Weihnachtsmarkt

Weihnachtsmarkt in Raschau/Erzgebirge, 1930

Bei Wind und Wetter bietet ein türkischer Händler seine landestypischen Spezialitäten auf dem Weihnachtsmarkt feil. Eine einfache Holzkiste dient ihm als Verkaufsstand, um seine Habseligkeiten zu verwahren. Gegen Kälte und Schnee schützen ihn selbst nur sein hochgeschlagener Mantelkragen und der typisch türkische Hut. Ein einfaches Pappschild mit Halbmond und Stern sowie dem Schriftzug „Türkischer Honig“ genügen zur Werbung. Trotz der eisigen Kälte konnte der eifrige Verkäufer drei Mädchen für seine Leckereien begeistern. 

Der Honigmann, der in die eisige Kälte ein bisschen Wärme und Lieblichkeit bringt und die Mädchen, die für das Weihnachtsfest ganz besondere Süßigkeiten als Geschenk für ihre Lieben besorgen, machen diese Szene von Erich Meinhold (1908-2004) zu einem Weihnachtsbild der ganz besonderen Art.

Leipziger Weihnachtsmarkt, 1935/1940

Die vor dem Rathaus parkenden Autos beweisen, dass der Platz vor dem historischen Rathaus damals noch befahren werden durfte. Es ist ein überschaubarer friedlicher Markt - wenige Jahre später werden viele der Gebäude durch Bombenangriffe zerstört oder schwer beschädigt. Die Leuchtstreifen der Autos - bedingt durch die lange Belichtungszeit -, die Firmennamen der Geschäfte, Schaufenster und Lichterketten der Verkaufsstände sowie die Beleuchtung des Rathauses verleihen der Nachtaufnahme einen adventlichen „Glanz“.

Berliner Weihnachtsmarkt, 1936

Auf dem Berliner Weihnachtsmarkt bestaunen drei Passanten den Stand des Nürnberger Lebkuchenfabrikanten Heinrich Haeberlein. Erst beim Lesen der Schilder wird dem Betrachter klar, was hier eigentlich von wem verkauft wird, denn es sind keinerlei Backwaren zu erkennen. Stattdessen begrüßt ein kleiner hölzerner Wichtel mit einem großkrempigen Hut die Standbesucher auf Augenhöhe und lädt dazu ein, das Alpenbrot - nach einem bayrischen Plätzchenrezept mit Mandeln und Zimt - zu erwerben.

Das Bild bietet gleichzeitig auch ein Zeitzeugnis in Bezug auf die Preisentwicklung. Dieses feine Gespür ist nicht zuletzt der kaufmännischen Lehre des Fotografen Fritz Eschen (1900–1964) zu verdanken.

Weihnachtsmarkt im Berliner Lustgarten, 1936

In Berlin sind schon im 16. Jahrhundert weihnachtliche Verkaufsstände bekannt. Im Lustgarten fanden solche Märkte von 1873 bis 1891 statt. In den 1930er Jahren kehrte der Weihnachtsmarkt wieder an diese Stelle zurück. Offenbar verband man damals das Marktgeschehen mit Werbung, denn unter der großen Zeile „Berliner Weihnachtsmarkt“ steht auf einem herzförmigen Untergrund die Aufschrift: „BESUCHT THÜRINGEN. DAS GRÜNE HERZ DEUTSCHLANDS: KAUFT THÜRINGER WERTERZEUGNISSE“.

Der Berliner Fritz Eschen (1900-1964), der sich selbst als „Autodidakt und Photoamateur“ bezeichnete, war seit 1928 bis zu seinem Tod als Bildjournalist tätig. Nur durch großes Glück entging der aus einer jüdischen Familie stammende Eschen der Vernichtung durch die Nationalsozialisten. Bis heute berühmt sind seine Porträts bedeutender Zeitgenossen.

Striezelmarkt im Stallhof, vor 1945

Die Nachtaufnahme des Weihnachtsmarktes vermittelt fast die Atmosphäre, wie sie Ludwig Richter 100 Jahre zuvor in seinen berühmt gewordenen Abbildungen festgehalten hat. Die geschmückten Verkaufsstände, die beleuchtete ehemalige Gewehrgalerie mit aufgehängten Sternen unter schneebedeckten Dächern hinterlassen beim Betrachter einen zeitlos erscheinenden romantischen Eindruck. 

Der Christstollen, im mittelhochdeutschen Strutzel oder Striezel genannt, gab dem Dresdner Weihnachtsmarkt, der seit 1434 stattfindet, seinen Namen. Unabhängig von diesem traditionellen Dresdner Weihnachtsmarkt, der heute regelmäßig auf dem Altmarkt stattfindet, erlebt der Stallhof als Standort eines Mittelalter-Weihnachtsmarktes in der Gegenwart eine Renaissance besonderer Art.

Striezelmarkt auf dem Altmarkt, 1956/1977

Obgleich Schnee lag, als dieses Foto entstand, vermittelt es keineswegs ein Gefühl von „Weißer Weihnacht“, wie dies sich Unzählige alle Jahre wieder wünschen. Die Stimmung des Bildes wird eher bestimmt vom nebligen Dunst und der beginnenden Dunkelheit. Die Menschen eilen, warm verhüllt, am Weihnachtsmarkt vorbei. Ein schlechter Tag für den Weihnachtsverkauf. Aber ein Wintergefühl, dass jeder kennt und dessen bildliche Fixierung den Fotografen – vielleicht auch dieses alljährlichen Weihnachtsrummels müde - offenbar reizte. So hat das Foto, dessen genaues Entstehungsjahr wir nicht kennen, auch in dieser Hinsicht etwas Zeitloses.

Striezelmarkt, 1959

Völlig fasziniert schaut das Mädchen auf die Kugeln, in denen es sich widerspiegelt. Über ihm am linken oberen Bildrand sind Ketten mit Kugeln und Weihnachtsbaumspitzen zu sehen.

In Lauscha (Thüringen) befindet sich die Wiege des Glasweihnachtsschmucks, dessen Anfänge sich bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückverfolgen lassen. Seither gehören sie zu den Klassikern jedes Weihnachtsmarktes.

Striezelmarkt auf dem Altmarkt, 1978

Regine Richter hat den traditionellen Dresdner Striezelmarkt 1978 dokumentiert, im 544. Jahr seines Bestehens. Die Aufnahme wurde vom Balkon des Kulturpalastes aus angefertigt, mit Blick über die Wilsdruffer Straße bis hin zur Einmündung in die Prager Straße. Schon damals bildete dieser Blick die klassische Ansicht für den Striezelmarkt. Eine ganze Fotoserie entstand in den wenigen Minuten der Winterdämmerung. Der Fotografin gelang es dabei den historischen Weihnachtsmarkt nicht nur in seiner festlichen Beleuchtung zu zeigen, sondern auch die umgebende Stadtarchitektur wahrzunehmen. Das Foto ist eine Auftragsarbeit der Deutschen Fotothek, bei der Regine Richter (*1954) seit 1973 und bis heute angestellt ist.