Winckelmann als Bibliothekar des Kardinals Albani in Rom

Brief von Winckelmann an Graf Wackerbarth-Salmour

Rom, 29. Juli 1760.
SLUB: Mscr.Dresd.App.3140,6
Foto: SLUB/Dresdner Digitalisierungszentrum

Winckelmann dankt dem Oberhofmeister für das Interesse an seiner derzeitigen Situation, welche für einen Mann, der sich auf das Notwendigste beschränke, nicht besser sein könne: „[…] Ich habe einen Vater, einen Freund, einen Vertrauten und einen Gefährten in dem Herrn Kardinal Alessandro Albani gefunden: Die allerteuersten Ausdrücke, die Liebe und Zuneigung erfordern können, gebühren ihm von meiner Seite. Er verlangte von sich aus nach mir, als er in Florenz weilte, und behielt mich bei sich, ohne mich mit irgendeiner Pflicht zu belasten: die Funktion des Bibliothekars hat keinen anderen Zweck als mich auszuzeichnen und mir alle Hilfsmittel und Vorteile für meine Studien zu verschaffen. Mit dieser Auszeichnung eines Gelehrten und Kardinalsantiquars, nicht behandelt als Dienstbote, sondern als Familiare und Freund (als der ich auch schon vor diesem Amt zu gelten bemüht war) blieb ich in der Gunst seiner Eminenz [Kardinal] Passionei [oberster Bibliothekar der Vatikanischen Bibliothek], der unmittelbar nach dem Tod des Herrn Kardinals Archinto in Florenz [1758] Anspruch auf mich erhob, dem ich mich entzog so gut ich konnte. Wie zuvor bin ich Bruder seiner Einsiedelei [San Romualdo in Frascati] und Tischgenosse, wenn ich Bedürfnis und Lust dazu habe, trotz der geringen Freundschaft der beiden Eminenzen untereinander. [...]“ (Übersetzung: Th. Haffner)


Erworben mit Hilfe der Ernst von Siemens Kunststiftung
und der Kulturstiftung der Länder.

     

Kardinal Alessandro Albani

Johann Martin Bernigeroth (1713-1767)
Kupferstich
Frontispiz zu: Christian Gottfried Hoffmann: Die neue europäische Fama, welche den gegenwärtigen Zustand der vornehmsten Höfe entdecket. - Bd. 25. - Leipzig: Gleditsch, 1737.
SLUB: Eph.hist.367-25/36.1737/38
Foto: SLUB/Dresdner Digitalisierungszentrum

Kardinal Albani (1692–1779) bezahlte Winckelmann als seinem Bibliothekar ab 1759 ein festes Gehalt und gewährte ihm freies Logis in seinem römischen Stadtpalast „alle Quattro Fontane“. Er besaß eine der größten Antikensammlungen seiner Zeit, die er seit 1763 in einer eigens dafür erbauten Villa vor den Toren Roms aufstellte und durch Winckelmann betreuen ließ.

Villa Albani

Giovanni Battista Piranesi (1720-1778)
Veduta della Villa dell’Emo. Sig. Card. Alesandro Albani fuori di Porta Salaria
Radierung aus der Serie „Vedute di Roma“, 1769.
Reproduktion nach einem Lichtdruck-Faksimile von Josef Löwy in: Rom vor 150 Jahren: Separat-Ausg. aus Piranesi's Ausgewählten Werken. - Wien: Lehmann, 1890.
Foto: SLUB/Dresdner Digitalisierungszentrum

Konzept eines Antwortbriefes von Graf Wackerbarth-Salmour an Winckelmann

[München], 16. August 1760.
SLUB: Mscr.Dresd.App.3140,7
Foto: SLUB/Dresdner Digitalisierungszentrum

Wackerbart-Salmour adressierte seine Antwort an Winckelmann als den „Antiquar Seiner Majestät des Königs von Polen und Kurfürsten von Sachsen“: „[…] Ich bin mehr und mehr erfreut über all die Gunstbeweise und Wohltaten, die Ihnen Seine Eminenz Kardinal Alexander Albani weiterhin erweist. Ich bin nicht weniger überrascht über diejenigen, womit Seine Eminenz Kardinal Passionei Sie ehrt. Das Alles erhöht Ihr Verdienst, Monsieur, und ich beglückwünsche Sie von ganzem Herzen. Die königlich-kurfürstlichen Hoheiten nehmen alles sehr dankbar auf, was ich ihnen von Ihren neuen Entdeckungen berichte. Das ist es, Monsieur, was Sie ermutigen muss, Ihre Karriere fortzusetzen, die Sie so glücklich begonnen haben. [...]“ (Übersetzung: Th. Haffner)


Erworben mit Hilfe der Ernst von Siemens Kunststiftung
und der Kulturstiftung der Länder.