Inhalt

Einleitung

Dede Korkut wird vorgestellt als gottbegnadeter Berater der Oghusen:

Dede Korkut löste alle Schwierigkeiten der Oghusen. Was immer geschah, ohne sich mit Dede Korkut zu beraten, taten sie nichts. Sie führten ohne weiteres aus, was immer er empfahl.

(Übersetzung von Hendrik Boeschoten)

Er prophezeit die immerwährende Vorherrschaft und das Wohl der Osmanen. Dann führt er eine Reihe von Sprichwörtern in Versen an, die aus der Welt der Nomaden stammen und von islamischer Frömmigkeit geprägt sind:

Ohne Gott anzuflehen, gedeiht nichts.
Kein Mensch wird reich, ohne dass der Herrgott es fügt.
Kein Sterblicher hat einen Unfall, der nicht
vorherbestimmt ist.

(Übersetzung von Hendrik Boeschoten)

Schließlich spricht er über die Frauen:

Frauen gibt es vier Sorten:
Eine ist der Pfosten, der das Zelt stützt;
eine die Sorte, die alles verwelken lässt;
eine ein Ball, gefüllt mit Klatsch;
eine die Sorte, die nicht hinhört, was immer man sagt.

(Übersetzung von Hendrik Boeschoten)

Heldengeschichten

Den Hauptteil bilden 12 Heldengeschichten ("boy") in Prosa mit Redeteilen in Versen. Sie beginnen zumeist mit einem Festmahl der "Herren der strammen Oghusen", bei dem viel Wein getrunken wird. Man geht auf die Jagd, reitet auf edlen Pferden, bewährt sich im Kampf gegen Ungläubige (insbesondere die christlichen Georgier), wilde Tiere und Ungeheuer, man streitet untereinander, plündert, entführt, tötet, rettet, trauert, klagt, betet, verzeiht, liebt, feiert Siege und Hochzeiten. Am Schluss jeder Geschichte tritt Dede Korkut als Geschichtenerzähler, Dichter und Barde auf. Er erinnert daran, dass auch das Leben der Helden vergänglich ist, und endet mit Glück- und Segenswünschen.

Die Geschichten enthalten viele Informationen über Alltagskultur, Brauchtum, Sozialleben und Ethik der Nomaden, wobei sich infolge ihrer jahrhundertelangen Überlieferung frühere und spätere Verhältnisse mischen.

https://www.encyclopedia.com/arts/culture-magazines/book-dede-korkut

1. Geschichte: Boghatsch Chan, Dirsä Chans Sohn
Beim jährlich veranstalteten Festmahl des Großchans Bajindur wird Dirsä Chan wegen seiner Kinderlosigkeit verflucht. Auf Anraten seiner Frau gibt er selbst ein Festmahl, betet, bringt Opfer und vollbringt Wohltätigkeiten. Daraufhin wird ihm auf wunderbare Weise ein Sohn geboren, der so stark wird, dass er einen Stier bezwingt. Dede Korkut gibt ihm den Namen Boghatsch und sein Vater verleiht ihm den Fürstentitel (Chan). Die 40 missgünstigen Krieger Dirsä Chans verleumden Boghatsch zu Unrecht bei seinem Vater, der seinen Sohn daraufhin auf der Jagd schwer verwundet. Nachdem die Mutter den vermeintlich toten Boghatsch gefunden und geheilt hat, nehmen die Krieger aus Furcht ihren Herrn Dirsä Chan gefangen. Auf Bitten seiner Mutter verzeiht Boghatsch seinem Vater und befreit ihn.

2. Geschichte: Wie Salur Kasans Zelt geplündert wird
Salur Kasan, Sohn des Großchans Bajindur, begibt sich im Anschluss an ein Trinkgelage mit anderen Oghusenherren auf die Jagd. Währenddessen überfällt Schökli, König der islamfeindlichen Georgier, mit 7000 Gefolgsleuten das Zeltlager der Oghusen und nimmt Salur Kasans Mutter, seine Frau Burla, seinen Sohn Urus, 40 Krieger und 40 Zofen gefangen und entführt Pferde und Kamele. Nur der starke Schafhirte Karadschuk stellt sich mit seinen Brüdern den Ungläubigen in den Weg und tötet mit seiner Schleuder 300 von ihnen. Im Traum gewarnt, kehrt Salur Kasan zurück und tötet gemeinsam mit seinen heldenhaften Begleitern König Schökli und die übrigen Georgier.

