Weihnachten im öffentlichen Raum

Johannesring Dresden, 1928

Der Weihnachtsbaum und das monumentale Bismarckdenkmal am Johannesring (später Teil des Dr.-Külz-Ringes), 1900-1903 von Robert Diez geschaffen, sind schneebedeckt. Das abendliche Licht des Baumes und der Fenster im Viktoriahaus im Hintergrund fasst die Szenerie stimmungsvoll zusammen. Die überlebensgroße Statue des Reichskanzlers Otto von Bismarck, die das Straßenbild sonst bei weitem dominierte, wird in dieser Aufnahme geschickt zu einer Rückenfigur in der Betrachtung des Lichterbaumes umgedeutet. Die Aufnahme stammt von dem weithin bekannten Dresdener Fotografen Walter Hahn. Das Standbild überstand dann später zwar den Bombenangriff vom Februar 1945, aber nicht das darauffolgende Jahr 1946. Im Juni 1946 wurde es abtransportiert und eingeschmolzen.

Potsdamer Bahnhof, Berlin, 1934

Der Bahnsteig C des Potsdamer Bahnhofs in Berlin liegt im Dunkeln, die Bahnstrecke wird durch eine Reihe Industrielampen beleuchtet, die den Reisenden ausreichend den Weg erhellen. Der Weihnachtsbaum wurde von der Firma Osram mit Glühbirnen bestückt und aus diesem Grund auch für Werbezwecke abgelichtet. Doch neben der festlichen Illumination wird auch ein ganz anderer Zweck erfüllt: Im Lichte des Baumes werden die Hinweisschilder und der quer durch Deutschland führende Routenplan lesbar: „Dzug kommt an von Köln über Elberfeld – Altenbeken – Braunschweig – Magdeburg 17:38“. Sehr aufschlussreich ist auch die Kontrollpraxis der Schaffner in den 1930er Jahren: „Zeitkarten im Rahmen sind stets ohne Umhüllung vorzuzeigen. Am 10. und 20. eines jeden Monats sind sie beim Zutritt zum Bahnsteig unaufgefordert dem Bahnsteigschaffner zur Prüfung zu übergeben. Reichsbahndirektion Berlin“.

Rathaus von Roßwein, 1934

Neben dem elektrisch beleuchteten Weichnachtsbaum prangt über dem Haupteingang die Aufschrift „Deutsch ist die Saar!“. Sie bezieht sich auf die erste Strophe des Saarliedes von Hanns Maria Lux:

„Deutsch ist die Saar, deutsch immerdar,
Und deutsch ist unseres Flusses Strand
Und ewig deutsch mein Heimatland,
Mein Heimatland, mein Heimatland.“

Nach Ende des ersten Weltkrieges wurde das Saargebiet 1920-1935 in Folge des Versailler Vertrages vom Völkerbund verwaltet, wirtschaftlich aber zählte es zum französischen Gebiet. Am 13. Januar erfolgte die Volksabstimmung über die Rückkehr ins Deutsche Reich, für die sich die überwiegende Mehrheit aussprach. Deshalb ist unter der Schwurhand auf dem Sockel der Text „Nur noch 18 Tage bis zur Saarabstimmung“ angebracht.