„Edle Einfalt, stille Größe“
Laokoon und seine Söhne
Römische Marmorkopie nach einer verlorenen hellenistischen Bronzegruppe von den Künstlern Hagesandros, Polydoros und Athanadoros aus Rhodos, 2. Jh. v. Chr.
Ausgegraben 1506 in Rom und im Statuenhof des Belvedere im Vatikan ausgestellt.
Kupferstich von Nicolas Beatrizet (1515 – ca. 1566)
In: Antoine Lafréry: Specvlvm Romanae Magnificentiae ... - Rom: Lafreri, [ca. 1593].
SLUB: Ant.Rom.116
Foto: SLUB/Dresdner Digitalisierungszentrum
Die berühmte Skulpturengruppe schildert die Bestrafung des Priesters Laokoon, den die Götter zur Strafe dafür, dass er gegen ihren Ratschluss die Trojaner vor dem unheilschwangeren Holzpferd der Griechen warnte, samt seinen Söhnen durch zwei Schlangen sterben ließen.
Johann Joachim Winckelmann, der erste Klassische Archäologe und Kunsthistoriker im modernen Sinne, war begeistert von der Gruppe, noch bevor er sie in Rom im Original gesehen hatte, und entwickelte daran seine Ästhetik:
„Das allgemeine vorzügliche Kennzeichen der griechischen Meisterstücke ist endlich eine edle Einfalt, und eine stille Größe, sowohl in der Stellung als im Ausdrucke. So wie die Tiefe des Meers allezeit ruhig bleibt, die Oberfläche mag noch so wüten, ebenso zeiget der Ausdruck in den Figuren der Griechen bei allen Leidenschaften eine große und gesetzte Seele. Diese Seele schildert sich in dem Gesichte des Laokoons, und nicht in dem Gesichte allein, bei dem heftigsten Leiden. Der Schmerz, welcher sich in allen Muskeln und Sehnen des Körpers entdecket, und den man ganz allein, ohne das Gesicht und andere Teile zu betrachten, an dem schmerzlich eingezogenen Unterleibe beinahe selbst zu empfinden glaubet; dieser Schmerz, sage ich, äußert sich dennoch mit keiner Wut in dem Gesichte und in der ganzen Stellung.“
(Gedanken über die Nachahmung der Griechischen Werke in der Malerey und Bildhauerkunst, Dresden 1755).
Apollo vom Belvedere
Römische Marmorkopie aus dem 2. Jh. n. Chr. nach einer verlorenen griechischen Bronzeplastik aus der Zeit zwischen 350 und 325 v. Chr., ausgegraben 1489 an der Via Appia bei Rom, seit 1511 im Statuenhof des Belvedere im Vatikan aufgestellt.
Kupferstich von Marcantonio Raimondi
In: Antoine Lafréry: Specvlvm Romanae Magnificentiae ... - Rom: Lafreri, [ca. 1593].
SLUB: Ant.Rom.116
Foto: SLUB/Dresdner Digitalisierungszentrum
„Die Idee wird sich über die mehr als menschlichen Verhältnisse einer schönen Gottheit in dem Vatikanischen Apollo, nichts bilden können: was Natur, Geist und Kunst hervorzubringen vermögend gewesen, lieget hier vor Augen.“
(J. J. Winckelmann: Gedanken über die Nachahmung der Griechischen Werke in der Malerey und Bildhauerkunst [Dresden, 1755]).
„Die Statue des Apollo ist das höchste Ideal der Kunst unter allen Werken des Altertums, welche der Zerstörung entgangen sind.“
(J. J. Winckelmann: Beschreibung des Apollo im Belvedere zu Rom. - In: Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste. - 5. Bd. - [Leipzig, 1759]).
Link zur 3D-Ansicht eines Gipsabgusses nach der Statue des Apollo vom Belvedere der National Gallery of Denmark.