Pressemitteilung

Von Diebstahl bis Totschlag: Original des bedeutendsten mittelalterlichen Rechtsbuches aktuell in der SLUB zu sehen

Die Dresdner Bilderhandschrift des Sachsenspiegels, des ältesten und bedeutendsten Rechtsbuches des deutschen Mittelalters, ist noch bis 9. Januar 2017 im Original in der Schatzkammer des Buchmuseums in der Zentralbibliothek, Zellescher Weg 18, zu sehen. Der Eintritt ist frei.

 

Der Dresdner Sachsenspiegel dokumentiert Alltag und Rechtsleben im Hochmittelalter. Eike von Repgow zeichnete zwischen 1220 und 1235, zu einer Zeit, als es im deutschen Raum noch keine einheitliche staatliche Gesetzgebung gab, das im östlichen Harzvorland mündlich tradierte Gewohnheitsrecht zunächst in lateinischer Sprache auf und übertrug es dann ins Deutsche. Insgesamt haben sich im deutschen Raum nur vier Bilderhandschriften aus dem 14. Jahrhundert erhalten, die heute in Heidelberg, Oldenburg, Dresden und Wolfenbüttel aufbewahrt werden. Die Dresdner Bilderhandschrift ist die vollständigste und künstlerisch qualitätvollste. Mit 924 Bildstreifen auf 92 Blättern  enthält sie die meisten und künstlerisch wertvollsten Bildszenen. Bereits zu Zeiten des Kurfürsten August (1553 bis 1586) befand sich die Bilderhandschrift in der Dresdner Bibliothek.

 

Etwa 470 nachgewiesene Handschriften in verschiedenen Fassungen (seit Ende 13. Jh.), zahlreiche Druckausgaben (seit 1474), Bearbeitungen, Glossierungen und Übersetzungen zeugen von der großen Verbreitung des Sachsenspiegels (vom Niederrhein bis hin zum Baltikum und zur Ukraine) und von seiner nachhaltigen Wirkung als Vorbild für weitere mittelalterliche Rechtsbücher bis hin zum heutigen Bürgerlichen Gesetzbuch.

 

Bei der Zerstörung des Bibliotheksgebäudes 1945 erlitt die Bilderhandschrift einen schweren Wasserschaden und wurde 1989 bis 1999 in Wolfenbüttel restauriert. Aus konservatorischen Gründen wird das Original der Dresdner Sachsenspiegel-Handschrift der SLUB nur sechs Wochen im Jahr gezeigt.

 

Seit 2008 ist der Sachsenspiegel auch rund um die Uhr in den Digitalen Sammlungen der SLUB zugänglich. Aktuell können BesucherInnen die digitale Version der Bilderhandschrift zudem im Foyer der SLUB in 3D betrachten und durchblättern. Die SLUB testet dort ein neues Präsentationssystem, das durch Gesten und einfache Handbewegungen gesteuert werden kann.

 

Öffnungszeiten Buchmuseum: Montag bis Sonntag 10 – 18 Uhr.

 

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