Drucker, Marke und Signet

Buchdruck und Reformation

Obwohl der Buchdruck zu Beginn der Reformation schon auf eine Praxis von etwa 7 Jahrzehnten zurückblicken konnte, waren es erst die Ideen Martin Luthers und seiner Zeitgenossen, die mit Hilfe des gedruckten Buches eine unerhört schnelle Verbreitung erfuhren. Auf dieser Erfahrung gründend, entwickelte sich auch das Berufsbild des Druckers. Waren es bis dahin Ausgaben, die vor allem für einen Gelehrtenkreis publiziert wurden, mussten nun für die Flugschriften vor allem eine kurzfristige und dennoch in den meisten Fällen optisch ansprechende Form für die erstmalige praktizierte Massenproduktion gefunden werden. Dies setzte ein neue Berufsverständnis voraus, das sich auch in der Ausprägung von Druckermarken widerspiegelt.

Bereits in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts verwendete man Firmenmarken zur Angabe einer bestimmten Druckerwerkstatt (Offizin). Sie sind für den Drucker „im Sinne des Urheberzeichens für ein Produkt menschlicher Kunstfertigkeit“ und gleichzeitig Ausdruck für das gewachsene Selbstbewusstsein der Branche. Die Darstellungen reichen von den bloßen Initialen des Besitzers über Wappen oder allegorische Darstellungen, die teilweise mit einem Zitat versehen sind. Sie verdeutlichen die „Leitidee des Druckers oder Verlegers“.

Stadtansicht von Wittenberg.
Kupferstich. Aus: Wittenbvrga: Saxoniae oppidum, Universali litteraru studio celebre / [ Hrsg.: Georg Braun u. Franz Hogenberg]. Coloniae Agrippinae: [Typis Graminaei], [1572]. Signatur: B3222
Digitalisat in der Deutschen Fotothek.

Die Universitätsstadt an der Elbe entwickelte sich im 16. Jahrhunderts zum führenden Standort des Buchdrucks. Wurden in Wittenberg im Zeitraum 1501- 1600  9 557 Drucke produziert, belief sich die Herstellung in Frankfurt am Main auf 5 872 Titel.
Quelle: Oehmig, S. 208

Ein vermanung an die Drucker

Aus: Martin Luther: Auslegūg der Episteln vnd Euangelien vom Aduent an bis auff Ostern.
Wittenberg: Johannes Grunenberg, 1527. - Vermerk am Schluss der Ausgabe.
Signatur: Theol.ev.asc.61,misc.2
Digitalisat in der Deutschen Fotothek.

Die enorme Menge an Nachdrucken seiner Schriften, die ohne Luthers Zustimmung zustande kamen und oft nicht den originalen Texten entsprachen, veranlasste den Reformator, die Drucker zu vermahnen:

„Nu were der schaden dennoch zu leyden / wenn sie doch meine bücher nicht so falsch und schentlich zu richteten. N[u]n aber drücken sie die selbigen und eylen also / das / wenn sie zu mir widder komen / ich meyne eygene Bücher nicht kenne.“

Johann Rhau-Grunenberg

(Andere Namensformen: Johann Gronenberg, Gruneberg, Grünberg, Viridimontanus, Prasinoreos)

Rhau-Grunenberg ist einer der frühesten Drucker Luthers. Von ihm sind über 400 Drucke bekannt, davon ein großer Teil Flugschriften des Wittenberger Reformators. Der in Grünberg (Hessen) geborene Drucker war ab 1508 in Wittenberg tätig und verstarb dort 1529.


Martin Luther: Auff des bocks zu Leypczick Antwort.
Wittemberg: Johann Rhau-Grunenberg, 1521.
Signatur: Hist.eccl.E.306,22

Die Titeleinfassung stammt aus der Werkstatt von Lucas Cranach d.Ä. Während das Drucker-Signet (JG) korrekt angegeben ist, sind die Darstellungen des Druckers und des Ballenmeisters sowie des Trinkers der linken Seite spiegelverkehrt.

Die Flugschrift richtet sich gegen den Theologen und erbitterten Gegenspieler Hieronymus Emser, den Luther als „Bock von Leipzig“ bezeichnete.

Hans Lufft

 (andere Namensformen: Johannes Lufft, Hans Luft, Hanns Lufft, Iohannes Lufft)

Quelle: Oemig, S. 174-184

*1495 vermutlich in Amberg/Oberpfalz
†1584 am 2. September in Wittenberg
ca. 1524–1584 als Drucker in Wittenberg

Schon Luffts erster gesicherter Druck war eine Flugschrift von Luther, „Von Kauffshand=lung vnd wu=cher“ (1524). Die Zusammenarbeit war lang und erfolgreich. Bei Lufft erschien 1534 die erste Vollbibel in Luthers Übersetzung (auf etwa 6 Pressen in einer Auflage von mindestens 1000 Stück für einen Preis von ca. 2 ½ Gulden). Bis 1572 hatte Lufft ein Monopol für hochdeutsche Lutherbibeln.
Quelle: Oehmig, S. 174-184

 Druckersignet

Nicolaus von Amsdorff, Martin Luther: Epistolae Domini Nicolai Amsdorffii et D. Martini Lutheri, de Erasmo Roterodamo.    
Witebergae: Lufft, 1534. Signatur:
Biogr.erud.D.2831
Maße: 13,7 x 8,4 cm
Digitalisat
in der Deutschen Fotothek.

