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Die Verbreitung der anfangs ausschließlich theologischen Botschaften der Reformation spiegelte sich in Kernaussagen wider, die binnen kürzester Zeit in Schriften mit zahlreichen Auflagen an unterschiedlichsten Orten propagiert wurden. Dabei trat Martin Luther deutlich als der erfolgreichste Autor hervor. So gehören die Drucke: „An den Christlichen Adel Deutscher Nation“, „Von der Babylonischen gefengknuß der Kirchen“ und „Von der Freyheyt eynisz Christenmenschen“ zu den Hauptschriften, mit denen Luther seine Glaubenslehre verbreitete.
Erst später werden in den Schriften auch politische Themen behandelt.

Eyn Sermon von dem Ablas vnd gnade

 Martin Luther: Eyn Sermon von dem Ablas vnd gnade.
[Leipzig]: [Melchior Lotter d. Ä.], 1519.
Signatur: Hist.eccl.E.305,15

In dem 1518 zum ersten Mal erschienenen Druck spricht sich Luther dagegen aus, für begangene Sünden Geld zu bezahlen, um Ablass von den Sündenstrafen des Fegefeuers und der Hölle zu erhalten. Das Geld solle lieber Bedürftigen gegeben werden, als für den Bau des Petersdomes zu dienen. Die Vergebung der Schuld wird von Gott dem Menschen aus Gnade geschenkt, sie kann nicht mit Geld erkauft werden.

„… du salt vor allen dingen (wydder santh Peters gebewde noch ablas angesehen) deyne[n] nehsten arme[n] gebe[n] / wilt du etwas geben.“

An den Christlichen Adel Deutscher Nation …

Martin Luther: An den Christlichen Adel Deutscher Nation …
Wittenberg: Lotter d.J., 1520.
Signatur: Hist.eccl.E.297,2

In dieser auch als „Adelsschrift“ bekannten Veröffentlichung, die er seinem Freund Nikolaus von Amsdorf widmete, distanzierte sich Luther von der damaligen Papstkirche. Er kritisiert u.a. die Kirchenhierarchie, die Heiligenverehrung, das Mönchtum, die Pfründen (= kirchliches Vermögen) und das Wallfahrtswesen. Dagegen begründet Luther das „allgemeine Priestertum aller Gläubigen“, d.h. alle Gläubigen gehören durch die Taufe dem „geistlichen Stand“ an.

„Dan alle Christen / sein warhafftig geistlich zustands / vnnd ist vnter yhn kein vnterscheyd …

Von der Babylonischen gefengknuß der Kirchen

Martin Luther: Von der Babylonischen gefengknuß der Kirchen.
[Straßburg]: [Johann Schott], [1520].
Signatur: Hist.eccl.E.280,20

Der Text – in lateinischer Fassung unter dem Titel „De captivitate Babylonica ecclesiae“ erschienen – enthält Luthers Auseinandersetzung mit den sieben Sakramenten (Taufe, Firmung, Eucharistie, Buße, Krankensalbung, Priesterweihe, Ehe) der Papstkirche. Für ihn aber galten nur die Taufe, die Buße und das Abendmahl als Sakramente, da sie biblisch begründet sind.

„Am ersten vermeyn ich d[a]ß syben sacramenten seyen / vnd setz dißer zeyt nur drey / den Tauff /  die Bussz / das Brot. diße drey alle seind vns durch den Römischen hoff in ein ellende gefängknuß gefürt …

Von der Freyheyt eynisz Christenmenschen

Martin Luther: Von der Freyheyt eynisz Christenmenschen.
Vuittembergae: [Johann Rhau-Grunenberg], 1520.
Signatur: Hist.eccl.E.306,2,misc.1

Luther war davon überzeugt, dass die Rechtfertigung des Menschen vor Gott nicht durch seine Taten, sondern durch seinen Glauben geschehe. Die christliche Freiheit interpretierte er so, dass der Christenmensch sowohl ein freier Herr über alle Dinge sei und niemanden untertan als auch ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.

„Eyn Christenmensch ist eyn freyer herr / über aller ding / vnd niemand vnterthan. Eyn Christenmensch ist eyn dienstpar knecht aller ding und yderman vnterthan … Ich byn frey yn allen dingen / vn[d] hab mich einß yderma[n] knecht gemacht.“

Wider die Mordischen vnd Reubischen Rotten der Bawren

Martin Luther: Wider die Mordischen vnd Reubischen Rotten der Bawren.
[Nürnberg]: [Hans Hergot], [1525].
Signatur: Hist.eccl.E.302,40
Digitalisat in der Deutschen Fotothek.

Anfangs verhielt sich Luther distanziert zum Bauernkrieg. Nach der so genannten Weinberger Bluttat am 16.4.1525, wo bei der Erstürmung der Stadt Weinberg Lynchjustiz durch die aufständischen Bauern vollzogen wurde, verurteilte er die „Bauern-Rotten“ mit drastischen Worten:

„Darumb sol hie zeschmeyssen / würgen vn[d] stechen / haymlich od[er] offenlich / wer da kann[n] / … dann ain aufrürischer mensch gleich als wen[n] man aine[n] tollen hund tod schlahe[n] muß … “

Warnunge … an seine lieben Deudschen

Martin Luther: Warnunge … an seine lieben Deudschen. Wittemberg: Hans Lufft, 1531.
Signatur: Hist.eccl.E.303,24

Kernaussage dieses Textes ist die Frage: „Gibt es ein Recht auf Widerstand gegen eine aktiv unchristliche Obrigkeit?“. Luther warnt vor einer Verfolgung der Evangelischen, denn der „Gehorsam gegenüber Gott und seinem Evangelium [steht] höher … als der Gehorsam z. B. gegen den Kaiser“.

„das ist aber mein trewer Rat / … das jnn solchem fall / kein mensch / sich dazu gebrauchen lasse / noch dem Keiser gehorsam sey / Sondern sey gewis / das jm von Gott hart verboten ist / jnn solchem fall / dem keiser zu gehorchen.“