Reiseland Italien im 17. und 18. Jahrhundert
Als eines der kulturellen und historischen Schwergewichte Europas war und ist Italien ein besonderer Anziehungspunkt für Reisende. Galt es, Netzwerke zu knüpfen, sich geistig anregen zu lassen oder einfach nur die Lebensweise zu genießen – in „Bella Italia“ konnte man diesen Bedürfnissen nachgehen und so blieb das Land oft ein Sehnsuchtsort, der, soweit es die Möglichkeiten zuließen, nicht nur einmal besucht wurde.
Prinz Johann Georg in Florenz
Diarium so bey Sr. Chur-Printzl. Durchl. zu Sachsen, Herzog Johann George des Vierdten, nacher Franckreich, Engelland, Holland, Hollstein und denen durchs Reich gethanen Reisen, gehalten worden.
Kanzleihandschrift, 1686.
SLUB: Mscr.Dresd.R.53.l
Foto: SLUB/Deutsche Fotothek
Die obligatorische Kavalierstour führte den nachmaligen sächsischen Kurfürsten Johann Georg IV. (1668–1694) auch nach Florenz, wo er am 3. April 1686 die Kirche San Lorenzo besuchte und dort die Neue Sakristei mit den Medici-Grabmälern von Michelangelo Buonarroti besichtigte.
Beschreibung des Kapitols in Rom für den Kurprinzen Friedrich Christian
Descrizione del campidoglio di Roma.
Rom, vermutlich 1739.
SLUB: Mscr.Dresd.P.171
Foto: SLUB
Auf seiner Kavalierstour durch Italien 1738 bis 1740 verweilte der Kurprinz und spätere Kurfürst Friedrich Christian (1722–1763) fast ein ganzes Jahr in Rom. Beim Besuch des Kapitols am 12. Dezember 1738 wurde ihm ein handschriftlicher Museumsführer des Antiquars und Kustos Pietro Forier überreicht. Das Titelblatt, das der aus Lothringen stammende Maler, Bildhauer und Radierer Girolamo Odam (1681–1741; Pseudonym: Dorindus Nonacrinus) zeichnete, zeigt eine römische Münze mit dem Bild der siegreichen Roma über einem Rundaltar, der von besiegten Barbaren flankiert wird und die lateinische Inschrift „CVI PAR EST NIHIL“ („[Roma,] der nichts ebenbürtig ist“) nach einem Epigramm des römischen Dichters Martial trägt.
Venedig
Vincenzo Coronelli: Veduta di Venezia
Radierung.
Venedig, nach 1697.
SLUB: B1315
Foto: SLUB/Deutsche Fotothek
Die prächtige Lagunenstadt, die Ende des 17. Jahrhunderts zu den größten Städten Europas gehörte, beeindruckte den sächsischen Kurfürsten Friedrich August I. (1670–1733, ab 1697 zugleich König von Polen und Litauen) sehr. Dementsprechend groß prangen seine Herrschaftswappen über dem Panorama.
Prinz Friedrich August in Venedig
Diarium So bey Friedrichs Augusti gethanen Reyse [in Frankreich, Spanien und Italien] vom 19. May 1687. biss zu den 28. Mart. 1689 gehalten worden.
Kanzleihandschrift, 17. Jahrhundert.
SLUB: Mscr.Dresd.K.32
Foto: SLUB/Deutsche Fotothek
Auf der sogenannten Grand Tour, die sowohl der Einführung in die europäischen Höfe als auch der kulturellen und sprachlichen Bildung diente, besuchte Friedrich August selbstverständlich Venedig. Das Tagebuch hält am 12. Januar 1689 fest, dass der inkognito als Graf von Meißen Reisende eine Oper im „S. Angelo“ gesehen hat. Dabei handelt es sich um das Teatro San Angelo, das sich am Canale Grande nahe der Rialto-Brücke befand. Das Theater- und Opernhaus wurde 1677 eröffnet und bestand bis 1807.