Ernst Wilhelm Förstemann

Lebenslauf

Veröffentlichungen (Auswahl)

Altdeutsches Namenbuch. – Band 1–2. – Nordhausen, 1856–1859.

Geschichte des deutschen Sprachstammes. – Band 1–2. – Nordhausen, 1874–1875.

(Hg.), Die Mayahandschrift der königlichen öffentlichen Bibliothek zu Dresden. – Leipzig, 1880.

Commentar zur Mayahandschrift der königl. öffentlichen Bibliothek zu Dresden. – Dresden, 1901.

Exponate

»Förstemanns emsiger Fleiß und wissenschaftlicher Forschertrieb sind wahrhaft vorbildlich. Seine große Herzensgüte haben viele erfahren ... ›Was man mit dem Worte Fortschritt zu bezeichnen liebt‹, schreibt er einmal, ›ist meist doch nicht der Fortschritt selbst, sondern sind nur die Mittel und Waffen zur Erreichung und Erkämpfung des Fortschritts.«

Diese Gedanken äußerte Hans Paalzow 1908 in seiner Gedächtnisrede auf Förstemann. Paalzow (1862–1945) war Abteilungsleiter der Königlichen Bibliothek (heute Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz) in Berlin und gehörte dem ersten geschäftsführenden Ausschuss zur Gründung der späteren Deutschen Bücherei in Leipzig an.

Ölgemälde von Julius Scholtz, 1882.
Inventarnummer: 2019 0 003360

»Am entscheidenden Tage trat Schnorr an der Spitze aller Beamten vor mich hin und hielt eine Ansprache, in welcher er … mich um die Genehmigung bat, dass mein Oelbild, zu dessen Beschaffung man ohne mein Wissen die Kosten durch Beiträge von etwa 150 Personen zusammengebracht hatte, von einem bedeutenden Maler gemalt und im Lokale der Bibliothek aufgehängt werde.« (Förstemann über sein Porträt und dessen Übernahme anlässlich seines Abschieds von der Bibliothek)

Auf Förstemanns Schreibtisch, vor dem er mit einem Folianten unter dem Arm steht, ist rechts unten eine Tafel aus der von ihm 1880 veröffentlichten Faksimileausgabe des Codex Dresdensis, der Dresdner Maya-Handschrift, zu sehen. Der vor allem als Historien- und Porträtmaler bekannte Scholtz
(1825–1893) studierte an der Dresdner Akademie bei Julius Hübner. An diesem Institut wurde er 1871 als Lehrer im Gipszeichensaal angestellt, dem 1874 eine Berufung als Professor folgte.

Förstemann auf dem Fürstenzug in Dresden mit Zylinder im Profil mit Buchrücken unter der Fahne (Bildmitte), ganz innen in der Reihe hinter dem Maler und Zeichner Ludwig Richter

Fotografie von Walter Möbius, 1955.
SLUB/Deutsche Fotothek: Objektnr. 71060119
Reproduktion

Ernst Wilhelm Förstemann: Die Maya-Handschrift der Königlichen Öffentlichen Bibliothek zu Dresden. – 2. Auflage. – Dresden: Bertling, 1892.
Gezähltes Exemplar Nr. 2
Signatur: Lit.var.7.i-Tafelbd.
Provenienz: Altbesitz

Die erste Faksimile-Ausgabe der Maya-Handschrift umfasste 50 Exemplare und erschien 1880 in der Naumannschen Lichtdruckerei in Leipzig. Die Abbildungen wurden mit Hilfe des Chromolichtdruckes hergestellt. Da diese Auflage schnell vergriffen war, veranlasste der »Verleger Richard Bertling in Dresden, von sich aus der Dresdner Bibliothek eine Neuauflage der Faksimileausgabe … vorzuschlagen. Förstemann war dieses Anerbieten sehr willkommen, und als Charles P. Bowditch in Boston eine bedeutende Unterstützung des Unternehmens zusagte, war die Zweitausgabe der Mayahandschrift gesichert.«

Dies hielt Helmut Deckert in seiner Publikation zur Geschichte und Bibliographie der Maya-Handschrift 1962 fest. Helmut Deckert (1913–2005) begann seine Tätigkeit 1934 in der SLB, wo er bis 1981 angestellt war. Dort wurde er 1949 zum stellvertretenden Direktor ernannt und leitete die Abteilung Sondersammlungen. Deckert gab die zweite Faksimile-Ausgabe der Dresdner Maya-Handschrift (1962) sowie die »Metamorphosis insectorum Surinamensium« und »Das neue Blumenbuch« von Maria Sybilla Merian heraus

Ernst Wilhelm Förstemann: Geschichte des Deutschen Sprachstammes. – Band 1. – Nordhausen: Ferdinand Förstemann, 1874.
Signatur: 27.8.3846-1
Provenienz: 1947 Stadtbibliothek Dresden, 1953 SLB

»Mein Werk soll zugleich ein Denkmal sein für die beiden Männer, auf deren Schultern es steht, für meinen amtlichen Vorgänger Adelung und für meinen unmittelbaren wissenschaftlichen Vorgänger Jacob Grimm, dem ich in gewisser Hinsicht auch meine amtliche Stellung verdanke«, so schreibt Förstemann im Vorwort.

Ernst Wilhelm Förstemann: Altdeutsches Namenbuch. – Band 1. – Nordhausen: Ferdinand Försteman; Brüssel und Gent: Muquardt; London: Williams & Norgate 1856.
Signatur: Mscr.Dresd.e.201,I,8
Provenienz: durchschossenes Handexemplar des Verfassers mit eigenhändigen Nachträgen, 1900 von Förstemann der Bibliothek geschenkt

»Aber auch der erste band meines namenbuches wird durch diese neue auflage erheblich gefördert. So mancher früher noch gar nicht oder nur schüchtern vermuthete stamm für personennamen tritt hier schon bestimmt und in vollem lichte auf, mancher der dort noch nicht erscheinenden personennamen kann jetzt ohne weiteres nachgetragen, mancher von der falschen stelle an die rechte gerückt werden.«

(Förstemann 1872) Ausgehend von Jacob Grimm war die durchgängige Kleinschreibung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor allem unter Altgermanisten verbreitet.