Provenienz

Auf der ersten Seite der Handschrift wird unterhalb des Titels "Kitāb-ı Dedem Ḳorḳud ʿalā lisān-ı ṭāʾife-i Oġuzān" ein Eigentümer ("ṣāhibu’l-kitāb") namens ʿAbdurrahīm b. Ferruḥ Kedḫudā genannt, über den nichts Näheres bekannt ist.
Wer zu welcher Zeit und an welchem Ort den Namen des Özdemiroğlu Osman Pascha, Großwesir und Feldherr unter Sultan Murad III. (reg. 1574-1595), und sein Todesjahr 993 d. H. [= 1585 u. Z.] in der rechten oberen Ecke der Seite notierte, ist ebenfalls unbekannt. Osman Pascha starb kurz nach der Einnahme der Residenz- und Handelsmetropole Täbris / Tabriz (Iran, Provinz Ost-Aserbaidschan) an der Seidenstraße, wo auch europäische Kaufleute und Diplomaten verkehrten.

Unbekannt ist bis heute auch, wann und wie die Handschrift nach Dresden gelangt ist. Sie wurde zum ersten Mal in einem handschriftlichen Katalog der orientalischen Handschriften der Kurfürstlichen Bibliothek zu Dresden (ca. 1754) als "Vita ac gesta Dedem Corcut idiomate Oghuzano" (="Leben und Taten des Dede Korkut in oghusischer Sprache") verzeichnet. Sie wurde im 5. Schrank als Nr. 86 von insgesamt 278 orientalischen Manuskripten aufbewahrt.

Die mit roter Tinte auf dem ersten Blatt eingetragene Signatur "Msc. Or. 198" stammt wohl aus früherer Zeit (auch viele andere orientalische Handschriften der SLUB enthalten solche Signaturen).

Verschiedene Wege der Handschrift sind denkbar. Wurde sie bei den Auseinandersetzungen mit den Türken vor Wien 1683 oder Buda 1684/1686 erbeutet? Wurde sie der Bibliothek zum Kauf angeboten? Wurde sie aus einem Nachlass eines privaten Sammlers angekauft? Wurde sie als Geschenk überreicht?
Mehrere Vorbesitzer orientalischer Handschriften in der SLUB sind namentlich bekannt, von denen hier nur die wichtigsten genannt seien:
1722 wurden mit der Büchersammlung des 1718 verstorbenen Herzogs Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz auch einige orientalische Handschriften erworben (im Katalog seiner Bibliothek lässt sich allerdings kein Eintrag auf die Dede Korkut-Handschrift beziehen).
Aus dem Besitz von Adam Derengowski (auch: Dorengowski), königlich-polnischer Vizegeneralstaatsanwalt, 1712 Sekretär des polnisch-türkischen Gesandten Stanislaw Chomentowski, kamen nach dessen Tod 1726 einige türkische Handschriften in die Bibliothek.
Zwischen 1728 und 1732 verkaufte der Leipziger Buchhändler Moritz Georg Weidmann (1686-1743) der Kurfürstlichen Bibliothek etliche Handschriften, von denen einige aus Wien kamen.
1753 wurden aus dem Nachlass des Orientalisten Siegmund Gottlob Seebisch, der von 1708 bis 1746 als Bibliothekar an der Kurfürstlichen Bibliothek zu Dresden wirkte, zahlreiche orientalische Handschriften angekauft. Darunter befanden sich auch Handschriften aus dem Besitz der bedeutenden Orientalisten Jacobus Golius und Andreas Acoluthus.
Im selben Jahr verkaufte der aus Neapel stammende polnisch-sächsische Dragoman Francesco Crescenzo Giuliani, der, protegiert von Heinrich von Brühl, von 1736 bis zu seinem Tod 1764 zwischen Dresden, Warschau und Istanbul verkehrte, einige Handschriften an die Bibliothek.