Fremde

Das Jhesus Christus eyn geborener Jude sey

Martin Luther: Das Jhesus Christus eyn geborner Jude sey. Wittemberg: [Cranach u. Döring], 1523. Signatur: Hist.eccl.E.308,42
Maße: 18 x 14 cm

Luthers Haltung zu den Juden ist einer der problematischsten und widersprüchlichsten Aspekte seiner Biographie. Dieser frühe Text ist noch geprägt von der Hoffnung, die Juden dank der Reformation in Massen zum Christentum bekehren zu können. Man solle sie „freuntlich annehmen“, ihnen mehr Rechte gewähren und die „lugen teydingen“ (Lügengeschichten) und „narren werck“, die über sie verbreitet werden, nicht teilen. – Anlass der Schrift ist Luthers Einspruch gegen die Behauptung, er habe gepredigt, Christus sei ein leiblicher Sohn des Joseph.

Von den Jueden und jren Luegen

Martin Luther: Von den Jue=den vnd jren Luegen. Wittemberg: Hans Lufft, 1543. Signatur: 3.A.5899,angeb.1
Maße: 18,3 x 14 cm
Digitalisat in der Deutschen Fotothek.

Dieser Sammelband enthält vier späte Judenschriften Luthers, die seine veränderte Ansicht zeigen. Schon im „Brieff wider die Sabbather“ von 1538 wirft er ihnen enttäuscht
von mangelndem Missionserfolg Blindheit und Verstocktheit vor. In den Texten von 1543 kommt seine Judenfeindschaft klar zum Ausdruck. Hier fordert er die Verbrennung von Synagogen und religiösen Schriften, Verbot der Gottesdienste, Wegnahme von Bargeld und Schmuck und ihre Vertreibung. Diese Schriften wurden ab dem späten 19. Jahrhundert von Antisemiten stark rezipiert.

Vom Schem Hamphoras Und vom Geschlecht Christi

Martin Luther: Vom Schem Hamphoras Und vom Geschlecht Christi: Matthei am j. Capitel: Wittemberg: Georg Rhaw, 1543. Signatur: Hist.eccl.E.311,24
Maße: 17,5 x 13,5

Luther übersetzt eine frühmittelalterliche jüdische Legende, die Christus als Scharlatan darstellt, ins Deutsche und kommentiert sie. Juden sind für ihn nun „des Teufels Volk“, er beschimpft und verhöhnt sie in unflätigster Weise. Dabei greift er auf gängige antisemitische Stereotype zurück sowie auf die 1523 von ihm noch als Lügen verworfenen Legenden von Brunnenvergiftung, Kinderraub, Hostienfrevel und schwarzer Magie.

Vom kriege widder die Türcken

Martin Luther: Vom kriege widder die Türcken. Wittenberg: Weiß 1529. Signatur: 3.A.6392
Maße: 20,5 x 29 (aufgeschlagen)
Digitalisat in der Deutschen Fotothek.

In den 1520er Jahren eroberten die Osmanen unter Sultan Süleyman I. Teile des Balkans und Ungarn und belagerten 1529 erstmals Wien. Luther sah die Türken als eine vom Teufel gesandte Strafe für die Christenheit, die die Endzeit einleite. Der Abwehrkampf gegen die Türkengefahr müsse durch Buße und Gebet, aber auch mit dem Schwert in der Hand geführt werden. Luther widmete seine Schrift Landgraf Philipp von Hessen (1504–1567), einem der wichtigsten Vorkämpfer der Reformation.

Eine Heerpredigt Wider den Türcken

Martin Luther: Eine Heer=predigt Wider den Türcken. Wittemberg 1542. Signatur: Hist.eccl.E.310,14
Maße: 17,5 x 13,5 cm
Digitalisat
in der Detschen Fotothek.

Luthers zweite „Türkenschrift“ wurde ebenfalls 1529 veröffentlicht. Darin wiederholte er die Darstellung der Türken als Werkzeug des Teufels, griff aber daneben den Papst
als Antichrist an. Wie in den anderen Türkenschriften argumentiert er für Verteidigungskrieg, jedoch gegen einen Kreuzzug. Der hier gezeigte spätere Nachdruck übernimmt eine Titelblatteinfassung Lucas Cranachs d.Ä. von 1534., die Davids Sieg über Goliath darstellt.

Verlegung des Alcoran

Ricoldus de Monte Croce; Martin Luther [Übersetzer]: Verlegung des Alcoran Bruder Richardi, Pre=diger Ordens, An=no. 1300. Wittenberg 1542. Signatur: Hist.eccl.E.320,8
Maße: 19 x 15,5 cm
Digitalisat in der Deutschen Fotothek.

Luther versuchte sich auch theologisch mit dem Islam zu befassen, auch wenn er kaum Zugang zu Primärquellen hatte. Seine ‚Widerlegung‘ des Korans beruht auf der mehrfach übersetzten Streitschrift eines Dominikanermönchs von 1300. Luther übersetzt, kürzt, kommentiert und erweitert den Text abermals. Sein erhaltenes Arbeitsexemplar der Vorlage (vgl. Katalog Nr. 44) zeigt sein Befremden über den Text ebenso wie über die ihm daraus kaum nachvollziehbaren islamischen Glaubensinhalte.