Das Signet des 1523-1584 in Wittenberg arbeitenden Verlegers Hans Lufft (1495-1584) von 1534 zeigt zwei Wolkenhände, die ein Schwert mit einem Herz auf der Spitze halten, um das sich zwei Schlangen ringeln. Eine Hand wird von einer Schlange gebissen. Luffts Biograph Gustav Georg Zeltner interpretiert das Motiv dahingehend, dass die Schlangen für das von Gott abgefallene Böse stehen, das Herz dagegen für den zu Gott strebenden Gläubigen; das Schwert steht für das Wort Gottes ... In dem Motiv wären dann allegorisch der zum Guten strebende und sich dabei auf Gottes Verkündigung stützende Teil des Menschen und der schlechte, sich von Gottes Wort abkehrende sinnfällig gemacht.

 Druck der deutschen Lutherbibel

Biblia: Das ist: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch / Auffs new zugericht. Wittemberg: Hans Lufft, 1545. Signatur: Mscr.Dresd.A.51.a
Maße: 35,8 x 26 cm
Digitalisat in den Digitalen Sammlungen

Die erste komplette Bibelausgabe erschien 1534 in sechs Teilen (Pentateuch, historische und poetische Bücher, Propheten, Apokryphen, Neues Testament). Die Holzschnitt-Illustrationen stammen vom Meister „MS“ aus der Cranach-Werkstatt. Danach folgten fünf Jahrzehnte lang Nachauflagen, die zum Teil überarbeitet wurden und Lufft zum erfolgreichsten Bibeldrucker seiner Zeit machten. 

Johann Schott

(andere Namensformen: Johannes, Joannes; Schottus, Scottus)

* 1477                  14. Juni in Straßburg
† ca. 1545/1548      in Straßburg
ca 1503ff.              Arbeit als Ducker   

Schott war ein begeisterter Anhänger der Reformation, was sich auch in den Drucken seiner Offizin niederschlug. Neben theologischen Werken veröffentlichte er später erfolgreich gewordene Bände wie Hans von Gersdorffs „Feldtbuch der Wundtarzney“ (1517) und Brunfels’ „Kräuterbuch“ (1530).
Quelle: ADB, Band 32 (1891), S. 402–404

Druckersignet


Aus: Martin Luther: XXVII. Predig D. Martin Luthers newlich vszgangen Anno. XXIII. : Durchsichtiget, vnd in ordnung gestellt der bessten form. Sampt eim Register... Straßburg: [Johann Schott], 1523. Signatur: 3.A.7456
Maße: 19,5 x 20 cm
Digitalisat in der Deutschen Fotothek.

 

Saulus stürzt mit dem Pferd angesichts der Erscheinung von Gottes Hand mit Zepter und Storchennest.
Quelle: Katte

Um das Druckersignet ist eine viersprachige Umschrift in deutscher, hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache angebracht. Die vier Sprachen, darunter die drei "linguae sacrae" (die "heiligen biblischen" Ursprachen) drücken den humanistische Bildungsanspruch aus, die Bibel in den Ursprachen zu entdecken.

Deutsch: Aller gewalt von Gott.
Hebräisch: Richtet ihr in Gerechtigkeit die Menschenkinder? (Psalm 58, 2b – Übersetzung Luthers)
Lateinisch: Unterworfene schonen und Hochmütige niederschlagen. (Vergil, Aeneis 6,853)
Griechisch: „Jedermann sei untertan der Obrigkeit …“  (Römer 13,1).

 

Otto Brunfels: Herbarum vivae eicones ad naturae imitationem Argentorati. Schott, 1532. Signatur: Botan.194,1-1
Maße: 31 x 41 cm

Brunfels (1488-1534) war ein Universalgelehrter und gehört neben Leonhart Fuchs und Hieronymus Bock zu den „Vätern“ der Botanik. Nach ihm ist die Brunfelsia, eine Pflanzengattung aus der Familie der Nachtschattengewächse benannt. Brunfels wirkt zunächst als Theologe in Mainz und Straßburg, studierte Medizin in Basel und arbeitete von 1532 bis zum seinem Tode als Stadtarzt in Zürich.

Friedrich Peypus

(Andere Namensformen: Peipus, Beyfus, Artemisius)

* um 1485 in Herrnstadt (Schlesien) oder in Forchheim (Oberfranken)
† um 1535 in Nürnberg
ca. 1510–1535 in Nürnberg tätig

Durch den Nachdruck von Luthers Schriften trug Peypus wesentlich zur Verbreitung der reformatorischen Ideen in Franken bei. Er war einer der ersten Sortimentsbuchhändler in Nürnberg.
Quellen: ADB 25 (1887), S. 569, Keunecke

Druckersignet


Martin Luther:  Ein Sermon von dem newen Testament. das ist von der heyligen Messe Doct. Mar. Luther. Aug. Wittenburgk.
Nuermbergk: Peypus, 1520.
Signatur: Hist.eccl.E.305,50
Maße: 20x15 cm
Digitalisat in der Deutschen Fotothek.

Auf dem Titelblatt, das mit einer typischen Holzschnittumrahmung versehen ist, halten unten zwei Engel die Druckermarke von Peypus.

 

 

 

F P: Anfangsbuchstaben (= Initialen) des Vor- und Famlieinnamens.

Das Signet zeigt ein „sprechendes“ Wappen mit einer blühenden Beifuß-Pflanze nach der deutschen Namensform des Familiennamens.

Das Druckersignet taucht ebenfalls am Ende von Luthers Schrift "von den gute[n] wercken" auf.

Luther, Martin: von den gutē wercken. -Nuermbergk: Peypus, 1520. Signatur: Hist.eccl.E.292,28
Maße: 27 x 20 cm (aufgeschlagen)