3. Geschichte: Bamsi Beirek, Sohn des Fürsten Baj Büre
Den Fürsten Baj Büre und Paj Bidschan wird auf die Fürbitte der versammelten Innen- und Außenoghusen hin ein Sohn bzw. eine Tochter geschenkt, die füreinander bestimmt sind. Baj Büres Sohn, von Dede Korkut "Bamsi Beirek mit dem grauen Hengst" benannt, bewährt sich im Kampf gegen Ungläubige und vermählt sich mit Paj Bidschans Tochter Banu Tschitschek, nachdem er sie im Ringkampf besiegt hat und Dede Korkut die Zustimmung ihres wahnsinnigen Bruders Deli Kartschar erwirkt hat. In der Hochzeitsnacht wird Beirek von Ungläubigen gefangen genommen. Als der Totgeglaubte nach 16 Jahren entkommt und als Barde verkleidet zum elterlichen Lager zurückkeht, erfährt er, dass Jaltadschuk, "Sohn des Lügners", Tschitschek heiraten möchte. Diese erkennt ihn und Jaltadschuk flieht. Nachdem sich Beirek mit seinen Kriegern an den Ungläubigen gerächt hat, wird ein glänzendes Hochzeitsfest gefeiert.

4. Geschichte: Wie Salur Kasans Sohn Urus gefangen genommen wurde
Auf Wunsch seines Sohnes Urus nimmt Salur Kasan ihn mit auf die Jagd. Dabei werden sie von 16.000 Ungläubigen angegriffen und Urus wird nach tapferem Kampf an der Seite seiner 40 Krieger gefangen genommen. Salur Kasan bezwingt gemeinsam mit zahlreichen Oghusenherren und seiner Frau Burla in Begleitung ihrer 40 Zofen die Ungläubigen und befreit Urus. Am Ende wird ein großes Fest gefeiert.

5. Geschichte: Deli Domrul, Ducha Kodschas Sohn
Der überhebliche Held Deli Domrul versucht, die Seele eines verstorbenen Jünglings aus der Gewalt des Todesengels Asrael zu retten. Er kann aber nichts ausrichten und wird auf Allahs Befehl selbst mit dem Tod bedroht. Als Deli Domrul einsieht, dass allein Allah über Leben und Tod entscheidet, soll seine Seele verschont bleiben, wenn Asrael dafür eine andere Seele erhält. Weder Deli Domruls betagter Vater noch seine Mutter möchten ihre Seelen opfern. Als seine Frau sich dazu bereiterklärt, erbarmt sich Gott aber und Asrael holt sich die Seelen der feigen Eltern. Daraufhin darf Deli Domrul noch 140 Jahre lang leben.

6. Geschichte: Kanturali, Kangli Kodschas Sohn
Kangli Kodschan möchte seinen Sohn verheiraten. Nach vergeblicher Suche unter den Oghusen fällt die Wahl schließlich auf Seldschan, die vielfach umworbene Tochter des ungläubigen Königs von Trapezunt. Um sie für sich zu gewinnen, muss Kanturali einen Löwen, einen Stier und einen Kamelhengst besiegen. Zwar erfüllt er die Bedingung, aber der König will ihm seine geliebte Tochter dennoch nicht geben und sendet 600 Krieger gegen ihn aus. Seldschan rettet den verletzten Kanturali, der sich zunächst in seinem Stolz verletzt fühlt, sich dann aber mit seiner tapferen Braut versöhnt. Schließlich feiern die Oghusen ein rauschendes Hochzeitsfest.

7. Geschichte: Jegenek, Kasilik Kodschas Sohn
Kasilik Kodscha, Minister des oghusischen Großchans Bajindur und Vater eines einjährigen Sohnes, versucht, die Burg Düsmürd am Schwarzen Meer zu erobern. Vom Burgherrn Direk mit der Riesenkeule schwer verletzt, wird Kasilik gefangengenommen. Als nach 16 Jahren sein Sohn Jegenek im Traum davon erfährt, zieht er mit zahlreichen Oghusenherren gegen Direk, tötet den Ungläubigen und ersetzt die Kirche auf der Burg durch eine Moschee. Vater und Sohn erkennen sich wieder und ziehen beutebeladen nach Hause.

