten und gefährden nicht nur Kulturgut, sondern sind eine gesundheitliche Belastung für alle Personen in Kultureinrichtungen. Mit dem heutigen Stand der Forschung existiert keine Behandlungsmethode, die eine schadstofffreie, objektschonende Abtötung und tiefenwirksame Entfernung von Schimmelpilzbestandteilen auf Papierobjekten bewirkt. Projektziel ist deshalb die Entwicklung einer neuen, praxistauglichen und umweltfreundlichen Methode zur Auflösung und Entfernung des Schimmels, um auch solche Objekte restaurieren und bewahren zu können und um in Zukunft für ähnliche Schadensereignisse geeignete Verfahren anwendungsbereit zur Verfügung zu haben.

Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden

Ein Team von Forscher:innen und Restaurator:innen wird in diesem Projekt das komplexe Schadensbild Schimmelpilzbefall an Papierobjekten analysieren und Schimmelpilzarten sowie ihre organischen Bestandteile und ihre Wirkprinzipien charakterisieren. Parallel werden geeignete Enzyme oder Enzymgemische ermittelt, die diese Schimmelpilze und ihre Bestandteile unter Schonung der Papier- und Schreibmittelbestandteile auflösen können. Für die Applikation der Enzyme sollen ein wässriges Verfahren als konservatorisches Mengenverfahren und eine feuchtigkeitsarme Applikationsmöglichkeit für den restauratorischen Einsatz auf kleinen und kleinsten Flächen entwickelt und getestet werden. Für diese Untersuchungen werden vor allem aus definierten Papieren hergestellte und beimpfte Testkörper zur Verfügung stehen. Erst wenn an den Testköpern Schimmelpilze erfolgreich aufgelöst und entfernt werden können und die angewandten Methoden mehrfach und reproduzierbar zum Erfolg geführt haben, sind Tests an schimmelbelasteten Originalen vorgesehen. Die neuen Verfahren zur Enzymapplikation sollen schlussendlich verantwortungsvoll in die restauratorische Praxis übertragen werden.

Projektpartner