Stereotype & Stigmata

Stereotype sind das Ergebnis von wiederholten Zuschreibungen. Dabei beschreiben sie nicht einfach Realität, sondern formen diese, indem sie Personen und Gruppen auf ihnen zugeschriebene Aspekte reduzieren. Derartige Formen des „Othering“ machen das Fremde zum „Anderen“, das als „anders“ bereits vertraut ist, ohne dass man sich noch die Mühe des Verstehens machen müsste. Einerseits verhindern Stereotype auf diese Weise differenzierte Wahrnehmungen, auf der anderen Seite erschweren oder verunmöglichen sie gesellschaftliche Teilhabe und soziale Zugehörigkeit. Durch die Abgrenzung vom als „anders“ Markierten stiften sie Identität – für die einen als positive Selbstzuschreibung, für die „Anderen“ als Stigma, das nur schwer zu überwinden ist.

Insbesondere im Zusammenhang mit ethnischen oder kulturellen Zuschreibungen sind Stereotype omnipräsent und werden scheinbar selbstverständlich etwa über Spielzeug und Lehrmaterialien vermittelt. Erzählerische Formen reflektieren wiederum die individuelle Erfahrung des Fremdseins.

Anders funktionieren hingegen Stereotype kultureller Selbstbeschreibung. Als Autostereotype werden sie oft in humoristischen Gattungen verhandelt. Satirische Übertreibungen geben nicht die Dargestellten, sondern die Stereotypisierungen der Lächerlichkeit preis. Karikaturen selbstzugeschriebener Eigenschaften zeigen eigene Schwächen auf, fordern zur kritischen Selbstreflexion auf und stiften Lachgemeinschaften.