Die Pariser Handschrift

Mit 1,4 Metern ist die Pariser die kürzeste der drei erhaltenen Handschriften. Sie entstand im Zeitraum von 1300-1500. Vermutlich gelangte sie 1832 nach Paris. Ihr Erhaltungszustand ist vergleichsweise schlecht. In der Feinheit ihrer Federführung ähnelt sie eher der Dresdner Handschrift. Sie soll ebenfalls als Priesterhandbuch fungiert haben. Die Grazer Faksimile-Ausgabe beruht auf der Chromolithografie aus dem Jahre 1887 von de Rosny.

Angeblich fand Léon de Rosny das Original-Manuskript 1859 in einer Schachtel in einem Müllkorb der Bibliothéque Nationale de France. Die Beschriftung und Bemalung war nur noch im Mittelteil der Seiten zu erkennen. De Rosny veröffentlichte sie als farbigen chromolithografischen Druck.

Der guatemaltekische Anthropologe, Historiker, Autor und Übersetzer José Antonio Villacorta Calderón (1879–1964) verschrieb sich der Mayaforschung und den Ausgrabungen in seinem Heimatland. Zu den in Europa aufbewahrten Maya-handschriften verfasste er Kommentare und Analysen auf Basis des damaligen Forschungsstandes.
Die zentral abgebildete Gottheit der Seite VI beschrieb er wie folgt:
„Gott B, als Priester dargestellt, trägt einen Kopfschmuck aus stilisierten Kieferknochen eines Tieres. Am oberen ist ein Auge sichtbar, und am unteren drei Punkte.“