Theologie

Jahrespredigten

Papier • Niederösterreich (Wien?) • 1472

Signatur: Mscr.Dresd.M.2

Predigten waren seit den Anfängen des Christentums das wichtigste Medium zur Verkündigung und Auslegung des Evangeliums. Mit Beginn des Mittelalters entstanden schriftlich fixierte Textsammlungen als Vorlage für Prediger, aber auch zur erbaulichen Lektüre. Im späteren Mittelalter wurde nicht mehr ausschließlich lateinisch, sondern zunehmend auch in der Volkssprache gepredigt, um ein möglichst großes Publikum zu erreichen. Die ausgestellte großformatige Handschrift enthält hauptsächlich mittelbairische Übertragungen und Bearbeitungen der seinerzeit hochgeschätzten Predigten des Wiener Theologen und Universitätsvertreters Nikolaus von Dinkelsbühl (um 1360–1433) nach der Ordnung des Kirchenjahres, beginnend mit dem ersten Adventssonntag. Der Stil des Buchschmucks, die Schriftsprache und der prunkvolle zeitgenössische Einband weisen auf Niederösterreich als Entstehungsgebiet hin.

Provenienz: Gemäß dem Eintrag auf der linken Seite, dem vorderen Einbandspiegel, hinterließ Herr Heinrich von Miltitz (um 1420–1487), Hofmeister, Rat und Gesandter unter dem sächsischen Herzog Albrecht dem Beherzten, das Buch seinen Kindern (den Töchtern Anna und Margarethe). Heinrichs Bruder, der Marschall, Jörg (Georg) von Miltitz, verlieh das Buch 1493 an seine Dienstherrin („gnädige Frau“), d. i. die sächsische Herzogin Sidonie (1449–1510). Diese war sehr fromm und hatte eine Vorliebe für volkssprachliche geistliche Literatur. Durch Heirat der Töchter Heinrichs von Miltitz gelangte die Handschrift in die Bibliothek der Grafen von Werthern. Diese wurde 1589 für die Kurfürstliche Bibliothek zu Dresden erworben. Die Handschrift ist erstmals nachgewiesen im Bibliothekskatalog von 1595.

Ausführliche Beschreibung: http://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31602060

Psalterfragment, lat. • Nachtrag: Neujahrsprognosen, dt.

Pergament • Erzdiözese Magdeburg • Letztes Drittel 13. Jahrhundert (dt. Nachtrag: Thüringen, 2. Drittel 14. Jahrhundert)

Signatur: Mscr.Dresd.A.126

Die 150 Psalmen waren seit dem frühen Mittelalter fester Bestandteil der christlichen Liturgie und bildeten die Grundlage der Stundengebete. Der Psalter, das mittelalterliche Gebetbuch schlechthin, enthielt außer dem Text der Psalmen häufig auch biblische Lobgesänge, Litaneien, Hymnen, diverse Gebete, Kurzlesungen und seit dem 11. Jahrhundert zu Beginn ein immerwährendes Kalendarium. Die fragmentarische, 1945 durch Wassereinwirkung geschädigte Handschrift der SLUB besteht fast nur aus Blättern mit Miniaturen, die möglicherweise in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts von einem Sammler zusammengestellt wurden: 12 Kalenderseiten mit der Darstellung je eines Apostels mit dem Tierkreiszeichen des betreffenden Monats und sieben ganzseitige Miniaturen mit Szenen aus dem Leben Christi. Als einzigen deutschsprachigen (im wesentlichen ostmitteldeutschen) Text enthält die Handschrift die als „Esdras Weissagungen“ auch andernorts überlieferten Prognosen für das Wetter, die Ernte, Seuchen, Kriege etc. in Abhängigkeit vom Wochentag, auf den der Jahresanfang fällt.

Provenienz: Möglicherweise aus einem thüringischen Franziskanerkloster; erstmals verzeichnet im Handschriftenkatalog von 1755.

Ausführliche Beschreibung: http://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31603309

Genealogia Christi • Vaterunserauslegung ›Adonay, gewaltiger herre‹

Pergament • östlicher Alpenraum • 1. Viertel 15. Jahrhundert.

Signatur: Mscr.Dresd.A.68

Um Jesus Christus als den rechtmäßigen Messias aus dem erwählten Volk Israel zu erweisen, stellten Matthäus und Lukas ihren Evangelien eine Liste seiner Ahnen bis zurück zu Adam voran. Diese wurde im Mittelalter häufig schematisch oder bildlich veranschaulicht. Im ersten Teil der gezeigten Handschrift, die 1945 durch Wassereinwirkung und nachfolgenden Zerfall sehr schwer geschädigt wurde, sind die in kurzen lateinischen Texten genannten Vorfahren in Form gerahmter „Porträts“ vor blauem oder vormals goldenem Grund dargestellt, zumeist einzeln, selten zu mehreren, manchmal auch durch ein Attribut oder eine Szene aus ihrem Leben charakterisiert. Der zweite, noch schlimmer beschädigte Teil der Handschrift, enthält eine Auslegung des Vaterunsers in südbairischer Schreibsprache.