8. Geschichte: Wie Depegös durch Bassat getötet wurde
Ein Schafhirte namens Sari vergewaltigt eine Nymphe, die ein einäugiges Wesen (Depegöz) gebiert. Der Oghuse Arus Kodscha nimmt Depegöz zu sich und besorgt mehrere Ammen, von denen aber eine nach der anderen von dem Säugling umgebracht wird. Als Depegöz seinen Spielkameraden Ohren und Nasen abbeißt, wird er verjagt. Von der Nymphe unverwundbar gemacht, wütet er gegen die Oghusen und erhält als Tribut täglich zwei Männer und 500 Schafe zum Fraß. Bassat, der Sohn des Arus Kodscha, rächt seinen getöteten Bruder, indem er Depegöz mit einem glühenden Spieß blendet und ihn schließlich enthauptet.

 

9. Geschichte: Emran, Begils Sohn
Der Krieger Begil, vom Großchan Bajindur zum Wächter der Oghusen bestimmt, begibt sich mit 366 Helden auf die Jagd. Er fällt vom Pferd und bricht sich ein Bein. Als er durch einem Spion erfährt, dass die tributpflichtigen Georgier ihn und seine Familie gefangennehmen wollen, sendet er seinen Sohn Emram mit 300 Kriegern in die Schlacht gegen die Ungläubigen. Emram besiegt mit Hilfe Allahs den Georgierkönig Schökli im Zweikampf, woraufhin dieser zum Islam konvertiert.

10. Geschichte: Segrek, Uschun Kodschas Sohn
Auf einem Raubzug wird der kühne Egrek von 600 Ungläubigen in einem Tierpark des Schwarzen Fürsten gefangengenommen und auf der Burg Alindscha eingekerkert. Als sein jüngerer Bruder Segrek davon erfährt, verlässt er seine Braut, um Egrek zu befreien. Am Ende der langen Reise schläft Segrek im Park ein. Geweckt von seinem Pferd, besiegt er zunächst 60 und dann 100 ungläubige Krieger. Schließlich soll Egrek seinen Bruder töten. Die beiden erkennen sich aber und schlagen die Ungläubigen in die Flucht. Zu Hause halten beide Brüder Hochzeit.

11. Geschichte: Wie Salur Kasan in Kriegsgefangenschaft geriet und wie sein Sohn Urus ihn befreite
Der König von Trapezunt schenkt Salur Kasan einen Falken, der ihn und seine 25 Gefährten auf der Jagd zur Burg Tomanin ins Land der Ungläubigen führt. Diese töten die Oghusen, bringen Kasan auf die Burg und werfen ihn in einen Brunnen. Als die Ungläubigen von Kasan verlangen, dass er sie preisen solle, singt er Spottverse zur Laute. Daraufhin wird er in einen Schweinestall gesperrt. Als sein Sohn Urus davon erfährt, rückt er mit einem Heer gegen die Ungläubigen, deren Führung Kasan gegen das Versprechen seiner Freilassung übernimmt. Vater und Sohn erkennen sich im Kampf, besiegen die Ungläubigen gemeinsam, reißen die Kirche auf der Burg ein und bauen eine Moschee. Nach der Rückkehr in ihre Heimat wird der Sieg gefeiert.

12. Geschichte: Wie die Außen-Oghusen gegen die Innen-Oghusen rebellierten und wie Beirek den Tod fand
Alle drei Jahre gestattet Salur Kasan den Stammesgruppen der Innen- und der Außen-Oghusen, sein Zelt zu plündern. Als die Innen-Oghusen einmal den Außen-Oghusen zuvorkommen, fühlen diese sich benachteiligt. Ihr Anführer Arus verlangt von seinem Neffen Bamsi Beirek, der als Innen-Oghuse mit einer Außen-Oghusin verheiratet ist, sich mit ihm gegen Kasan und die Innen-Oghusen zu stellen. Als Beirek sich weigert, tötet Arus ihn. Daraufhin greift Kasan die Außen-Oghusen an und tötet Arus.

Spätere Eintragungen

Auf den Vorsatzblättern der Dresdner Handschrift gibt es von späteren Händen diverse Eintragungen, die – wie in orientalischen Handschriften häufig – teilweise schräg nach links unten oder nach links oben geschrieben sind. Außer dem Namen eines Besitzers und einer Jahresangabe (s. Kapitel "Provenienz") finden sich osmanische, persische und arabische Verse, ein Zitat aus dem Koran, Gebete, 18 Hadithe (Ausprüche des Propheten Mohammed), ein medizinisches Rezept gegen Husten und ein Rätselgedicht.

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