Herrnhuter in der Literatur

Die Brüdergemeine ist nicht nur Gegenstand von eigenen Publikationen, polemischen und wissenschaftlichen Beiträgen, sondern hat sich auch vielfältig in der schöngeistigen Literatur niedergeschlagen. Die Kenntnis der Brüdergemeine bei den Autoren war sehr unterschiedlich, genauso die Relevanz des herrnhutischen Elements in den fraglichen Werken.

 

Johann Wolfgang von Goethe: Zum 21. Juni. Carlsbad 1808. »Nicht am Susquehannah, der durch Wüsten fließt, ...«. - In: Goethe‘s Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand. - Band 47. - Stuttgart und Tübingen:  Cotta, 1833.
BAJ 810/67-47

Das Gedicht zum Geburtstag von Silvie von Ziegesar entstand (1818!) als Parodie eines Gedichtes von Christian Gregor (1723-1801). Es wurde erstmals in dieser Ausgabe abgedruckt.

Christian Gregor: Meiner lieben Tochter, Christiana Elisabeth Gregorin, zu ihrem 11. Geburts-Tag, d. 13. Oktober 1771, aus Bethlehem nach Herrnhut. 
Abschrift, Ende 18. Jahrhundert.
R.21.A.55.9.b

Hierzu bemerkt Goethe 1829 gegenüber Varnhagen van Ense: »... das früher erwähnte Herrnhutische Gedicht, welches vielleicht für das Anmuthigste gehalten werden kann, was aus der Religions-Ansicht jenes merkwürdigen Mannes, dessen Geschichte Sie so viel Aufmerksamkeit gewidmet, hervorgehoben.« (Varnhagen hatte eine Biographie Zinzendorfs herausgegeben.)

James Fennimore Cooper: Der Letzte Mohikaner. -  Frankfurt am Main: Sauerländer, 1839. 
Mt 0035

Die Erzählungen der Lederstrumpf-Geschichten entstanden ab 1826 unter Benutzung von Berichten der Herrnhuter »Indianer-Missionare«. Dieses Exemplar stammt aus der Schulbibliothek Montmirail/Schweiz.

Hermann Anders Krüger: Gottfried Kämpfer : Ein herrnhutischer Bubenroman in zwei Büchern. 43. bis 62. Tausend. - Braunschweig, etc.: Westermann, o.J. NB VIII.R.3.16

 

1904 erschien die erste Ausgabe des autobio-graphischen Schüler-Romans aus Niesky in Hamburg bei Alfred Jansen. Der Roman beschreibt wirklichkeitsnah, aber doch in dichterischer Freiheit die Erziehung in einem Herrnhuter Internat am Ende des 19. Jahrhunderts. Ein kleiner Nachlass des Schriftstellers befindet sich im Unitätsarchiv.

Ermino Zandollo: Hermann Anders Krüger. Fotographie, Genua um 1895. 
FS-Personen, Krüger, H. A.

Spoerl, Heinrich: Die Feuerzangenbowle. - 1.-20. Tausend. -  Düsseldorf: Mittag-Bücherei, 1933. 
2010/1

»Pfeiffer mit drei eff«, in der Realität der Schriftsteller und Kabarettist Hans Reimann (1889-1969), der die Manuskriptfassung des Werkes schrieb, besuchte eine Zeitlang das im Brüderhaus untergebrachte, aber seit 1914 städtische Realgymnasium in Neusalz (heute: Nova Sol, Polen; im Roman Odernitz). In einer Episode (S. 155ff.) ziehen die »höheren Töchter« aus dem Lyceum der Brüdergemeine unter Leitung ihrer Leiterin in den Physikunterricht der Primaner ein. Der Roman war auch in Herrnhuter Büchereien auszuleihen.

Curt Stobbe: Neusalz (Oder), Betsaal und Schwesternhaus der Brüdergemeine. - Trinks-Postkarte, ca. 1925. 
FS-BG 8a

Im Schwesternhaus war das Lyceum und Mädchen-pensionat der Brüdergemeine untergebracht.

Ruth Schiel: Hochzeit in Tibet. Berlin: Evangelische Verlagsanstalt, 1986. 
R 5103/2.c

Der Roman basiert auf realem biographischem Hintergrund des Missionarsehepaares Maria und Wilhelm Heyde. Der aufgeschlagene Text handelt von der ersten Begegnung der beiden sich noch unbekannten Brautleute bei der Überquerung einer Hängebrücke. Die 1961 in erster Auflage in Tübingen erschienene Auflage konnte nur unter Schwierigkeiten in die DDR geliefert werden. Auch die (Ost-) Berliner Ausgabe war kontingentiert.

Weidenbrücke in Lahoul/Himalaya, undat.
LBS-Klischee 1440

Das Klischee wurde 1921 von Gerhard Heyde für die seinen Eltern Wilhelm und Maria gewidmete Schrift, »50 Jahre unter Tibetern« benutzt.