Provenienz: Erstmals nachgewiesen von Johann Christian Götze in seinen „Merckwürdigkeiten der Königlichen Bibliotheck zu Dreßden“ (1743).

Ausführliche Beschreibung: http://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31603287

›Oberrheinisches Erbauungsbuch‹

Papier • Nordelsass (Hagenau) • um 1422-24

Signatur: Mscr.Dresd.M.60

Die vorliegende Handschrift enthält eine katechetisch-erbauliche Reimpaarsammlung, die christliche Lehr- und Andachtstexte sowie geistliche Lieder umfasst. Sie entstand in der arbeitsteilig organisierten und deshalb sehr produktiven Werkstatt des Diebold Lauber (tätig im elsässischen Hagenau ca. 1421- ca. 1470). Darauf lassen die Wasserzeichen des Papiers, die nordelsässische Schreibsprache, die große Zahl von sieben beteiligen Schreibern und der Stil der 85 kolorierten Federzeichnungen von mehreren Illustratoren schließen.

Provenienz: Erstmals im Handschriftenkatalog von 1755 nachgewiesen.

Ausführliche Beschreibung: http://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31601977

›St. Klara-Buch‹

Pergament • Nürnberg, Klarissenkloster • 3. Drittel 14. Jahrhundert.

Signatur: Mscr.Dresd.M.281

Die Heilige Klara von Assisi (1194–1253) gründete 1212 nach dem Vorbild des Franz von Assisi die Ordensgemeinschaft der „Armen Schwestern“ (Klarissen). Im Nürnberger Klarissenkloster entstand eine in nur neun Handschriften überlieferte Zusammenstellung von Texten mit Bezug zur Ordensgründerin in nordbairisch-ostfränkischer Schreibsprache, darunter ihre Vita von Thomas von Celano (1255/56) in einer Nürnberger Übersetzung, die päpstliche Bulle zu ihrer Heiligsprechung von 1255, die Vita ihrer Schwester Agnes von Assisi und der Klara-Traktat „Der Herr aller Ding“ (14. Jahrhundert). Die vorliegende Handschrift zeichnet sich durch acht ganzseitige Miniaturen mit Szenen aus dem Leben der Hl. Klara bzw. ihrer Schwester aus.

Provenienz: Ursprünglich im Besitz des Nürnberger Klarissenklosters. Zu unbekanntem Zeitpunkt vom Grafen Heinrich von Brühl (1700–1763) erworben und mit dessen Bibliothek 1768 für die Kurfürstliche Bibliothek angekauft.

Ausführliche Beschreibung: www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31600855

Historienbibel

Papier • Nordelsass (Hagenau, Lauber-Werkstatt?) • um 1420

Signatur: Mscr.Dresd.A.50

Als Historienbibeln werden volkssprachige Bearbeitungen biblischer Erzählungen bezeichnet. Sie hatten ihre Blütezeit im 14. und 15. Jahrhundert, als sich neben den klösterlichen Schreibwerkstätten (Skriptorien) weltliche entwickelten, in denen Handschriften von mehreren Lohnschreibern und -illustratoren arbeitsteilig möglichst rasch und rationell, teilweise auch auf Vorrat hergestellt wurden. Denn der Bedarf an Büchern für Adlige und wohlhabende Bürger in den Städten nahm zu. Besonders prominent waren die „Elsässische Werkstatt von 1418“ (in Straßburg oder Colmar) und die Werkstatt Diebold Laubers im elsässischen Hagenau (tätig ca. 1421–ca. 1470). Die vorliegende Handschrift enthält Geschichten aus dem Alten Testament in oberrheinischer Schreibsprache. Sie wurden von drei verschiedenen Malern mit 134 schwungvollen, ungerahmten kolorierten Federzeichnungen illustriert.

Provenienz: Einband aus einer sächsischen Werkstatt aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Erstmals erwähnt von August Beyer in seinen „Arcana sacra bibliothecarum Dresdensium“ (1738).

Ausführliche Beschreibung: http://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31601951

Stunden- und Gebetbuch des Grafen Georg von Nellenburg (Teil 2)

Pergament • Schwaben (Bodenseeraum und Augsburg) • um 1460

Signatur: Mscr.Dresd.M.286

Nach dem Vorbild des Breviers (Gebetbuch für den Klerus) entwickelte sich im späten Mittelalter das Stundenbuch als privates Gebets- und Andachtsbuch für Laien. Grundlage bildeten weiterhin die Psalmen, es kamen aber diverse Offizien (Stundengebete), die zu den acht liturgischen Tagzeiten (Horen) insbesondere zu Ehren Marias zu sprechen waren, Anrufungen von Heiligen, Fürbitten, Stücke aus den Evangelien, Hymnen und andere Andachtstexte in wechselnder Zusammenstellung hinzu. Die sehr zahlreich erhaltenen Handschriften sind meist kleinformatig, damit man sie gut mit sich führen konnte, und häufig mit prächtigem Buchschmuck versehen und kostbar eingebunden. Der Dresdner Teil des Nellenburgischen Stundenbuches in schwäbischer Schreibsprache beginnt mit den sieben Bußpsalmen. Der Buchschmuck in Form von 29 Bildeinschluss-Initialen mit Akanthus- oder Goldrispenranken und 13 Randminiaturen stammt von dem Augsburger Buchmaler, Schreiber und Drucker Johannes Bämler (gest. 1503).

