Zentraler Hosting-Service für eRessourcen

Beschreibung
Digitale Objekte stehen bei Bibliothekaren sowie Benutzern inzwischen im Zentrum der Aufmerksamkeit. Sie umfassen Retrodigitalisate der Bibliotheksbestände, Open-Access-Dokumente, aber auch eRessourcen d.h. erworbene eBooks, eJournals oder in Software gekapselte Datenbestände. 2018 verfügte die SLUB über einen Bestand von über 2 Millionen digitalen und knapp 6 Millionen analogen Objekten. Die Zahl der Downloads elektronischer Volltexte (8.3 Mio.) und der Nutzung der Digitalen Sammlungen (3.3 Mio. Aufrufe) ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen: Volltextzugriffe seit 2009 um 200%, die Nutzung der Digitalen Sammlungen seit 2012 um knapp 60%. Somit übersteigen diese die Entleihungen der physischen Bestände (1.3 Mio.), die seit 2009 um 45% zurückgegangen sind, bereits bei weitem. Digitale Objekte erlauben völlig neue Nutzungsszenarien und Services (wie beispielsweise Patron Driven Acquisition), stellen die Bibliotheken aber zugleich vor große Herausforderungen.
Viele dieser Daten unterliegen dem Urheberrecht. Ein Teil steht unter einer freien Lizenz, ist also frei zugänglich (“Open Access”), kann aber trotzdem nutzungsbeschränkt sein z.B. bzgl. der Namensnennung (CC BY) oder der kommerziellen Nutzung (CC BY-NC). Zugriffs- und Nutzungsrechte für den anderen Teil werden von Verlagen oder Aggregatoren vertrieben. Diese sind vielfältig bzgl. der zeitlichen und räumlichen Zugriffs- und Nutzungsmöglichkeiten.  Weitere zu beachtende Rechte sind das Leistungsschutzrecht z.B. für Film oder Foto, das Persönlichkeitsrecht sowie der Jugend- und Datenschutz. Rechteinformationen setzen sich somit aus Zugriffsinformationen (z.B. Beschränkungen auf Nutzergruppen), Nutzungsinformationen (z.B. keine kommerzielle Nutzung gestattet) und Gründen für Zugriffs- und Nutzungsbeschränkungen (z.B. Urheber- oder Persönlichkeitsrecht) zusammen. Diese Rechteinformationen müssen für alle digitalen Objekte einer Bibliothek, die diese selbst speichert und verwaltet, standardisiert vorliegen, um sie für Anwendungen z.B. die Anzeige oder die digitale Langzeitarchivierung auswertbar zu machen.
Neben der Verwaltung dieser Vielfalt an Rechteinformationen müssen Bibliotheken für eRessourcen, die sie selbst hosten, die Durchsetzung dieser Rechte und die adäquate Bereitstellung gewährleisten. Marktführende Verlage betreiben ein eigenes Repository und übernehmen damit auch die Durchsetzung der vertraglich vereinbarten Zugriffs- und Nutzungsrechte. Andere Firmen und Verlage, wie die Firma Granta Design Ltd., die Materialdaten anbietet, setzen ein geeignetes Hosting durch die Bibliothek voraus. Deren eRessourcen liegen in verschiedensten Formaten vor, vom standardisierten, weit verbreiteten PDF bis hin zu proprietären Softwareumgebungen.
Der von der SLUB im EFRE-Projekt “Databases on Demand (DBoD)“ (2008-2010) für die Bereitstellung von lizenzierten Datenbanken entwickelte und seither betriebene Dienst DBoD bietet für das Hosting und die Bereitstellung von eRessourcen eine funktionierende, von 18 sächsischen und weiteren 8 deutschlandweiten Einrichtungen genutzte, aber technologisch veraltete und monolithische Lösung. Für viele Datenformate ist heute eine komfortable webbasierte Bereitstellung realisierbar. DBoD kann nur mit bestimmten, zum Zeitpunkt seiner Entwicklung verbreiteten Lizenzmustern umgehen und die damit verbundenen Zugriffsbeschränkungen durchsetzen. Die Anwendung des DBoD-Zugriffsmanagements auf weitere digitale Dokumente (z.B. embargobehaftete Green Open Access Veröffentlichungen) und andersartige Lizenzen (z.B. regional beschränkte) ist aufgrund der DBoD-Softwarearchitektur nicht möglich. Grundlegend fehlt aber auch eine standardisierte Metadatenbeschreibung der Rechte, die ein flexibles Zugriffsmanagement überhaupt erst ermöglicht.
Ziel des hier beschriebenen Projektes ist es, aufbauend auf den Erkenntnissen aus dem achtjährigen, erfolgreichen Betrieb des DBoD-Dienstes das Konzept für einen Hosting-Service für eRessourcen zu entwickeln und mit modernen Technologien nach dem Microservice-Konzept umzusetzen. Die Microservice-Architektur gestattet die Zerlegung in funktionale Komponenten z.B. für das Zugriffsmanagement oder die Bereitstellung und deren Nachnutzung in anderen Systemen, Prozessen oder Einrichtungen. Die Voraussetzung für den flexiblen Einsatz des Zugriffs- und Nutzungsmanagements ist das Vorhandensein einer umfassenden, standardisierten Metadatenbeschreibung für Rechteinformationen, die ebenfalls in diesem Projekt entwickelt werden soll. Ein weiteres Ziel ist es, die bisher getrennten IT-Infrastrukturen des Dienstes DBOD und anderer Dienste für digitale Objekte zusammenzuführen und so eine nachhaltigere Lösung zu erreichen, die effizienter gepflegt und entwickelt werden kann. Des Weiteren können die damit verbundenen Arbeitsprozesse vereinfacht und angeglichen werden.

Laufzeit
2019–2021

Förderer