Sinnenreiz und Augenlust – Farbsysteme als Quellen der Faszination

Vitrine 1

Farbstandards
Vier Persönlichkeiten, die sich aus beruflicher Notwendigkeit heraus mit dem Ordnen der Farben und der Suche nach verbindlichen Farbstandards befasst haben, bilden den Auftakt der Ausstellung:

  • Jacob Christin Schäffer (1718–1790),
  • Ignatz Schiffermüller (1727–1806/09),
  • Michel Eugène Chevreul (1786–1889),
  • Charles Lacouture (1832– 1908).

Die Entomologen (Insektenforscher) Schäffer und Schiffermüller benötigten für ihre naturwissenschaftlichen Forschungen zur Klassifizierung der Insekten ebenso zuverlässige, aber noch nicht entwickelte Farbordnungen wie der Chemiker und Textilfärber Chevreul oder der Botaniker Lacouture. Mit ihren Systematisierungen versuchten sie den Mangel zu beseitigen. Chevreuls Schriften zu Simultankontrast und Farbharmonie sind bis heute Standardwerke zu Farbenlehre und Farbwissenschaft.

Die ausgestellten Werke zählen mit zu den schönsten Ausgaben von Farbordnungen und Farbsammlungen.

Exponate

1.1
Jacob Christian Schaeffer: Entwurf einer allgemeinen Farbenverein, oder Versuch und Muster einer gemeinnützlichen Bestimmung und Benennung der Farben. - Regensburg: Weiß, 1769.

SLUB, Optica.164,25m

Jacob Christian Schaeffers war ein deutscher Naturforscher, der sich mit Botanik und Insektenkunde ebenso wie mit den physikalischen Aspekten der Farbenlehre auseinandergesetzt hat. Goethe besuchte 1786 Schaeffers öffentlich zugängliches Naturalienkabinett in Regensburg.
Aufgeschlagen Taf. 1: Farbenmuster der sieben einfachen und natürlichen Hauptfarben.


1.2
Ignaz Schiffermüller: Versuch eines Farbensystems. - Wien: Bernardi, 1772.

Fachhochschulbibliothek Köln, Sammlung Schmuck, 66KFBG1083

Schiffermüller will die in der Natur, insbesondere bei Schmetterlingen vorkommenden Farben verständlich beschreiben. Dazu veröffentlicht er 1772 einen Kreis aus zwölf Farben, von Blau und Meergrün, über Oraniengelb bis hin zu Veilen- und Feuerblau. Sein Werk erschien im selben Jahr wie J. H. Lamberts Farbenpyramide, Es greift mit den fließenden Farbübergängen und der unterschiedlichen Entfernung der Primärfarben Rot, Blau und Gelb auf das Farbsystem Louis Bertrand Castels aus dem Jahr 1740 zurück.

1.3
Eugène Chevreul: Des couleurs et de leurs applications aux arts industriels … - Paris: Baillière, 1864.

Fachhochschulbibliothek Köln, Sammlung Schmuck, 66JYU3095

Der französische Chemiker Michel Eugène Chevreul (1786-1889) spielt als Begründer der modernen Theorie der Pigmente eine bedeutende Rolle für die Geschichte der Farbenlehre.

Aufgeschlagen: Taf. 4 mit einem Farbenkreis aus 72 Farbabstufungen.

1.4
Charles Lacouture: Répertoire Chromatique, solution raisonée et pratique des problèmes les plus usuels dans l'etude et l'emploi de couleurs. - Paris: Gauthier-Villars et Fils, 1890.

Fachhochschulbibliothek Köln, Sammlung Schmuck, 66JYU3370

1890 erscheint in Paris das Werk »Répertoire chromatique« des französischen Botanikers und Naturwissenschaftlers Charles Lacouture. Er hatte mehrere Bücher über Moose und andere nicht-blühende Pflanzen verfasst, als er sein Werk über die Farben vorlegte, im dem er »vernünftige und praktische Lösungen« der Probleme verspricht, die bei der mehrfachen Verwendung — also bei der Mischung — von Farben auftreten. Sein Werk widmet er nicht von ungefähr seinem geistigen Vorgänger Chevreul.