Im Bann der »babylonischen« Sprachenvielfalt

Ernst August Hersen (Herausgeber/Übersetzer): Ton Loss teje Newesty Jesußoweje we Njekotrych Ewangelskich Sserskich Stuezkach. -  Budissin: Scholz, 1750. NB IV.R.1.106

Das sorbische Brüdergesangbuch »Das Los der Braut Jesu in einigen evangelischen wendischen Versen« stellte Hersen (1714-1750) für die erweckten Wenden auf dem Schlosse des Grafen Friedrich Caspar von Gersdorf zu Teichnitz und in dessen Nachbarschaft zusammen. Ab 1751 entstand (nach Niesky, 1742) in Kleinwelka die dritte Brüdergemeine in der Oberlausitz. Sie war Ausgangspunkt für die sogenannte Diasporaarbeit unter den Sorben.

KINGURLEET INNUB NIARNÆT UDLOE … = Die lezten MENSCH-SOHNS-TAGE d. i. UNSERS SCHÖPFERS UND HEILANDES  JESU CHRISTI. - Utrecht: Muntendam, 1759. 
NB VII.R.3.123.b

Diese von Zinzendorf harmonisierte Passionsgeschichte, übersetzt von Johann Beck (1706-1770) in Inuktetuk, ist nach zwei schon 1747 und 1754 gedruckten kleinen Liedersammlungen Becks, wahrscheinlich das dritte für die Mission der Brüdergemeine gedruckte Buch. Die meisten der namentlich Genannten waren Inuit. Einband von Brokatpapier.

PSALM-BOEK : VOOR DIE NEGER-GEMEENTEN NA S. THOMAS, S. CROIX EN S. JEAN. - Barby, 1774. 
NB VII.R.3.5.b

1774 erschien die zweite Ausgabe eines kreol-sprachlichen »Gesangbuches für die Negergemeinden in St. Thomas, St. Croix und St. John« im damals dänischen West-Indien. Die Lieder wurden aus dem deutschen »Kleinen Brüder-Gesangbuch« übersetzt. An zwei Stellen erscheint unvermittelt im Text Rotdruck, nämlich bei der Übersetzung zweier zentraler liturgischer Texte aus der Abendmahlsliturgie.

Friedrich Wilhelm Hocker (Übersetzer): Die Augsburgische Confession <arabisch>. 
Kairo: Manuskript, 1776. 
1 in NB VII.R.3.304

Der Arzt Fr. W. Hocker (1713-1780) diente als Missionar 1752-1782 mit Unterbrechungen in Ägypten und übersetzte zahlreiche religiöse Schriften ins Arabische, darunter auch die Augsburger Konfession nach der 1775 von der Brüdergemeine veranstalteten Ausgabe.

David Zeisberger: Essay of a Delaware-Indian and English Spelling-Book, for the Use of the Schools of the Christian Indians on Muskingum River. - Philadelphia: Miller, 1776. 
NB VII.R.3.81

Wilhelm von Humboldt erbat sich von der Brüdergemeine Literatur in indianischen Sprachen. 1828 erhielt er eine Dublette des von Zeisberger bearbeiteten Delaware-Gesangbuchs (1803). Ob Humboldt auch dieses Schulbuch (Fibel und Wörterbuch in einem) bekam? Aufgeschlagen ist das Hauptgebet der Christenheit, das Vater unser, und der Anfang der Juden und Christen gemeinsamen Zehn Gebote (bei dem Drucker handelt es sich um der früheren Brüdergemein-Drucker J. H. Müller aus Marienborn).

Biblia, Teilausgabe, Evangelium nach Markus <malabarisch>?, o.O., o.J. 
ES 438

Der Palmblattcodex, bestehend aus zehn beidseitig beschrifteten, zusammengehefteten Palmblättern enthält vermutlich einen Text aus dem Markus-Evangelium in malabarischer Sprache und stammt von der Koromandel-Küste im Südosten Indiens.

Chapter 4, verses 1-11 of the Gospel according to Matthew in Alaska Eskimo Hieroglyphics. [<Bilderschrift>]. - Watertown, Wisconsin: Schoechert, 1902. 
NB: VII.R.3.150.i

Als die Herrnhuter nach Alaska kamen, verwendeten die Jupik bereits eine Bilderschrift. Diese Schrift nutzten sie auch zur Aufzeichnung der mit den Missionaren übersetzten Bibelstellen. Sie war jedoch nicht standardisiert, so dass die Lektüre durch andere meist unmöglich war. Zwischen 1901 und 1905 entwickelte Neck, der schon bei den Normierungsversuchen mitgewirkt hatte, selbständig eine eigene Alphabetschrift. Sie setzte sich jedoch nicht dauerhaft durch, weil die Jugend in den Schulen die lateinische Schrift erlernte.

Traugott Bachmann (Übersetzer): Inongwa izya mwa Tesitamenti mukali Shiniha. [Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament <Nyika>]. -  Herrnhut: Missionsanstalt der Evangelischen Brüderunität, 1913. 
NB VII.R.3.341

Die Geschichten wurden für die ersten Christen um Mbozi/Deutsch-Ostafrika (heute: Tanzania) illustriert mit Abbildungen nach den romantischen Bibelillustrationen Schnorr von Carolsfelds aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, hier das »Salomonische Urteil«.

Christian Georg Andreas Oldendorp (1721-1787) reiste im Auftrag der Kirchenleitung 1767/68 in das karibische Missionsgebiet der Brüdergemeine, um Material für ein Missionsgeschichte zu sammeln. In seinen Studien beschränkte er sich jedoch nicht nur auf Religiöses, sondern dokumentierte die Flora, Fauna und Ethnographie in Wort und Bild. Seine Arbeit wurde erheblich gekürzt publiziert. Erst vor wenigen Jahren konnt der umfangreiche Text komplett ediert werden.