Franz Schnorr von Carolsfeld

Lebenslauf

» ... überhaupt führt den Bibliothekar sein Beruf so gewaltsam durch grosse Gebiete der Wissenschaft, durch die Zeitalter und Nationen hindurch, dass er in der Ausübung seines Amtes bis zu einem Grade darauf verzichten muss, den Ansprüchen
der in jedem Einzelfalle Sachverständigen Genüge zu thun. Nur eine Milderung dieses den Werth aller Leistungen des Bibliothekars nothwendig beeinträchtigenden Sachverhalts ... ist es, dass der bibliothekarische Beruf doch auch zu einer ihm
eigenthümlichen Art von litterarischer Virtuosität Anleitung gibt ... , welche aus der Tugend der Bescheidenheit und aus richtiger Selbstschätzung hervorgehen.«

Schnorr von Carolsfeld 1882

Veröffentlichungen (Auswahl)

(Bearb.): Katalog der Handschriften der Königlichen Öffentlichen Bibliothek zu Dresden. – Band 1–2. – Leipzig, 1882–1883.

Erasmus Alberus: ein biographischer Beitrag zur Geschichte der Reformationszeit. – Dresden, 1893.

Exponate

Ölgemälde von Walther Günther Julian Witting, 1898.
Inventarnummer: 2019 0 003376

Über die Herkunft des Gemäldes ist bisher nichts bekannt. Schnorr von Carolsfeld hält einen Kalbsledereinband mit einem auffälligen Supralibros (= Bucheignerzeichen auf dem vorderen Einbanddeckel) in den Händen. Das Buch stammt demnach aus der ehemaligen Bibliothek Heinrichs von Brühl oder der Heinrichs von Bünau. Beide Sammlungen gelangten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in die Kurfürstliche Bibliothek. Beide Sammler ließen ihre Bücher in Leder binden und mit ihrem vergoldeten Wappen versehen. Im Bücherregal hinter dem Direktor stehen Bände, auf deren Rücken oben mitunter das goldgeprägte königlich-sächsische Wappen zu erahnen ist. Witting (1864–1940) studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Dresden u.a. bei Friedrich Preller d.J. und lehrte in Wiesbaden. Der Dresdner Kunstgenossenschaft stand er zehn Jahre vor und war Gründungsmitglied der Deutschen Kunstgesellschaft.

Franz Schnorr von Carolsfeld: Entwurf zum Jahresbericht 1896
Aus: Jahresberichte der Königlichen Öffentlichen Bibliothek. – Vol. I: 1877– 1903.
Signatur: Bibl.Arch.G.646-Vol.1

Schnorr berichtet hier von der Übernahme der Königlichen Privat-Musikaliensammlung 1896 und der Musikalien aus der Bibliothek der Herzöge von Braunschweig-Oels, die zum großen Teil bereits 1885 in die Königliche Öffentliche Bibliothek überführt worden war.

François Guyet, Publius Terentius Afer Comoedias sex commentarii. – Straßburg: Bockenhöfer, 1657.
Signatur: Lit.Rom.A.2309
Provenienz: 1764 für die Kurfürstliche Bibliothek, Vorgängerin der heutigen SLUB, erworben.

Typischer Kalbsledereinband mit dem Bucheignerzeichen (Supralibros) Heinrichs von Bünau (1697–1762), der eine Privatbibliothek mit reichlich 40.000 Bänden besaß, die nach dem Tode ihres Besitzers für die Kurfürstliche Bibliothek gekauft wurde. Ein solcher Band könnte als Vorlage für das Buch gedient haben, das Schnorr von Carolsfeld auf dem Ölgemälde in den Händen hält.

Franz Schnorr von Carolsfeld: Erasmus Alberus: Ein biographischer Beitrag zur Geschichte der Reformationszeit
Dresden: Ellermann, 1893. – Titelblatt
Signatur: Biogr.erud.D.1777.p
Provenienz: Altbesitz

Der Theologe Alberus (eigentlich: Alber, um 1550–1553) gehörte zu den
beigeisterten Anhängern Luthers. Bekannt wurde er aber auch durch Gedichte,
Kirchenlieder und Fabeln.

Franz Schnorr von Carolsfeld: Verborum collocatio homerica quas habeat leges et qua utatur libertate. – Berlin: Schade, [1864].
Signatur: Lit.Graec.A.1491
Provenienz: Altbesitz

Schnorr widmete seine Promotion den Altphilologen und Pädagogen Johannes Classen (1805–1891), damals Direktor des Johanneums in Hamburg, und Alfred Fleckeisen (1820–1899), Konrektor am Vitzthumschen Gymnasium in Dresden.