Pressemitteilung

Autorast 1971: SLUB Dresden zeigt Fotografien von Rudi Meisel, Deutsche Fotothek übernimmt das Archiv des Fotografen

Heute wurde in der Cafeteria Bib-Lounge der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden die neueste Schau der Ausstellungsreihe loungeaffairs eröffnet. Unter dem Titel „Autorast 1971“ sind bis 16. Oktober 2022 Fotografien von Rudi Meisel (*1949) zu sehen. Anlass für die Ausstellung ist die vertraglich vereinbarte Übernahme des gesamten Archivs von Rudi Meisel in die Deutsche Fotothek.

Rund 50 Jahre ist es her, dass Rudi Meisel auf Rastplätzen an der A 3 südlich von Köln fotografierte, damals noch als Student an der Folkwangschule in Essen beim berühmten Otto Steinert. Doch in „Autorast 1971“ ist bereits zu entdecken, was Rudi Meisel als Fotografen bis heute ausmacht: ein Ansatz, der ihn ganz nah an die Menschen herantreten lässt. Offen-interessiert, wahrt er doch beobachtende Distanz und hält fest, was sich im Rückblick nicht nur zu einer Situationsbeschreibung, sondern vielmehr zu einer zeitspezifischen Gesellschaftsstudie verdichtet.

Mit einem Weitwinkelobjektiv gibt Meisel Einblick in das, was Paare, Familien oder Einzelreisende in Unterbrechung ihrer Fahrt tun. Rast bedeutet damals wie heute essen, rauchen, lesen, entspannen und schlafen. Die Mikrogeschichten entstehen über die Definition des Bildausschnitts, über das, was darin in durchdachter Komposition auch formal zusammengeführt wird. So ist der an sich banale Durchgangsort in den Schwarzweißaufnahmen Schauplatz zeitlos anmutender menschlicher Bedürfnisse.

Schon während seines Studiums arbeitete Rudi Meisel bildjournalistisch für Magazine wie Spiegel, Time oder Stern. 1975 war er mit André Gelpke und Gerd Ludwig Begründer der Fotoagentur VISUM. Seit 1978 bereiste er regelmäßig als Bildjournalist die DDR, woraus zusammen mit der Journalistin Marlies Menge bis 1989 zahlreiche Reportagen für das ZEITmagazin entstanden. Langjährige Kooperationen verbinden ihn mit dem Grafikdesigner Otl Aicher und dem britischen Architekten Norman Foster. Sein besonderes Interesse gilt dem Ruhrgebiet und der Beobachtung des Straßenalltags in Ost und West.

Die Deutsche Fotothek schätzt sich glücklich, dass mit Rudi Meisel die Übernahme seines gesamten Archivs vereinbart wurde. Damit wird ein zentraler Vertreter bildjournalistischer Fotografie in Deutschland in das Archiv der Fotografen aufgenommen. Mit ersten 300 Prints von 1969 bis in die Gegenwart zu Themen wie „Ruhrgebiet nach 1969“, „West-Berlin und Ost-Berlin vor 1989“ oder „New York City 1976–2018“ ist Rudi Meisel fortan im Bestand vertreten.

Sie sind weltweit online recherchierbar und zeigen, wie sich in Rudi Meisels fotografischem Schaffen präzise Beobachtung (nicht nur) deutscher gesellschaftlicher Befindlichkeiten mit einer stets empathischen Herangehensweise verbindet: www.slubdd.de/meisel 

Zur Übernahme seines Archivs sagt Rudi Meisel: „Wohin mit all meiner Fotografie und meinen Erinnerungen. Das habe ich mich immer mal wieder gefragt, nur mit niemanden darüber gesprochen, mit wem auch. Jetzt bin ich beschenkt und beglückt, hier in der Deutschen Fotothek in Dresden auf Dauer kundig betreut zu werden. Dass eine Autorast 1971 vom 4. Semester jetzt zum ersten Mal zusammenhängend ausstellt wird, freut mich riesig.“

Jens Bove, Leiter der Deutschen Fotothek an der SLUB: „Ich bin sehr froh, dass die Deutsche Fotothek mit dem Archiv Rudi Meisel wieder einmal substantiellen Zuwachs erhalten hat. Das bestärkt uns in unserem Konzept, die Deutsche Fotothek als Archiv der Fotografen für die Werke bedeutender deutscher oder in Deutschland arbeitender Fotografinnen und Fotografen konsequent weiter auszubauen. Mit der Ausstellung und der Begleitpublikation wollen wir zeigen, dass es dabei nicht allein um die Erhaltung fotografischer Werke und Nachlässe geht, sondern stets auch um deren Aktivierung, um Sichtbarkeit.“

„Rudi Meisel. Autorast 1971“ist nach Präsentationen zu Frank Höhler, Luc Saalfeld und Jacques Schumacher die vierte Ausstellung in der Reihe loungeaffairs der Deutschen Fotothek mit Highlights aus dem Archiv der Fotografen. Im halbjährlichen Rhythmus gibt sie Einblicke in die Sammlung und stellt jeweils eine fotografische Position näher vor.

Die Kuratorin der Ausstellung und des Archivs der Fotografen, Agnes Matthias: „Die Serie ,Autorast 1971‘ passt thematisch perfekt zur Bib-Lounge als einem Ort der Pause. Durch Perspektive und Ausschnitt hat Rudi Meisel in jedem Bild eine eigene kleine Geschichte angelegt. Und beim Betrachten merken wir: Die Leute von 1971 sind uns in ihrem Verhalten überraschend ähnlich. Und dazu trägt ganz sicher Rudi Meisels einfühlsamer, den Menschen vor seiner Kamera immer freundlich gestimmter Blick bei.“

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation in Form einer Archivbox mit einem einführenden Text von Agnes Matthias und insgesamt 14 Bildkarten mit der kompletten Serie „Autorast 1971“ im publish&print Verlag Dresden. Eine auf 25 Exemplare limitierte Vorzugsausgabe enthält zusätzlich einen von Rudi Meisel signierten S/W-Print im Format 15 x 21 cm.

Die Publikation ist online unter www.slubdd.de/autorastpublikation erhältlich.

Die Cafeteria Bib-Lounge in der SLUB (Zellescher Weg 18, 01069 Dresden) wird vom Studentenwerk Dresden betrieben und ist derzeit montags bis freitags von 10:00 bis 19:00 Uhr geöffnet. loungeaffairs #4 „Rudi Meisel. Autorast 1971“ ist dort bis zum 16. Oktober 2022 zu sehen, der Eintritt ist frei.

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Weiterführende Informationen

Künstlergespräch mit Rudi Meisel und Anna Gripp, Zeitschrift Photonews (angefragt). Der Termin wird noch bekannt gegeben.

Publikation: publish&print Verlag Dresden, ISBN 978-3-946339-40-3, Preis: 10 €, Vorzugsausgabe mit signiertem S/W-Print: 150 €

Rudi Meisel auf der Website der Deutschen Fotothek: www.slubdd.de/meisel

 

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