Karl Wilhelm Dassdorf

Lebenslauf

Jakob Grimm schätzte Dassdorfs immense Bestandskenntnisse. Lessing regte ihn zum Verfassen des ersten Touristenführers über Dresden an, der eine ausführliche Beschreibung der Bibliothek enthält. Er verband seine berufliche Arbeit mit dem Veröffentlichen
eigener Texte und der Herausgabe von Winckelmann-Briefen aus dem Bestand der Kurfürstlichen Bibliothek.

1750 am 2. Februar in Stauchitz bei Oschatz geboren
1768 Beginn des Theologiestudiums an der Leipziger Universität einer der Lieblingsschüler von Christian Fürchtegott Gellert
1772 Mitglied der »Philobiblischen Gesellschaft« Erlangung der Magisterwürde
1773 Hofmeister des Geheimrates von Ferber in Dresden
1775 Dritter Bibliothekar an der kurfürstlichen Bibliothek
1786 Zweiter Bibliothekar
1806 Erster Bibliothekar
1807 Ernennung zum königlich sächsischen Hofrat
1812 am 28. Februar in Dresden gestorben

»Daßdorf ist ein durchaus braver und in seiner Art gründlich gelehrter Mann, ein Ideal von gefälligem Bibliothecar, dergleichen es wohl wenig mehr gibt, jedermann muß ihm gut seyn. Ein Gedächtnis, wie seins ist mir nicht vorgekommen, er weiß
ganze Stellen aus den Claßikern, aus Wieland, Schiller, oder auch aus Tieks Genovefa herzusagen.«

Jakob Grimm an seinen Bruder Wilhelm in einem Brief vom 17. Juni 1811.

Veröffentlichungen (Auswahl)

Andromache. Ein musicalisches Drama. – Dresden, 1777.

(Hg.), Johann Joachim Winckelmann. Briefe an seine Freunde. Bd. 1–2. – Dresden, 1777–1780.

Beschreibung der vorzüglichsten Merkwürdigkeiten der Churfürstlichen Residenzstadt Dresden und einiger umliegenden Gegenden. – Bd. 1–2. – Dresden, 1782.

Numismatisch-historischer Leitfaden zur Übersicht der sächsischen Geschichte. – Dresden, Leipzig, 1801.

Exponate

Karl Wilhelm Dassdorf
Ölgemälde von Rudolph Friedrich Carl Suhrlandt, vor 1812 [eher vor 1803]
Signatur: 2019 0 003362

»… das Portrait des ehemaligen Bibliothekars Dassdorf [erhielt die Bibliothek 1874] … aus der Hand des Fräulein Creuz.« (Förstemann 1876)

Von der Größe her könnte es sich bei dem Buch, das Dassdorf in den Händen hält, um seine »Beschreibung der vorzüglichsten Merkwürdigkeiten der Churfürstlichen Residenzstadt Dresden« handeln, die er auf Anregung Lessings verfasst hatte. Der in Ludwigslust geborene und vor allem als Porträtmaler bekannte Suhrlandt (1781–1862) studierte ab 1799 zunächst in Dresden u.a. bei Johann David Schubert, Jakob Crescenz Seydelmann und Josef Mathias Grassi, ehe er 1803 seine Studien in Wien fortsetzte. Nach einem Aufenthalt in Rom kehrte er nach Mecklenburg zurück und wurde vom Großherzog Friedrich Franz I. zum Hofmaler sowie wenig später zum Professor ernannt. Das undatierte Porträt von Dassdorf könnte während seiner Dresdner Studienzeit entstanden sein.

Karl Wilhelm Dassdorf: Beschreibung der vorzüglichsten Merkwürdigkeiten der Churfürstlichen Residenzstadt Dresden und einiger umliegenden Gegenden
Band 1-2. - Dresden: Walther, 1782.
Signatur: Hist.Sax.G.469-1

Provenienz: Aus dem Besitz Friedrich Augusts I., König von Sachsen

Dassdorfs Intentionen liefen darauf hin, einen Reisebegleiter zu schaffen, der mit den heutigen Touristenführern zu vergleichen ist. Dazu gehört auch das handliche Format eines Taschenbuches. Die »Beschreibung« erschien ohne Nennung des Verfassers, der erst später handschriftlich auf dem Titelblatt nachgetragen wurde. Auf dem gegenüberliegenden Frontispiz sitzt Athene mit Helm, Schutzpanzer und Schild – Schutzgöttin der Städte, der Kunst und Wissenschaften. An sie angelehnt ist ein Puttenengel bei der Lektüre eines Buches zu sehen. Im Hintergrund ist die Silhouette Dresdens angedeutet mit Frauenkirche und Hofkirche. Der zweite Band enthält eine ausführliche Schilderunger der Kurfürstlichen Bibliothek.

Joannes Baptista Cananus
Musculorum humani corporis picturata dissectio Ferrara, 1543. – Vorsatz und Titelblatt
Signatur: Anat.B.129
Provenienz: Altbestand

Eine handschriftliche Notiz über dem Titel weist auf den Vorbesitzer Andreas Aurifaber (1512–1559) hin, der aus Breslau stammte. Der als Arzt und Hochschullehrer tätige Schwiegersohn des berühmten Wittenberger Druckers Hans Lufft leitete 1549 bis 1553 dessen Druckerei-Dependance in Königsberg.

Die handschriftlichen Annotationen auf der Rückseite des Schmutzblattes stammen von Dassdorf selbst und beziehen sich meistens auf den Wert des Bandes, seine Herkunft oder Sekundärliteratur: »Mit welchem Eifer und Fleiß Daßdorf selbst die Bibliothek benutzte, bezeugen unter Anderm die zahllosen Anmerkungen und Notizen, die er entweder auf das weiße Blatt vor dem Titel, welches der Buchbinder nie vergessen durfte, mit D(!)inte … schrieb.« (Blätter für literarische Unterhaltung 1833)

Auctoritate Caesarea atque electorali rectore Academiae Vitebergensis ... domino Joanne Jacobo Ebert ... vir ... Carolus Guilelmus Dassdorf ... Saxoniae bibliothecarius … Wittenberg, 1802.
Signatur: Biogr.erud.D.206,7
Provenienz: Altbesitz

Dassdorf ist mit zahlreichen Gelegenheitsgedichten, aber auch mit Texten für die Seylersche Schauspiel-Gesellschaft hervorgetreten, für die er »Andromache. Ein musicalisches Drama« (1777) verfasste. Für dieses Engagement erhielt er den Titel »Poeta laureatus caesareus« (lat.: lorbeergekrönter kaiserlicher Dichter).