Handwerk

Von Anschauung, Beschreibung und Handwerk

Die Büchersammlungen der protestantischen Kurfürsten August und Christian I. von Sachsen (1560–1591) sind, im Kontext ihrer übrigen Sammlungen betrachtet, nicht allein als Repräsentationsobjekt zu verstehen, sondern gleichermaßen als „Wissensspeicher“ (F. Aurich). Kurfürst August und seine Gattin, die dänische Königstochter Anna (1532–1585) hatten beide nachweislich großes Interesse an Wissenschaft und Künsten. Sie gelten als Begründer der Bibliothek. Technisch-mechanisches Wissen vermittelten in der Frühen Neuzeit Schriften aus den Bereichen Bergbau und Militärwesen.

 

Sechzehen Stück kleine Land-Täfflein der Churf. Sächß. und angrenzenden Länder von ChurFürst Augusto aufgetragen

Kolorierte Handzeichnung auf Papier. – zwischen 1574 und 1584

Signatur: Mscr.Dresd.K.339

Provenienz: ehemals Kunstkammer; vor 1744 in der Kurfürstlichen Bibliothek

Kurfürst August nahm regen Anteil an der Vermessung des Landes, darunter auch der neu besiedelten Regionen und ihrer Städte. Dieser Band enthält Karten Sachsens etwa im Maßstab 1 : 572.000, die auf seine eigenen Messungen zurückgehen. Das hier gezeigte Blatt stellt Mittelsachsen und das Westerzgebirge zwischen Zwickau, Annaberg und Freiberg dar. Die von Chemnitz aus gemessenen Entfernungen der Ortschaften wurden von Skizzenblättern mit dem Zirkel auf das Papier übertragen, wie an Einstichen auf der leeren Rückseite zu sehen ist, und abschließend mit Goldfarbe markiert. Wälder, Flüsse und Gebirge sind nur ungefähr eingetragen und farbig hervorgehoben.

 

Sebald Beham: Das Kunst vnd Lere Büchlin … Malen vnd Reissen zu lernen, Nach rechter Proportion, Maß vnd außteylung des Circkels …

Frankfurt am Main: Egenolff, 1552

Signatur: Art.plast.776

Provenienz: 1768 aus dem Besitz von Heinrich Graf von Brühl erworben

Das 27 Blätter umfassende, überwiegend aus Holzschnitten bestehende Lehrbüchlein für autodidaktische Maler und Kunsthandwerker ist nur ein kleiner Auszug aus einer umfangreichen Proportionslehre, die der Dürer-Schüler Sebald Beham (um 1500–1550) zusammen mit Dürers Formschneider Hieronymus Andreae noch kurz vor Dürers „Vier Büchern von menschlicher Proportion“ (1528) veröffentlichen wollte. Die einander gegenüberstehenden Profilköpfe eines älteren und eines jüngeren Mannes auf dem Titelblatt dienen im Kapitel „Menschen angesichter nach vorgerissener vierung“ als Modelle für die Konstruktion mittels Raster.

 

Albrecht Dürer: Underweysung der Messung, mit dem Zirckel und Richtscheyt, in Linien, Ebenen unnd gantzen corporen

Nürnberg: [Hieronymus Andreae], 1525

Signatur: Art.plast.784,misc.3

Provenienz: 1768 aus dem Besitz von Heinrich Graf von Brühl erworben

Der Nürnberger Maler, Zeichner, Druckgrafiker, Kunsttheoretiker und Mathematiker Albrecht Dürer (1471–1528) schrieb sein Lehrbuch zur angewandten Geometrie, Stereometrie und Perspektive für bildende Künstler und Kunsthandwerker als Grundlage zum Verständnis seiner 1528 gedruckten „Vier Bücher von menschlicher Proportion“. Deren erstes wird als eigenhändige Reinschrift in der SLUB aufbewahrt. Dem Text sind zahlreiche Holzschnitte beigegeben. Die aufgeschlagenen Seiten veranschaulichen zwei Visierapparate, mit denen Gesichtszüge auf einer Glasscheibe festgehalten bzw. perspektivisch markante Punkte einer Laute mittels gespannter Fäden auf eine schwenkbare Fläche übertragen werden können.

 

 

Registratur der bucher in des Churfursten zu Saxen liberey zur Annaburg 1574

Handschrift auf Papier. – Annaburg, 1574

Signatur: Bibl.Arch.I.Ba,Vol.20

Aus dem Jahr 1574 ist der erste „Katalog“ der kurfürstlichen „liberey“ überliefert, der die etwa 1.600 Bände verzeichnet, die zeitweilig im kurfürstlichen Jagdschloss Annaburg bei Torgau aufgestellt waren. Augusts Nachfolger Christian I. ließ die Büchersammlung nach Dresden verbringen. Die etwa ab 1556 systematisch zusammengetragenen[HDT1]  Bücher enthielten neben einer großen Zahl Theologica und Historica besonders viele Werke zu praktischen Wissenschaften wie Mathematik und Perspektive, Architektur, Astronomie und Medizin. Sie spiegeln die speziellen wissenschaftlichen Interessen der Fürsten wider.

 

Carlo Theti: Discorsi delle fortificazioni

Illustrierte Handschrift auf Papier. – Dresden, 15. März 1583

Signatur: Mscr.Dresd.Ob.14

Der italienische Militärarchitekt Carlo Theti (1529–1589) war für verschiedene Fürsten in Italien und in Deutschland tätig, darunter auch für Kurfürst August. Die Dresdner Handschrift enthält Teile eines Traktates über die Anlage von Festungen, der zwischen 1567 und 1589 in verschiedenen Versionen gedruckt wurde. Sie ist vom Autor eigenhändig seinem Zögling gewidmet – dem Prinzen Christian, Sohn und Nachfolger Kurfürst Augusts. Auch die zahlreichen Zeichnungen in dem Band stammen von Thetis Hand. Darüber hinaus existieren in der SLUB eine lateinische und eine deutsche Version mit Widmung an den Kurfürsten.