Festmusik

Die glänzendste Epoche des sächsischen Hof- und Kunstlebens fällt in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts, in die Spätzeit Friedrich August I. (August II. von Polen) und die ersten beiden Dezennien der Regierung seines Sohnes, Friedrich August II. (1696–1763). Bei der Entfaltung der höfischen Pracht spielten die Kapellmeister und Musiker der Kurfürstlich-Sächsischen und Königlich-Polnischen Kapelle eine wesentliche Rolle. Sie gestalteten die großen Hofkonzerte und Kammermusiken, bildeten das Fundament für die Oper und hatten einen wesentlichen Anteil an der Kirchenmusik.

Der Mohrenn Auffzug

Tabulatur Buch auff dem Instrument für Christianus Hertzogk zu Sachsen: 3. Der Mohrenn Auffzug.
Abschrift, Papier. – Dresden, 16. Jahrhundert.
Signatur: Mscr.Dresd.J.307

Digitalisat in der Deutschen Fotothek.

Eigenes Musizieren und Komponieren spielten bei den Wettinern eine bedeutende Rolle. Die passionierten Musikliebhaber führten ihre für den Hausgebrauch vorgesehenen Werke meist bei Festlichkeiten im Familienkreis im Verein mit Hofkapellmusikern auf, denen auch ihre musikalische Ausbildung oblag. Erhalten blieb das Notenbüchlein des Kurfürsten Christian II., das Zeugnis vom Lautenspiel des jungen Prinzen ablegt. Ein ähnlicher Band, Eigentum seines Bruders Johann Georg I., kehrte von den Auslagerungen des Zweiten Weltkrieges nicht zurück.

Presto aus der Sonata 38 in C für Laute

Silvius Leopold Weiss: Presto aus der Sonata 38 in C für Laute.
Originalmusikmanuskript. – 1730 bis 1765.
Signatur: Mus.2841-V-1,2

Digitalisat in den Digitalen Sammlungen.

Silvius Leopold Weiss (1687–1750), der in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu den berühmtesten Lautenvirtuosen Europas zählte, wurde am 23. August 1718 zum Kurfürstlich-Sächsischen und Königlich-Polnischen Kammermusikus berufen. Zeitgenossen rühmten seine Fertigkeiten im Improvisieren und die „unerhörte Delicatesse und Cantable Anmuth“ seines Vortrags. Auch als Komponist für sein Instrument war Weiss beliebt. Er hinterließ über 600 solistische Werke, darunter Präludien, Fugen, Suiten und Fantasien sowie zahlreiche Kompositionen für Laute mit verschiedenen Ensemblebesetzungen.

Sonata à Solo

Antonio Vivaldi: Sonata à Solo fatto p[er] Ma[estr]: Pisendel Del Viualdi.
Partitur, Autograph. – 1716/1717.
Signatur: Mus.2389-R-10,2

Digitalisat in in den Digitalen Sammlungen.

Johann Georg Pisendel (1687/88–1755), seit 1711 erster Violinist in der Dresdner Hofkapelle, reiste 1716/17 im Gefolge des Kurprinzen Friedrich August nach Italien. In Venedig nahm er Geigenunterricht bei Antonio Vivaldi (1678–1741), der ihm mehrere Kompositionen, unter anderem die zehn „Suonate a Solo“, widmete. Nach seiner Rückkehr führte Pisendel zahlreiche Werke des venezianischen Meisters in Dresden auf und begründete dort die größte außer-italienische Vivaldi-Sammlung.

La Cleonice

Giovanni Alberto Ristori: La Cleonice.
Partitur, Autograph. – 1718.
Signatur: Mus.2455-F-10

Digitalisat in den Digitalen Sammlungen.

Ristori (1692–1753) kam 1715 mit den „Comici italiani“, einer Gesellschaft von Schauspielern und Sängern, an den Dresdner Hof. 1717 wurde er hier als „Compositeur de la musique italienne“ angestellt und wenig später zum Leiter der Königlich-Polnischen Kapelle berufen. Seine Oper „La Cleonice“ wurde am 15. August 1718 anlässlich einer festlichen Jagd, zu der August der Starke bedeutende Fürsten geladen hatte, im Theatersaal des Moritzburger Schlosses uraufgeführt. Sie erklang nach dem großen Wasserjagen während der festlichen Tafel, welche in Form eines Gartens gestaltet war.

 

Ascanio

Antonio Lotti: Ascanio Overo Gli odi Delusi dal Sangue.
Partitur, Abschrift. – Dresden, März 1718 bis September 1719.
Signatur: Mus.2159-F-5

Digitalisat in den Digitalen Sammlungen.

Die Blüte der italienischen Oper in Dresden ist eng mit dem späteren Kurfürsten Friedrich August II. verbunden. Während seines Venedig-Aufenthalts 1716/17 berief dieser Antonio Lotti (1667–1740) an den sächsischen Hof und verpflichtete ihn zur Komposition von Bühnenwerken. Die Oper „Ascanio“ erklang erstmals während des Karnevals am 10. März 1718 im Redoutensaal des Dresdner Schlosses. Die gezeigte Abschrift enthält drei Intermezzi von Francesco Gasparini und Giovanni Bononcini – komische Szenen, die zwischen den Akten der Oper gesungen wurden, mit ihr aber nicht in Verbindung standen.