Provenienz: Anfang des 16. Jahrhunderts vermutlich im Besitz des Grafen Georg von Nellenburg; im 18. Jahrhundert im Besitz von Johann Christoph Gottsched (1700–1766) (Exlibris auf dem vorderen Einbandspiegel), nach dessen Tod in die Bibliothek der „Gesellschaft der freyen Künste zu Leipzig“ übernommen; 1793 von der Königlichen Öffentlichen Bibliothek Dresden erworben. Der erste Teil der Handschrift befindet sich heute in der Oberösterreichischen Landesbibliothek in Linz.

Ausführliche Beschreibung: https://manuscripta.at/?ID=33946 (Teil 1) http://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31602030 (Teil 2)

Gebetbuch

Pergament • Nürnberg • 1519

Signatur: Mscr.Dresd.M.289

Das Büchlein, das mit den sieben Bußpsalmen in nürnbergischer Schreibsprache beginnt, wurde nach Ausweis des Kolophons (Schussschrift des Schreibers) am 1. September 1519 von Bernhard Gruber in Nürnberg vollendet. Die 23 enthaltenen ganzseitigen Miniaturen werden dem Nürnberger Formschneider und Buchmaler Albrecht Glockendon dem Älteren (um 1495–1545) bzw. seiner Werkstatt zugeschrieben.

Provenienz: Aus der 1768 angekauften Bibliothek des Grafen Heinrich von Brühl; im 2. Weltkrieg ausgelagert ins Rittergut Schieritz über Meißen und dort abhanden gekommen; 1956 als Geschenk von Hans Dieter Claus, Gut Filseck bei Göppingen, in das Germanische Nationalmuseum Nürnberg gelangt. Dort neu gebunden und unter der Signatur “Hs. 158088” aufbewahrt; 1995 an die SLUB restituiert.

Ausführliche Beschreibung: http://bilder.manuscripta-mediaevalia.de/hs//katalogseiten/HSK0058_b136_jpg.htm und http://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31605046

Gebetbuch

Papier und Pergament • Benediktinerinnenkloster Selwerd (Siloë) bei Groningen • 1. Drittel 16. Jahrhundert.

Signatur: Mscr.Dresd.M.291

Dem Kolophon zufolge wurde die Handschrift, die zahlreiche Gebete und Andachtstexte in nordöstlicher mittelniederländischer Schreibsprache enthält, von einer Selwerder Nonne namens Ghese ten Broeke für ihre Mitschwester Anne Tyddinghes geschrieben. Zu Beginn der Gebete zum Weihnachtsfest, der Gebete zu den Gliedern Marias und der Heiligengebete ist jeweils ein kolorierter, teils vergoldeter Kupferstich aufgeklebt, in zwei Fällen gerahmt mit handgemalten Blattranken, Blüten und Goldpollen.

Provenienz: erstmals im Handschriftenkatalog von 1755 nachgewiesen.

Ausführliche Beschreibung: http://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31600307

Stundenbuch des Geert Grote

Pergament • Holland • um 1490

Sigfnatur: Mscr.Dresd.M.255

Geert Gro(o)te (1340–1384) begründete in Deventer die religiösen Gemeinschaften der „Brüder und Schwestern vom gemeinsamen Leben“. Sie bestritten ihren Lebensunterhalt vor allem durch das Abschreiben und Binden von Büchern. Die Handschrift, die 1945 durch Wasser schwer geschädigt wurde, enthält ein Kalendarium der Diözese Utrecht und Grotes holländische Übersetzung ausgewählter Offizien, Heiligengebete und der sieben Bußpsalmen. Sechs ganzseitige Miniaturen wurden schon vor 1864 herausgeschnitten und sind heute verschollen. Von den verbliebenen neun Deckfarbeninitialen mit blühenden Blattrankenbordüren zu Beginn der Stundenbuchtexte zeichnen sich vier durch textbezogene figürliche Darstellungen aus. Die aufgeschlagene Seite mit dem Beginn des Totenoffiziums zeigt zwei Seelen in Form eines nackten Paares im Fegefeuer.

Provenienz: 1864 gekauft von dem nicht näher bekannten Privatsammler Friedrich Wehle in Strehle.

Ausführliche Beschreibung: http://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31601742