Fragmente

›Der König im Bad‹ (Fragment)

Pergament • bairisches Sprachgebiet • Mitte 14. Jahrhundert

Signatur: Mscr.Dresd.App.186,7

Im 16. und 17. Jahrhundert wurden viele mittelalterliche Pergamenthandschriften, deren Inhalte man für wertlos erachtete, makuliert (d. h. zerlegt und zerschnitten) und als Buchbindematerial verwendet. Das vorliegende Doppelblatt aus einer Sammelhandschrift diente als Umschlag für ein Lehensbuch aus Penig (bei Chemnitz) aus dem Jahr 1533. Die genaue Untersuchung des Fragmentes ergab, dass es sich hierbei um einen der ältesten, nahezu vollständigen Textzeugen der im 13. Jahrhundert entstandenen Reimpaarerzählung „Der König im Bad“ handelt. Darin geht es um einen überheblichen König, der gedemütigt wird, indem ein Engel ihm beim Baden die Kleider wegnimmt und ihn dadurch zum Gespött seiner Untertanen macht, bis er am Ende eingestehen muss, dass Gott die Mächtigen erniedrigt und die Demütigen erhöht.

Provenienz: 1924 vom Sächsischen Hauptstaatsarchiv übernommen.

Ausführliche Beschreibung: http://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31600034

Notariatsinstrument für die Nürnberger Jüdin Sara Liechtenfelserin (Fragment)

Pergament • Nürnberg • 1476

Signatur: Mscr.Dresd.R.52.t,Nr.1

Der kaiserliche Notar Johannes Kreytter von Neuenburg, dessen Signet unten links zu sehen ist, beurkundet eine Appellation (Einspruch) der in Nürnberg wohnhaften Jüdin Sara Liechtenfelserin (vermutlich „aus Lichtenfels“, wo es im 15 Jahrhundert eine größere jüdische Gemeinde gab) beim kaiserlichen Gericht gegen ein Urteil des Nürnberger Stadtgerichts im Rechtsstreit mit Dorothea Puhlerin und Jörg Schorbach betreffs Pfandleihgeschäften.

Provenienz: Im 19. Jahrhundert abgelöst von der Einbanddecke eines 1536 in Venedig gedruckten Kommentars des Eustratius zur Nikomachischen Ethik des Aristoteles aus dem Bestand der Königlichen Öffentlichen Bibliothek Dresden (wahrscheinlich das Exemplar mit der Signatur Lit.Graec.B.391).

Ausführliche Beschreibung: http://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31587809

›Salman und Morolf‹ (Fragment D)

Papier (12 Teile) • Elsass • um 1440–1460

Signatur: Mscr.Dresd.R.52.um,Nr.4

Die 12 Teile wurden vermutlich im 16. oder 17. Jahrhundert aus verschiedenen Blättern einer Handschrift geschnitten, deren Illustrationen nicht ausgeführt wurden. Von der in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts entstandenen strophischen Erzählung vom christlichen König Salman (Salomo) und seinem listigen Bruder Morolf, der dessen untreue Gattin Salme zweimal ihren heidnischen Entführern entreißt, schließlich aber durch einen Pulsschnitt tödlich betraft, sind nur vier vollständige Handschriften bekannt.

Provenienz: Vermutlich im 19. Jahrhundert aus einem Klebepappen-Einband mit grünem Lederbezug ausgelöst; 1904 zusammen mit weiteren Fragmenten von Handschriften und Drucken aus dem Besitz eines Chemikers namens Rudel von der Königlichen Öffentlichen Bibliothek in Dresden erworben; im Zweiten Weltkrieg ins Schloss Gauernitz (Landkreis Meißen) ausgelagert; 1945/46 von dort in die Sowjetunion abtransportiert; bei der Rückführung von Beständen der Preußischen Staatsbibliothek, die ebenfalls in Gauernitz ausgelagert waren, 1957/58 in die Deutsche Staatsbibliothek in Ostberlin gelangt; 1976 an die Sächsische Landesbibliothek restituiert.

Ausführliche Beschreibung: http://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31601622

Gebet (Fragment)

Pergament (1 Streifen) • Niederlande • 2. Drittel 15. Jahrhundert.

Signatur: Op.var.442

Häufig wurde das Pergament makulierter Handschriften in schmale Streifen geschnitten, um damit Papierfalze oder Buchrücken zu verstärken. Zur Rückenverstärkung des ausgestellten Bandes, der vier verschiedene Drucke aus dem Jahr 1609 enthält, wurde u. a. ein Streifen aus einem Gebetbuch in mittelniederländischer Sprache verwendet. Das Fragment wurde zufällig entdeckt, weil der Rücken des Bandes gebrochen ist.

Provenienz: Aus der 1826 übergebenen Privatbibliothek Friedrich Adolf Eberts, Oberbibliothekar der Königlichen Öffentlichen Bibliothek zu Dresden von 1826 bis 1834.

Ausführliche Beschreibung: http://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31603627

Deutsche Übersetzung des Breviers (Fragment)

Pergament • Schlesien • 2. Hälfte 14. oder Anfang 15. Jahrhundert.

Signatur: Theol.ev.asc.536,Einband

Liturgische Handschriften wurden in der Reformationszeit besonders häufig makuliert, da sie infolge der veränderten Liturgie nicht mehr gebraucht wurden. Das ausgestellte Fragment mit Texten zur vierten Adventswoche in schlesischer Schreibsprache dient als Einbandbezug einer Sammlung von 18 gedruckten Hochzeitspredigten und thematisch verwandten Schriften aus den Jahren 1550 und 1579–1590.

Provenienz: Aus einer vermutlich Ende des 16. Jahrhunderts makulierten Handschrift; wiederverwendet als Einbandbezug eines Sammelbandes aus dem Besitz des Lößnitzer Schulmeisters und Schneeberger Diakons Michael Zechendörfer (1544–1610); im 18. Jahrhundert im Besitz der Dittersdorfer Pastoren Johann Tobias Häniker (1685–1748) und Samuel Christlieb Fiedler (1746–1814); erstmals nachgewiesen in dem zwischen 1860 und 1927 geführten systematischen Standortkatalog der Königlichen Öffentlichen Bibliothek bzw. Sächsischen Landesbibliothek (mit Angabe der vormaligen Signatur Ascet.540.c).

Ausführliche Beschreibung: http://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31603904