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Begegnungen. Fotografieren im öffentlichen Raum Künstlergespräch mit Göran Gnaudschun und Rudi Meisel
Die Deutsche Fotothek in Dresden präsentiert anlässlich ihres 100jährigen Bestehens ein umfangreiches Programm. Im Rahmen der Ausstellung #MITTENDRIN mit Positionen aus dem Archiv der Fotografen spricht die Kuratorin Agnes Matthias mit den beiden Fotografen Göran Gnaudschun (Potsdam) und Rudi Meisel (Berlin) über das Fotografieren im öffentlichen Raum, über die Begegnung mit Menschen und das beobachtende Erschließen von Städten mit der Kamera.
Rudi Meisel (*1949 in Wilhelmshaven) ist mit seinem Werk seit 2021 im Archiv der Fotografen der Deutschen Fotothek vertreten.
Er studierte von 1969 bis 1975 Fotografie bei Otto Steinert an der renommierten Folkwangschule in Essen. Schon während des Studiums arbeitete er als freier Reportagefotograf und gründete 1975 zusammen mit Kommilitonen die kooperativ organisierte Fotoagentur VISUM. Bis 1999 war Rudi Meisel bildjournalistisch und redaktionell für verschiedene Magazine und Zeitschriften wie Spiegel, Merian, Stern oder das ZEITmagazin tätig.
Ob in den 1970/80er Jahren im Ruhrgebiet, als für die DDR akkreditierter Bildjournalist oder mit einem Stipendium 2018 in New York unterwegs: Rudi Meisel interessiert sich für die Menschen, ihr Dasein und Handeln, wie es sich im öffentlichen Raum der Straße, der U-Bahn oder dem Autorastplatz darbietet. Sein Ansatz lässt ihn nah herantreten – offen-interessiert, zugewandt und doch einen beobachtenden Abstand wahrend. So kann er Situationen sehen und festhalten, die mehr als eine Momentaufnahme sind. Vielmehr verdichten sie sich in der seriellen Zusammenstellung zu einer zeitspezifischen Gesellschaftsstudie. Im retrospektiven Ost-West-Vergleich, zu dem 2015 anlässlich bei C/O Berlin das Buch Landsleute 1977–1987 erschien, wird offensichtlich, dass zumindest die sichtbaren Unterschiede zwischen den Systemen nur graduell waren.
Göran Gnaudschun (*1970 in Potsdam) studierte von 1994 bis 2000 Künstlerische Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig bei Timm Rautert, bei dem er anschließend bis 2003 ein Aufbaustudium Bildende Kunst absolvierte. Neben seinen eigenen fotografischen Aktivitäten ist er als Dozent tätig, so aktuell seit 2022 im Fachbereich Design an der Fachhochschule Potsdam und seit 2018 der Ostkreuzschule für Fotografie für die Abschlussklassen.
Als Fotograf sucht Göran Gnaudschun immer wieder die Begegnung mit Menschen, mit Unbekannten und solchen, die darüber zu Bekannten werden. So verbrachte er 2010 viel Zeit mit Jugendlichen, „deren Leben aus dem Gleis geraten ist“, auf dem Berliner Alexanderplatz, nicht nur als Beobachter, sondern auch als Teilnehmender. Die sich in der Situation entfaltende Ambivalenz zwischen Nähe und Distanz spiegeln auch seine Porträts, die 2015 in Hannover im Rahmen des Stipendiums HannoverShots oder 2016/17 in Rom entstanden. Hier fotografierte er als Stipendiat der Deutschen Akademie Villa Massimo entlang der Via Prenestina am Rande der Großstadt die Menschen, die er auf seinem Weg traf – eine Sozialstudie im Kleinen. Zu vielen Projekten entstanden Bücher, in denen Göran Gnaudschuns Texte seinen Fotografien eine ganz wesentliche Ebene hinzufügen.
Die Veranstaltung wird auch im Live-Stream übertragen.