Corvine

Roberto Valturio: De re militari
Illuminierte Handschrift auf Pergament.
Neapel, um 1480.
SLUB: Mscr.Dresd.R.28.m
Foto: SLUB

Der ungarische König Matthias Corvinus (reg. 1458–1490) besaß eine der größten und bedeutendsten Büchersammlungen der Renaissance, die nach seinem Tod zerstreut wurde. Im Jahr 2005 hat die UNESCO die noch weltweit 216 erhaltenen Bände („Corvinen“) in 52 öffentlichen und privaten Sammlungen zum Weltdokumentenerbe erklärt. Darunter sind auch zwei Pergamentcodices in der SLUB, von denen der eine Ciceros „Epistulae ad familiares“, der andere das kriegstechnische Kompendium „De re militari“ enthält, das der Ingenieur Roberto Valturio (1405–1475) für den Söldnerführer und Herrn von Rimini, Sigismondo Pandolfo Malatesta (1417–1468) verfasste. Letztere Handschrift unterzeichnete der 1471 bis 1503 am königlichen Hof in Neapel angestellte Schreiber und Bibliothekar Giovan Marco Cinico da Parma. Die prächtige Ausstattung mit Initialen, Bordüren und 90 Illustrationen diverser Kriegsmaschinen und Waffen in Deckfarben und Gold besorgte wahrscheinlich der zwischen 1467 und 1493 in Neapel tätige Buchmaler Matteo Felice. Dem Text und den Illustrationen liegt die 1472 in Verona gedruckte Erstausgabe des Werkes zugrunde. Den Codex brachte der sächsische Kurprinz Friedrich Christian (1722–1763) von seiner Grand Tour 1740 aus Italien mit nach Dresden.

Leider wurden beide Corvinen der SLUB 1945 durch Wasser und anschließenden Schimmelpilzbefall sehr schwer beschädigt. In der Restaurierungswerkstatt der SLUB begann die Konservierung und Restaurierung der Valturius-Handschrift 1993 bis 1997, die Wiederaufnahme und Fertigstellung der Restaurierung erfolgte 2006 bis 2017 nach neuesten kunsttechnologischen und materialwissenschaftlichen Methoden. Indem man sich den starken Klimareflex des hygroskopischen Pergaments zunutze machte, wurden die deformierten 116 Doppelblätter in einer Klimakammer bei 20 °C und 95 % relativer Feuchtigkeit konditioniert, um diese anschließend weiterbearbeiten zu können. Dazu zählten das Ablösen und Zuordnen von Fragmenten, die Festigung der Farbmittel, das Ergänzen der Fehlstellen mit einer Pergamentsuspension und das mehrmonatige kontrollierte Glätten und Trocknen.