„Blühe, deutsches Florenz, mit Deinen Schätzen der Kunstwelt! Stille gesichert sei Dresden-Olympia uns!“

Als Johann Gottfried von Herder (1744–1803) diese, vor allem den Kunstsammlungen in Dresden gewidmeten Verse dichtete, ahnte er nicht, dass sie wesentlich zur Ausprägung des Begriffs „Elbflorenz“ für die „florierende“ sächsische Residenzstadt beitragen würden. Auch wenn die Italophilie die Residenz schon sehr viel länger prägte und sich keineswegs nur in den musealen Sammlungen niederschlug, bürgerte sich der bis heute geläufige Beiname erst seit dem 19. Jahrhundert ein. Aus eigener Anschauung kannte Herder Florenz und Italien von seiner Italienreise, die ihn 1788 bis 1789 zu den Kunstschätzen des Landes geführt hatte.

Johann Gottfried von Herder

Stich von Moritz Steinla nach einem Gemälde von Friedrich Rehbard.
In: Deutscher Ehren-Tempel, hrsg. von Wilhelm Hennings. Bd. 1. Gotha: Hennings, 1821.
SLUB: Hist.Germ.biogr.258-1/3.1821/22
Foto: SLUB/Deutsche Fotothek



„In Dresden, wo Liebe und Freundschaft besonders geschäftig waren, ihm den Aufenthalt zu versüssen, verlebte er noch seltene herrliche Stunden; beim Aufenthalt auf der hiesigen Bibliothek entströmten seinem Herzen Gefühle des Paradieses. Der Bibliothekar Dassdorf sprach an der Feyer des letzten Geburtstages Herders in einem Gedichte die Wünsche aller Verehrer des edlen Mannes aus.“

Herder über die Dresdner Kunstsammlungen

Johann Gottfried von Herder: Sämmtliche Werke. Zur Philosophie und Geschichte. Theil 9, Adrastea, Begebenheiten und Charaktere des 18. Jahrhunderts, hrsg. durch Johann von Müller. Stuttgart, Tübingen: Cotta, 1809.
SLUB: Miscell.359-9
Foto: SLUB/Deutsche Fotothek

In seiner Zeitschrift „Adrastea“ beschreibt Herder 1802 die Kunstsammlungen in Dresden: „Vor Allem aber sind die Kunst- und Alterthumssammlungen, die er [d. i. Friedrich August I. von Sachsen] mit ansehnlichen Kosten stiftete, Tropheen seiner Regierung. Was ein Friedrich August im Anfange des Jahrhunderts anfing, hat ein anderer Friedrich August [III. von Sachsen] am Ende desselben vollendet. Durch sie ist Dresden in Ansehung der Kunstschätze ein Deutsches Florenz geworden.“
 

Herders Besuch in der Kurfürstlichen Öffentlichen Bibliothek

Nomina Illustrium Qui Bibliothecam Regio-Electoralem Dresdensem inviserunt.
[Dresden], [1753–1813].
SLUB: Bibl.Arch.I.A,Vol.19.d
Foto: SLUB

Am 20. August 1803 trug sich Johann Gottfried von Herder, bezeichnet als „Herz[oglich] Sächß[isch] Weim[arischer] Gener[al] Superintendent, auch Consist[orial] Praesident“, in das Besucherbuch der Kurfürstlichen Bibliothek ein, die seit 1786 im Japanischen Palais untergebracht war. In Dresden arbeitete er am fünften und sechsten Teil der „Adrastea“.