Maya-Forschung und kein Ende

Knorozov (1922-1999) fand als russischer Soldat im zerstörten Berlin eine Reproduktion des Dresdner Codex sowie eine Ausgabe von Diego de Landas Maya-Alphabet. Der junge Ägyptologe begann daraufhin über die Mayas zu forschen und stellte bald die Theorie auf, dass die Maya-Glyphen genau wie die ägyptischen Glyphen aus einer Mischung aus piktografischen (bildlichen) und syllabischen (silbenweisen) Elementen bestehen. Lange wurde er mit seiner wichtigen These wegen der angeblichen Übernahme "sowjetischer" oder "marxistisch-leninistischer" Forschung nicht ernst genommen, denn der Kalte Krieg herrschte auch auf dem Gebiet der Wissenschaft.


In seiner Dissertation beschäftigte sich der Bonner Wissenschaftler interdisziplinär mit dem Dresdner Codex. Er unterzog ihn in tabellarischer Form einer gesonderten Analyse auf seine Struktur, Inhalt und Bedeutung. Dazu nutzte er die aktuellsten Forschungsdaten. Anhand statistischer Computeranalysen überprüfte er die Astronomie und Mathematik der Maya sowie die Forschungsmethoden seiner Vorgänger.


Der Altamerikanist Nikolai Grube (*1962) arbeitet im Institut für Altamerikanistik und Ethnologie der Universität Bonn. Er hat in großem Maße zur Entschlüsselung der Maya-Schrift beigetragen. Neben der Erforschung der Schriftsysteme im vorspanischen Mittelamerika beschäftigt er sich mit der Entstehung früher Staaten, der Ethnolinguistik der Maya-Sprachen sowie mit kulturellen Revitalisierungsbewegungen indigener Gruppen. Neben seiner Dozententätigkeit begibt er sich zwei- bis dreimal im Jahr nach Mittelamerika zu Ausgrabungen und steht in engem Kontakt zu den heute lebenden Maya-Nachkommen. Regelmäßig hält er in Guatemala Seminare für die Einheimischen zum Studium der Maya-Schriften ab.


Der US-amerikanische Anthropologe und Professor der Yale-University Michael Coe (*1929) arbeitete seit den 60er Jahren mit allen wichtigen Vertretern der Mayaforschung zusammen und führte selbst zahlreiche Ausgrabungen in Mittelamerika durch.

In seinem anregenden Buch informiert er den Leser sowohl über die Konflikte der Mayaforscher als auch über die komplexe Kultur der Maya.


Der Belgier Antoon León Vollemaere (* 1929) zählt mit ca. 200 Publikationen auf seinem Gebiet wohl zu den  ambitioniertesten Altamerikanisten. Wie auch Knorozov vertrat und erforschte er den phonetischen Charakter der Mayaschrift. Er entdeckte die Konjugation der Verben in den Maya-Codices und verfasste 1981 eine paläografische Grammatik (Grammatik der alten Schriften). Ein weiterer Forschungsgegenstand war der Maya-Kalender und seine Korrelation mit dem gregorianischen Kalender. Laut Vollemaere ist die Jahreszahl 0 der Mayas ganze 520 Jahre eher anzusetzen als bisher gehandhabt.