Entstehung

Die mittelamerikanische Hochkultur der Maya entwickelte sich seit dem 3. Jahrtausend vor Christus auf dem heutigen Gebiet von Belize, dem nördlichen Honduras, El Salvador, Guatemala und dem südlichen Mexiko. Die Maya waren hauptsächlich Bauern, die Mais, Bohnen und Kürbisse anbauten. Im 1. Jahrtausend v. Chr. entstanden die ersten Städte, in denen Adelsgeschlechter und Könige herrschten. Tempel und Paläste wurden gebaut, Handel getrieben und Krieg geführt.

Ihre größte Blüte erlebte die Maya-Zivilisation in der Klassischen Periode zwischen 250 und 900 n. Chr. , die geprägt war von prunkvoller Hofhaltung der gottgleich verehrten Herrscher der rivalisierenden Stadtstaaten wie Tikal, Calakmul und Cobán, Kunst und Handwerk auf hohem Niveau, exakter Aufzeichnung historischer Daten und beachtlichen Leistungen auf den Gebieten Mathematik, Kalenderwesen und Astronomie.

Im 10. Jahrhundert kam es aus ungeklärten Gründen zu einem Verfall der Zivilisation in den südlichen Siedlungsgebieten. Lediglich in den Zentren im Norden der Halbinsel Yucatán wie etwa Chichén Itzá und Mayapán lebte die klassische Maya-Kultur unter fremden Einflüssen weiter. Diese postklassische Periode endete 1521 mit der Kolonisation durch die Spanier. 

Die frühesten bekannten Zeugnisse der Maya-Schrift werden in das 3. Jahrhundert vor Christus datiert. Mehr als 8.000 Schriftdenkmäler sind bekannt, überwiegend steinerne Stelen und Architekturteile sowie Keramikgefäße. Von den Codices, auf Rindenbastpapier geschriebenen Faltbüchern, die zumeist in den Tempeln benutzt und aufbewahrt wurden, sind nach der Zerstörung der Maya-Kultur durch spanische Konquistadoren und Missionare bis heute nur vier (in Dresden, Madrid, Mexiko-Stadt und Paris) erhalten geblieben.

Der "Codex Dresdensis" (heutige Signatur: Mscr.Dresd.R.310) ist aufgrund der Spache, des Stils der Hieroglyphen und Bilder, der dargestellten Gottheiten und Gefäßformen wohl im Norden oder Nordosten von Yucatán in der späteren Postklassik der Maya-Kultur (ca. 1300-1521) entstanden, wahrscheinlich nach einer Vorlage aus der Klassischen Periode.

Die Codices wurden in religiösen Zentren hergestellt, wo sie von Kalenderpriestern für Weissagungen und zur vorschriftsmäßigen Ausübung von Ritualen konsultiert wurden. 

Häufiger Gebrauch machte es erforderlich, die Codices immer wieder abzuschreiben und sukzessive zu ergänzen. Im Codex Dresdensis lassen sich 6 Schreiberhände unterscheiden.